Gasthaus Haudum: „Gerettet hat uns das Granitpilgern“

Zwei Generationen Haudum (v.l.): Neo-Chef Lukas, seine Frau Fini, Christl und Peter mit der viermonatigen Enkelin Paula
Der Lockdown trifft die Wirte schwer. „Es ist zermürbend“, sagt der Helfenberger Peter Haudum. Die Gäste des Granitpilgerweges retteten die Saison.

Nach außen hat sich nicht viel geändert. Betritt der Besucher das – wegen der Pandemie noch geschlossene – Gasthaus im Zentrum Helfenbergs (Bez. Rohrbach, 1.000 Einwohner), trifft er wie gewohnt auf Peter (59) und Christl Haudum. Obwohl die beiden es mit Jahresende an ihren Sohn Lukas (28) übergeben haben. „Meine Mama ist mit 84 Jahren noch in der Küche gestanden“, sagt Peter. „Ich möchte das vielleicht nicht so lange machen, aber es freut uns, wenn wir weiterarbeiten können. Ich bin froh, wenn ich vom Dauerstress wegkomme, es muss nicht alles an mir hängen. Aber wir ergänzen uns gut und es macht mir Freude.“ Er wolle auch nicht mehr so lange bleiben, bis der letzte Gast gegangen ist.

Gasthaus Haudum: „Gerettet hat uns das Granitpilgern“

Der hausgemachte Nußgeist ist ein Renner

Während des aktuellen Lockdowns werden Speisen zum Mitnehmen angeboten. „Vor Weihnachten haben wir an einem Tag 70 Portionen Speckknödel gebraucht“, erzählt Lukas. Jetzt im Jänner sei es etwas ruhiger. Das sei nach dem vielen Essen während der Feiertage normal. Rechnet sich die Essensausgabe? „Wenn ich mir Angestellte reinholen müsste, nicht. Wenn es wir vier machen, passt es“, sagt Peter. Aber: „Das Ausgeben von Essen ist lieb und nett, rettet uns aber überhaupt nicht.“

Gasthaus Haudum: „Gerettet hat uns das Granitpilgern“

Die Speckwerkstatt offeriert neun verschiedene Sorten Speck

Alles wesentlich komplizierter

Wie ist es im Lockdown? „Im vergangenen Frühjahr sind die Unterstützungsgelder sehr flott und rasch gekommen. Im November auch noch, dann ist alles sehr kompliziert geworden. Im ersten Lockdown habe ich alles selbst beantragen können. Jetzt ist es so kompliziert geworden, dass es der Steuerberater machen muss“, so Lukas. „Man kennt sich nicht mehr aus. Für die gesamte Gastronomie ist der Lockdown sehr belastend. Wir haben in der Vorweihnachtszeit mit unseren weiteren wirtschaftlichen Beinen, der Speckwerkstatt und dem Holzhandel und dem Wald, einen Teil des Umsatzes gerettet.“ Haudum bietet neun verschiedene, selbstgeräucherte Specksorten zum Verkauf an, vor Weihnachten werden Geschenkboxen versandt. Der selbst gemachte Nussgeist erwies sich als Renner.

Gasthaus Haudum: „Gerettet hat uns das Granitpilgern“

In der Küche wird ein neuer Ofen installiert, das Geschirr steht einstweilen auf den Tisch der Gaststube

Der Vater sieht den Lockdown sehr kritisch. „Es ist nett, dass sie uns helfen. Du kommst in der Früh von der Wohnung in die Gaststube, es ist finster, es zermürbt dich. Um 16, 17 Uhr wird es wieder finster. Es zerdrückt dich. Um 20, 21 Uhr gehst du wieder in den Privatbereich rauf. Wir sind nicht da, um Pause zu machen und das Geld ersetzt zu bekommen. Wir wollen arbeiten. Ich habe gestern zur Christl gesagt, mir ist zum Flennen. Wir sind in den Startlöchern. Wir haben alles vorbereitet. Die Zahlungen sind lieb und nett, Gott sei Dank, aber wenn man das Wirtsgeschäft 33 Jahre lang gemacht hat, fragt man sich, was wird denn das jetzt? Die Leute gewöhnen sich das Fortgehen ab. Sie sagen, ich bin jetzt zwei, drei Monate nicht weggegangen, ich habe zu Hause das Heimkino und die Cappuccino-Maschine. Gott sei Dank haben wir das Granitpilgern (die Menschen, die den Granitpilgerweg gehen, Anm.), das uns voriges Jahr gerettet hat. Ich hoffe, dass es uns auch heuer wieder retten wird.“

Gasthaus Haudum: „Gerettet hat uns das Granitpilgern“

Der Gasthof im Zentrum von Helfenberg

„Die gesamte Gastroszene hat sich gedreht“, sagt Lukas. Heute trinke keiner mehr fünf Bier, sondern die Menschen wollen gut essen gehen. Wenn man die Umstellung nicht schaffe und man mit der Küche nicht mitgehe, habe man Probleme.

Den Lockdown sieht er eine Spur gelassener als der Vater. „Man kann sowieso nichts ändern. Wir können froh sein, dass wir in Österreich leben und es uns gesundheitlich so gut geht. Wir können nun unsere Tochter (Paula wurde vor vier Monaten geboren) mehr genießen. Wir nutzen jetzt die Zeit, um sofort zu starten, wenn es losgeht.“ Das Dach und die Fotovoltaikanlage wurden erneuert, in der Küche ein neuer Ofen installiert, der Saal ist ebenfalls renoviert.

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