Zeitungen in der Defensive
Die Zeitungen sind in der Defensive. Ende 2008 wurden die regionalen Kaufzeitungen der OÖ. Rundschau mit ihren mehr als 80.000 Abonnenten in eine kleinformatige Gratiszeitung umgewandelt. Heuer wurde bereits die Wiener Zeitung eingestellt, diese Woche haben die Zeitungsherausgeber den Journalistenkollektivvertrag gekündigt. Begründung: Die Nettoreichweiten und der Direktverkauf sind gesunken. Der Anzeigenmarkt ist im Branchenschnitt um 24 Prozent gesunken, die großen digitalen Onlineplattformen wie Google und Facebook vereinnahmen mehr als die Hälfte des österreichischen Werbemarktes für sich. Ein neuer Kollektivvertrag solle Beschäftigung sichern.
Verschlechtert sich die Qualität?
Junge Menschen greifen heute nur ausnahmsweise zu einer Zeitung, sie informieren sich digital, am Computer, am Handy, in den sozialen Medien. Sie sind es gewohnt, dass Information kostenlos ist. Man könnte argumentieren, die Neuen Medien führen zu einer Demokratisierung, denn damit wird jeder Einzelne zum Journalisten. Jürgen Habermas, Philosoph der Frankfurter Schule, sieht die gegenteilige Entwicklung. Er beklagt die mangelnde Qualität der Beiträge (z. B. Fake News).
Ein Kreisen um sich selbst
Bei den Nutzern setzt sich nur um eine sich selbst kreisende Kommunikation durch, was unter anderem in der Covid-Krise deutlich wurde. Habermas stellt dogmatische Abschottungen in eine fragmentierte Öffentlichkeit fest und diagnostiziert Monopolbildungen. Damit besteht die Gefahr, der Beschädigung der öffentliche Meinungs- und Willensbildung, die für das Funktionieren der Demokratie wichtig ist.
Regierung verzerrt den Wettbewerb
Und was macht die Regierung? In dieser heiklen Phase des zunehmenden Umstiegs der Zeitungen auf Online-Ausgaben verzerrt sie den Wettbewerb und stärkt den ORF mit dem kostenlosen Zugang zu orf.at, während die Verlage ihre Online-Ausgaben durch Abos und Anzeigen finanzieren müssen. Ein Versagen, denn es verstärkt die Tendenz zur Monopolbildung.
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