Europa leidet an zu hohen Energiepreisen
„Ich möchte sie beunruhigen“, sagte Ralph Schöllhammer in seinem Referat vor dem Liberalen Klub. „Der Wohlstand ist schneller weg, als man glaubt.“
Er verwies auf Argentinien, das in den 1930er-Jahren reicher als die Schweiz gewesen sei, und heute kaum aus der Krise kommt.
Zahlreiche Gäste füllten Montagabend den Gemeinderatssitzungssaal der Stadt Linz im Alten Rathaus. Unter ihnen waren viele FPÖ-Funktionäre und Anhänger. Das Thema „Spielt Europa in der Zukunft wirtschaftlich noch eine Rolle?“ bewegt auch die Freiheitlichen. Wie bei vielen Diskussionen zu diesem Thema fielen die Antworten unterschiedlich aus.
Schöllhammer sieht das Problem Europas primär in den hohen Energiepreisen. 2023 habe die EU 62,9 Exajoule Energie verbraucht, davon aber lediglich 6,2 Joule selbst produziert. Alles andere habe importiert werden müssen. Der 43-Jährige, der Lektor der Webster Private University in Wien und Leiter des Zentrums für Angewandte Geschichte und Theorie der Internationalen Beziehungen am Corvinus Collegium in Budapest ist, zeigte sich offen für die Kernenergie, die aber die FPÖ ablehnt.
Skepsis
Seine Skepsis gegenüber den erneuerbaren Energien war unüberhörbar, denn sie stehe erst in zehn bis 20 Jahren in größerem Umfang zur Verfügung. Das Problem der hohen Energiepreise müsse aber jetzt gelöst werden.
Dem widersprach Oliver Picek, Wirtschaftswissenschafter am Momentum-Institut. „Bei der kompletten Verteufelung der Erneuerbaren gehe ich nicht mit“, konterte er. Es gebe bereits jetzt Möglichkeiten der Speicherung, wie man in Kalifornien sehen könne. Viele Start-ups seien in diesem Bereich tätig. Aber: „Wir werden die nächsten 30 Jahre sicher noch Gaskraftwerke brauchen.“ Es brauche zudem eine Umverteilung der Gewinne der Stromkonzerne zu den Industriebetrieben.
Trendwende notwendig
Arnold Schiefer, freiheitlicher Budgetsprecher im Nationalrat, war der Dritte am Podium. Der ehemalige Finanzvorstand der ÖBB (58) meint, die Regierung hätte bei den Strompreisen eingreifen müssen, so wie das Spanien gemacht habe. Europa habe natürlich eine Zukunft, es sei eine Minute vor zwölf. „Es muss überall eine Trendwende geben. Wir sind in einer Krise, wir brauchen Geschwindigkeit, diese Regierung hat keine.“
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