Ehrenamt im Sport: 3 Menschen erzählen, warum sie sich engagieren

Kinder Fußball
96 Prozent der Arbeitszeit in Sportvereinen wird in OÖ von Ehrenamtlichen geleistet; aber es gibt ein Nachfolgeproblem.

Die Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 200.000 Menschen sind in Oberösterreich ehrenamtlich im Sport tätig, auf eine bezahlte Person kommen 305 Ehrenamtliche. 60.000 Leute sind in gewählten Funktionen im Sport.

Aber was bedeuten diese Zahlen konkret für die Wirtschaft? Und was motiviert Menschen, ihre Freizeit in andere zu investieren? Der KURIER hat bei drei Ehrenamtlichen nachgefragt. Die Antworten sind verblüffend:

Um die Bedeutung der Leistung von Freiwilligen im Sport quantifizierbar zu machen, hat Wirtschafts- und Sportlandesrat Markus Achleitner, ÖVP, eine Studie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigen: Ohne das Ehrenamt wäre Vereinsarbeit nicht möglich. Noch extremer: Es würde sogar ein enormer, wirtschaftlicher Schaden entstehen durch den Ausfall jener Zusatzboni, die durch Vereinsarbeit entstehen.

241 Mio. Euro Wertschöpfung pro Jahr

Christian Helmenstein, Chef-Ökonom der Industriellenvereinigung, rechnet vor: "Die Bruttowertschöpfung der ehrenamtlichen Arbeit belief sich in OÖ 2023 auf rund 241 Mio. Euro." So viel sind also monetär gesehen jene Leistungen wert, die in Vereinen tagtäglich abgeliefert werden. "Der ideelle Wert dieser Arbeit ist unbezahlbar", ergänzt Landesrat Achleitner.

Ohne das Ehrenamt müssten die Vereine ihre Einnahmen (in OÖ sind das 100,6 Mio. Euro pro Jahr) um das 3,4-fache, also auf knapp 350 Mio. Euro steigern, um die gleiche Leistung bezahlen zu können.

Im Sport weniger Frauen als Männer

Durchschnittlich sind jene, die freiwillig aktiv sind, zwischen 40 und 50 Jahre alt, im Sport sind es wesentlich weniger Frauen als Männer. Was die Zahlen zeigen: Es wird immer schwieriger, Menschen für das unbezahlte Engagement zu gewinnen. Die Pandemie hängt den Vereinen noch immer nach. Als größte Herausforderungen nennen die 700 Befragten (Mitglieder und in leitenden Positionen) Personalengpässe, finanzielle Unsicherheiten und den hohen Zeitaufwand.

Manfred Isak bei Bauarbeiten am Fußballplatz

Manfred Isak packt auch bei Bautätigkeiten mit an.

"Stillstand ist einem Verein immer Rückschritt"

Manfred Isak, Nachwuchstrainer und sportlicher Leiter des ASKÖ SC Kirchberg-Thening: Seine Freizeit gehört fast gänzlich dem Verein. Ab 1994 stand Manfred Isak selbst als Spieler auf dem Rasen, das ist jetzt Geschichte. Was er fortsetzt, ist seine Tätigkeit als Nachwuchstrainer. Zusätzlich ist er sportlicher Leiter des oberösterreichischen Fußballvereins.

Außerdem ist er für alle Bautätigkeiten zuständig. Aktuell entsteht eine neue Tribüne, da ist der 39-Jährige selbst mit Schaufel und Co. vor Ort, wenn es nötig ist. "Seit meine Kinder auch spielen, verbringe ich hier viel Zeit mit ihnen." Seitens seiner Frau gibt es Verständnis für das zeitintensive Engagement. "Das betrifft uns alle im Team: Ohne unsere Partnerinnen wäre das nicht möglich."

Seit Jahrzehnten ist er mit Begeisterung beim Fußball, die Freude und die Begeisterung des Nachwuchses motivieren ihn immer wieder. Im Verein selbst tut sich ständig was: "Stillstand ist Rückschritt", sagt Manfred Isak. Und ist schon unterwegs zum nächsten Projekt.

eiskunstlauf

Alexandra Baco-Sampt (li.) und Petra Rogl vom Synchron-Eislaufteam "Lemon Ice"

"Wir wollen dem Bewegungsmangel entgegenwirken"

Alexandra Baco-Sampt, Eiskunstlauftrainerin und Schriftführerin der Sektion Eislauf beim USC Traun: Kinderkurse, Trainings im Eiskunstlauf und dann die Spezialisierung auf das in Österreich noch eher unbekannte Synchroneislaufen - was der 1. USC Traun an Angebot abliefert, ist beeindruckend.

Alexandra Baco-Sampt ist seit vielen Jahren Trainierin, seit Kurzem auch Schriftführerin und erwähnt im Gespräch immer wieder, "wie wichtig das gesamte Team ist." Die Trainertätigkeit werde zwar abgegolten, alles, was rundum passiere und sehr viel Zeit in Anspruch nehme, liefern aber alle ehrenamtlich ab.

"Für ein zweistündiges Training bereite ich mich rund zwei Stunden vor. Dazu kommt die ganze Kommunikation, die Kostüme, das Schminken. Es passiert im Hintergrund sehr viel, das niemand sieht", sagt die 57-Jährige.

Sie ist selbst ausgebildete Eiskunstlauf-Trainerin und übt mit ihrer Truppe im Synchron-Eislauf mit. "Der Zusammenhalt und die Freude am gemeinsamen Sport sind für mich sehr bereichernd." Die Frauen der Wettkampfgruppe sind zwischen 18 und 61 Jahre alt. "Auch wenn es sehr viel Zeit frisst: Die Liebe zu diesem Sport motiviert mich. Außerdem wollen wir dem Bewegungsmangel entgegenwirken", so Baco-Sampt. Auch der Ausblick auf die Pension sei mit dem Ehrenamt schön: "Da werde ich mich weiterhin engagieren."

Judo-Trainer Alexander Rimser

Alexander Rimser

Alexander Rimser, Vereinsobmann beim ASKÖ Judo Linz: Bereits als Kind lernte er den Sport kennen, ab seinem 13. Lebensjahr kämpfte er erfolgreich im Jugendnationalteam, gewann viele Bewerbe.

2016, der Verein ASKÖ Judo Linz war damals knapp vor der Auflösung, entschied sich Alexander Rimser, die Sache in die Hand zu nehmen. "Wir begannen 2018 mit drei Kindern, 2020 waren es bereits mehr als 80 Nachwuchstalente.“ Dann kam Corona. Da Judo ein Kontaktsport ist, mussten alle Aktivitäten abgesagt werden. 2022 ging alles von vorne los - wieder mit Erfolg.

Eines seiner zwei Kinder hat der 40-Jährige mit beim Training: "Ich habe selbst so viel aus diesem Sport mitgenommen. Das möchte ich gerne weitergeben“, erklärt Rimser seine Motivation. "Gewinnen ist super, aber bei Judo geht es vor allem um Respekt voreinander. Das ist eine Wertevermittlung an die Kinder,“ so der Trainer.

Trainiert wird in einer sogenannten Brennpunktschule in Linz, teils mit 15 verschiedenen Nationen. Trotzdem gibt es keine Animositäten. "Bei uns trainieren ein Ukrainer und ein Russe gemeinsam, geben sich die Hand und haben Spaß.“  Diese Begeisterung mehrmals pro Woche  an junge Menschen weiterzugeben, mache ihm viel Freude.

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