Aufregung in OÖ: Energie AG schickt "exklusives Angebot" an Verstorbene

Die Frau, an die das Dokument adressiert ist, ist seit eineinhalb Jahren tot.
„Sehr geehrte Frau XY, wir hoffen, es geht Ihnen gut.“ Mit diesem Satz beginnt bereits das Dilemma.
Die Dame, die mit vollem Namen angeschrieben wird, ist im September dieses Jahres, als der Brief bei ihrem Bruder eintrudelt, bereits seit rund eineinhalb Jahren tot. Der staunt nicht schlecht, als er den Umschlag öffnet und die Zeilen liest.
Die Energie AG bittet also formal eine Verstorbene, sich die Entscheidung für einen anderen Energielieferanten doch nochmals zu überlegen.
Erwin Krinninger war nach dem Tod seiner Schwester mit der Abwicklung der Verlassenschaft betraut, er kündigte damals auch alle Verträge. „Warum nun eine Aufforderung zum Abschluss eines neuen Vertrages kommt, ist mir ein Rätsel“, sagt der Linzer.

Erwin Krinninger, der Bruder der Verstorbenen, hat die Verlassenschaft geregelt.
Besonders kurios: Das Schreiben ist an „Verlassenschaft nach (Name der verstorbenen Schwester)“ adressiert. Irgendwo im System muss also bereits registriert sein, dass die einstige Kundin nicht mehr lebt.
„Vermutlich ist die Kundenakquisition automatisiert. Es geht ja immer um Gewinnmaximierung. Da sind gar keine denkenden Menschen mehr am Werk, sondern nur mehr Maschinen tätig. Ich finde diese Entwicklung bedenklich“, sagt Krinninger, der selbst eine Werbeagentur in Linz betreibt.
Ohne Pietät und Respekt
Es werde immer häufiger ohne Pietät und ohne Respekt agiert. Zudem handle es sich auch um eine sinnlose Ressourcenvernichtung in Bezug auf das Papier, den Druck und die Postgebühr. „Hauptsache, Daten werden gesammelt und zur weiteren Bereicherung genutzt. Übergewinne sind noch zu wenig“, ärgert sich der Unternehmer.
"Überprüfung läuft"
Die Stellungnahme seitens der Energie AG fällt so aus: „Es tut uns leid, dass es zu diesem Fehler gekommen ist. Wir möchten uns aufrichtig bei den Betroffenen und ihren Angehörigen entschuldigen. Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst und prüfen derzeit sorgfältig, wie es dazu kommen konnte, um sicherzustellen, dass sich so etwas künftig nicht wiederholt.“
Auf Rückfrage, wie denn so ein Fehler passiere und wie konkret man diesen in Zukunft vermeiden wolle, kommt: „Die Überprüfung läuft derzeit.“
Ein Einzelfall?
„Mich würde ja interessieren, wie viele Verstorbene so ein Schreiben bekommen. Meine Schwester ist da ja sicher kein Einzelfall.“ Und wie die Energie AG auf die Idee komme, dass seine Schwester den Anbieter gewechselt habe, erschließe sich ihm ebenfalls nicht. „Dort, wo sie jetzt ist, braucht sie keinen Strom mehr“, schließt Krinninger.
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