Etwas mehr als fünf Monate später ist die Nachfolge des getöteten Bürgermeisters von Kirchberg entschieden worden: Hofers langjähriger ÖVP-Vizebürgermeister Stefan Reisinger ist zum Ortschef gewählt worden.
61,7 Prozent für Reisinger
Von den 893 Wahlberechtigten gaben über 80 Prozent ihre Stimme ab, 61,7 Prozent davon stimmten für Reisinger (ÖVP), auf den SPÖ-Kandidaten Reinhard Hartlmayr entfielen 38,3 Prozent. "Das Tagesgeschäft prägt das Thema nicht mehr, aber es kommt immer wieder mal auf. Das war ein tragischer Vorfall, der nicht passieren hätte sollen", blickt Reisinger am Tag nach seiner Wahl auf den 28. Oktober zurück. In Kirchberg würden die Leute der Familie mit dem gebotenen Respekt entgegentreten: "Sie sind ja am stärksten betroffen und müssen am härtesten mit dem Verlust kämpfen."
Wichtig sei, dass mit der Wahl das politische Kapitel des Doppelmordes abgeschlossen sei. Auch über den Polizeieinsatz werde nicht mehr spekuliert. "Gut, dass er gefunden wurde", habe der Tenor in der Region gelautet. Dass der Mann erst am Samstag gefunden wurde, obwohl er bereits seit dem Tag der Tat tot gewesen sein dürfte, habe dabei vor Ort keine große Rolle gespielt, sagt der neue Bürgermeister.
Keine Kritik an Polizei
Er selbst sei an dem Tag mehrmals an der betreffenden Stelle vorbeigefahren. "Die Polizei hat am Montagvormittag massiv in dem Bereich gesucht, wo er dann gefunden wurde", erinnert sich Reisinger, am Nachmittag habe die Polizei dann auf der anderen Seite gesucht: "Im Wald nach jemanden zu suchen, der bewaffnet ist, ist halt schwierig."
Und er wechselt lieber zu den aktuellen Themen in der Ortschaft. "Wir sind eine Abgangsgemeinde, müssen schauen, dass wir finanziell klar kommen." Etwa gehe es darum, das Freibad und die Infrastruktur zu erhalten, man brauche auch neue Baugründe.
Er selbst könne bei vielen Punkten an seine Zusammenarbeit mit Hofer anknüpfen, "aber es waren schon auch viele Sachen, die er alleine gemacht hat", sieht Reisinger auch vielen neuen Herausforderungen entgegen.
Abschlussbericht der Gerichtsmedizin
Unterdessen ist der schriftliche Abschlussbericht der Gerichtsmedizin zum Doppelmörder eingelangt. Dieser bestätige lediglich die Vorabinformation, die kurz vor Weihnachten veröffentlicht wurde, sagt Ulrike Breiteneder, Leiterin der Staatsanwaltschaft Linz.
In dem entomologischen Gutachten der Uni Frankfurt, das die Larven im Schusskanal von Roland D. unter die Lupe genommen hat, werde "hochwissenschaftlich belegt", dass sich der Mann noch am Tag der beiden Morde getötet habe: "Jede einzelne Larve wurde genau untersucht."
Für Breiteneder ist damit neuerlich bestätigt, wovon die Staatsanwaltschaft schon lange ausgegangen ist: "Der Mann hatte keine Fluchthelfer." Deshalb werden nun die Ermittlungen auch eingestellt.
Einsatz-Evaluierung noch nicht abgeschlossen
Die Rolle der Polizei bei der Suche nach dem Mann sei jedenfalls für die Staatsanwaltschaft kein Thema, betont Breiteneder neuerlich. Die Rolle der Polizei ist aber immer noch Gegenstand einer internen Evaluierung durch das Innenministerium. Diese ist allerdings noch nicht abgeschlossen, heißt es seitens des Innenministeriums. Offen sei, wann diese abgeschlossen wird: Im Vordergrund stehe die qualitative Aufwertung, nicht der Zeitraum, in dem das passiere.
Ob die Evaluierung - oder ein Teil davon-, öffentlich gemacht werde, sei ebenfalls noch offen, schreibt ein BMI-Sprecher: "Die Evaluierung behandelt hochsensible (sicherheits)polizeitaktische und -strategische Interna, deren Veröffentlichung maßgeblichen Sicherheitsinteressen entgegen stehen würde." Deshalb werde diese – analog derartiger Analysen anderer Einsätze, nicht zuletzt dem Einsatz zum Terroranschlag – jedenfalls nicht in ihrer Gesamtheit publiziert.
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