Glasner: „Jeder soll seine Qualität in den Dienst des Teams stellen“
Oliver Glasner bei seinem Auftritt in der Linzer Oberbank, interviewt von Rainer Pariasek
Mit Bussen waren sie gekommen, um Oliver Glasner, den Erfolgscoach von Crystal Palace, zu erleben. 1.700 Gäste füllten Freitag vor einer Woche das Donauforum der Linzer Oberbank.
Der sympathische Riedauer erzählte von seiner Herangehensweise. „Der Trainer ist wie jede Führungskraft ein Manager. In England heißt er auch so. Am Ende geht es darum, eine Gruppe von 70 Leuten zu begeistern, gemeinsame Ideen zu kreieren und zu gewinnen.“ Das seien 25 bis 30 Spieler und inklusive der Mediziner knapp 40 Betreuer. Jeder sollte seine Qualitäten in den Dienst und den Mannschaftserfolg stellen.
„Lebt euch aus“
In der Regel fahre er um 7.30 aufs Trainingsgelände und er kehre zwischen 18 und 20 Uhr nach Hause zurück. Er werde oft gefragt, was er den ganzen Tag mache, wenn das Training selbst nur 75 Minuten dauere. Glasner: „90 Prozent meiner Gedanken drehen sich darum, wer braucht was, wer braucht welche Gespräche?“ Er habe fünf Co-Trainer, vier Fitnesstrainer, einen Arzt und mehrere Physiotherapeuten, vier Videoanalysten, mit denen es jeden Tag Meetings gebe, drei Sportwissenschafter, die alle Daten aufarbeiteten. „Ich bin einer, der immer alles wissen will. Ich übernehme die Verantwortung und stelle mich vor jeden hin, aber ich will Bescheid wissen.“ Er bündle dieses Wissen.
Keine Allüren, Bescheidenheit ist angesagt: Oliver Glasner
„Wir machen das alles nur, damit wir die Spieler unterstützen, ihr Potenzial auszuschöpfen und um ihr bestmögliches Ich zu werden. Ich habe viele Zoom-Calls mit Spielern, die wir verpflichten. Ich sage ihnen, unser Ziel ist es, den bestmöglichen Spieler in seiner Individualität zu bekommen. Ich sage ihnen, Du bekommst jede Unterstützung. Aber machen kannst es nur du. Ich erwarte nur eines, dass du jeden Tag kommst und dein Bestes gibst. Und solange wir das Gefühl haben, einer gibt sein Bestes, hat er jede Unterstützung von uns. Und so versuchen wir, am Trainingsgelände eine Umgebung zu kreieren, wo jeder gern hinkommt. Unser Motto ist, express yourself. Lebt euch aus, um gemeinsam erfolgreich zu sein.“
Von links: Pariasek, Oberbank-Chef Gasselsberger, Glasner und Ried-Präsident Gahleitner
Er, Glasner, würde jeder Schulklasse einmal raten, in eine Fußball-Umkleidekabine zu gehen. Denn es gebe so viele gesellschaftliche Probleme wie zum Beispiel Rassismus, die es in der Kabine nicht gebe. Spieler, egal welcher Herkunft oder Religion, würden sich verstehen. Es gebe auch die verschiedensten Essensrichtungen. „Jeder kann so sein, wie er ist. Jeder hat seine Stärke.“
Ego-Spieler
Als er zu Crystal Palace gekommen sei, habe es einen Spieler gegeben, der sehr von sich überzeugt gewesen sei. Er habe gleich einmal zwei Tore verschuldet, ähnlich sei es im Training gewesen. „Ich habe ihn mir geholt und ihm klar gesagt, ich will das nicht mehr. Wir haben dann in Liverpool gespielt, wir hatten vorher sechs Spiele verloren, Liverpool war zu Hause zwei Jahre lang unbesiegt. Da ist es gut so einen Spieler zu haben, weil er sich sagt, ich kann’s. Wir haben eins zu null gewonnen. Was auf der einen Seite anstrengend ist, kann einem in der Situation helfen.“
„Well done“
Glasner findet, dass wir uns selbst Dinge oft nicht zutrauen. „Was man sich selbst nicht zutraut, wird man nie schaffen.“ Alex Ferguson, legendärer Trainer von Manchester United, habe ihm einmal gesagt, das wichtigste Wort eines Jugendtrainers sei „well done“.
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