Fußball: Volley in Quarantäne

Im Fußball gibt es kein Abstandhalten. So zeigt das etwa Benedikt Machreich von der Union St. Florian (li.) im Zweikampf mit Robert Pervan (re.) von der Union Edelweiß.
Im Unterhaus wird wieder gekickt, aber das Coronavirus spielt immer öfter nicht mit.

Von Gerhard Marschall

Für den Regionalligisten Gurten hätte es das Spiel des Jahres werden sollen: Die Innviertler wollten den Bundesligaklub Altach aus dem ÖFB-Cup kicken. Daraus wurde aber nichts. Weil zwei Spieler positiv auf Covid-19 getestet wurden, musste das Match abgesagt werden. Das nächste Meisterschaftsspiel gegen SC Karlsdorf fällt ebenso aus, vermutlich auch das Derby gegen Vöcklamarkt am Freitag.

„Keine einfache Situation für uns“, sagt Gurtens sportlicher Leiter Franz Reisegger. An die 20 Spieler sind für zehn Tage in Quarantäne geschickt worden. Vor deren Ablauf werde noch einmal getestet, erklärt Heidemarie Schachinger von der Bezirkshauptmannschaft Ried das weitere Prozedere. Und: „Auch bei einem negativen Ergebnis wird die Quarantäne nicht aufgehoben.“ Im Gegensatz zu den Profis, die dann zurück zum Training dürfen, werden die Amateure wie Private behandelt: Kontaktpersonen der Kategorie 1 bleiben isoliert.

Elf gegen elf

Gerhard Götschhofer, Anwalt und Präsident des OÖ. Fußballverbandes, plädiert für eine Gleichstellung. Generell fordert er Fairness ein: „Der Fußballsport ist eigentlich einer der ungefährlichsten Momente.“ Vielmehr werde das Virus von anderswo hereingetragen. Und angesichts dessen, wie wenige der vielen Kicker infiziert seien, könne „der Fußball in keiner Weise Synonym für Corona“ sein.

Im Übrigen glaubt und hofft der Präsident, dass Fußballer in Quarantäne keine Probleme mit ihren Arbeitgebern bekommen. Schließlich würden die Lohnkosten vom Staat ersetzt. Dennoch wurde im Bezirk Steyr ein 23-jähriger Spieler aus St. Marien (1. Klasse Ost) angeblich deshalb gekündigt, weil er trotz negativem Test nicht aus der Quarantäne wieder zur Arbeit gekommen war.

Neben der Mannschaft von St. Marien wurden auch 28 Spieler des Gegners Hofkirchen/Traunkreis in Quarantäne geschickt. Einigen Akteuren der Union St. Marien ist das bereits zweimal widerfahren. Sieben von ihnen haben mittlerweile aus Sorge um ihren Arbeitsplatz die Kickerei aufgegeben.

Fußball heißt elf gegen elf, intensiver Körperkontakt inklusive. Abstand halten geht gar nicht, Mund- und Nasenmaske sowieso nicht. Covid-19 zum Trotz ist der Betrieb in Oberösterreichs Unterhaus wieder voll angelaufen. Auch Zuschauer sind zugelassen, maximal 200. Wer damit nicht auskommt, muss ein Präventionskonzept erstellen. Dazu gehört, dass alle Zuschauer registriert werden.

Verhalten von Fans

Mit „unterm Strich passabel“, beschreibt Verbandsdirektor Raphael Oberndorfinger die bisherigen Erfahrungen: „Die meisten Vereine sind wirklich sehr ordentlich.“ Da und dort sei jedoch das Verhalten von Fans zu kritisieren. „Gesänge und Emotionen gehören dazu. Mittlerweile weiß man aber, dass das nicht ungefährlich ist.“

In den ersten beiden Runden mussten insgesamt zehn Spiele aufgrund positiver Tests abgesagt haben. Das sei bitter für Spieler wie Vereine, sagt Oberndorfinger: „Aber wenn es ungefähr in diesem Ausmaß bleiben würde, wären wir sehr optimistisch, die Meisterschaft über die Runden zu bringen.“

Damit die Saison gewertet werden kann, muss laut angepasstem ÖFB-Regulativ jeder Verein zumindest einmal gegen alle anderen gespielt haben.

Das Match Gurten – Altach soll am 16. September nachgeholt werden. Davor muss erneut durchgetestet werden. Funktionär Reisegger hat Sorge, dass sich dann alles wiederholen wird. „Da werden die Firmen wahrscheinlich sagen: Ein zweites Mal nicht mehr!“

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