Mit diesem, verglichen mit dem Gros des Feldes, geringen Rückstand hat der Linzer Felix Großschartner in eindrucksvoller Manier die Tour de France absolviert.
"Könnte unter die ersten Zehn fahren"
Dass er im Endklassement den 23. Platz belegt hat, habe er erst daheim erfahren, erzählt Großschartner: „Ich habe mir die Ergebnisliste nicht angeschaut.“ Wäre er auf die Gesamtwertung aus, könnte er wie Landsmann Felix Gall auch unter die ersten zehn fahren, ist er überzeugt. „Aber meine Rolle war eine andere.“
Edelhelfer
Er musste sich im UAE Team Emirates in erster Linie darum kümmern, seine beiden Kapitäne, den Slowenen Tadej Pogačar und den Briten Adam Yates, gut über die Berge zu bringen. Schlussendlich belegten die beiden die Plätze zwei und drei.
„Eine Quälerei“
Jedes Radrennen sei eine Quälerei, sagt Großschartner: „Aber die Tour ist noch um eine Spur härter.“ Zur Müdigkeit komme aufgrund der vielen Zuschauer und des enormen Medieninteresses jede Menge Stress. Und die ständige Gefahr, dass man stürzt oder sonst etwas passiert. „Das sind drei intensive Wochen. Du musst immer fokussiert und konzentriert sein.“
An ein spezielles Highlight erinnert sich der 29-jährige Profi nicht: „Ich war eigentlich bei allen Bergetappen, als nur noch die besten 15 der Welt übrig waren, vorne dabei.“ Insofern sei er froh, seinen Job gut gemacht zu haben, besser als erwartet.
„Sicher sind wir dorthin gefahren, um zu gewinnen“, zieht Großschartner Bilanz: „Am Ende sind wir Zweiter und Dritter geworden, aber nicht, weil wir blöde Fehler gemacht haben.“ Der Däne Jonas Vingegaard sei einfach stärker gewesen, das sei zu akzeptieren.
Entscheidend war Pogačars Einbruch auf der Königsetappe: „Es hat wehgetan, zu sehen, wie enttäuscht er war. Aber das hat uns noch enger zusammenrücken lassen.“ Drei Tage später gewann Pogačar die Etappe. Teil dieser Mannschaft zu sein, sei etwas Besonderes gewesen, resümiert Großschartner: „Eine megaschöne Lebenserfahrung.“
Bergzeitfahren
Zum Ausrasten und Genießen bleibt wenig Zeit. Nach dem eher legeren Zwischenstopp beim Radkriterium in Wels steht heute in der Schweiz ein weitaus größerer Kraftakt an: die erstmalige Europameisterschaft im Bergzeitfahren auf den St. Gotthardpass – 14 Kilometer, teils über Granitsteinpflaster und rund 990 Höhenmeter.
Obwohl nicht ganz frisch in den Beinen, zählt sich Großschartner zu den Top-Favoriten: „Grundsätzlich kann ich sicher um einen Podiumsplatz mitfahren.“ Die Saison ist noch lang. Auf die WM mit dem Nationalteam Mitte August in Glasgow folgen die Luxemburg-Rundfahrt und einige Tagesrennen auf der Worldtour.
Urlaub in Japan
Danach beginnt schon die Planung für 2024. Eine der drei großen Rundfahrten – Giro d’Italia, Tour de France, La Vuelta in Spanien – wird Großschartner sicher fahren. Und zwischen alldem soll sich heuer im Herbst ein Urlaub mit Freundin Sabrina ausgehen. Japan steht seit Längerem auf der Liste.
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