„Die SPÖ braucht Zusammenhalt“

Reinhold Entholzer, Landeshauptmannstellvertreter a.D.
Wie sollen die Menschen der SPÖ vertrauen, wenn man sich nicht grün ist, fragt Reinhold Entholzer, der frühere Landesparteivorsitzende.

„Heute Vormittag habe ich Tabletten für meinen Vater besorgt. Er ist 94, meine Mutter wird am 31. März 96, ich kümmere mich um sie.“ Reinhold Entholzer, Eisenbahngewerkschafter, Vizepräsident der Arbeiterkammer, SPÖ-Landesparteivorsitzender von 2013 bis 2016, Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter, ist seit einem Jahr im Ruhestand.

Techniker bei den ÖBB

Nach seinem Ausscheiden in der Politik ist er zurück in seinen früheren Beruf bei den ÖBB, wo er als Techniker gearbeitet hat. Zuletzt war er im Streckenmanagement und in der Anlagenentwicklung, zuständig für Eisenbahnkreuzungen, mit Sitz im ehemaligen Direktionsgebäude in Linz, Bahnhofstraße 3, in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Kein Politik-Frust

Wie sieht der 62-Jährige seinen Ausflug in die Landespolitik im Rückblick? „Ich würde das jederzeit wieder machen. Es war eine spannende Zeit, ich habe viele Menschen kennengelernt, mit denen ich heute noch Kontakt habe.“ Die Voraussetzungen seien nicht einfach gewesen, vor allem im Wahljahr 2015, als sich die Flüchtlingswelle über Europa ergossen hat. „Da wurden alle nervös, irgendwer muss Schuld haben, das ist so in der Politik. Ich habe mir immer geschworen, bevor mich jemand nach Hause schickt, gehe ich lieber selbst. Mein Vorteil war, dass ich ein Rückkehrrecht zur ÖBB hatte. Ich bin dort wieder sehr offen aufgenommen worden.“ Er sei nicht politikgeschädigt, ganz im Gegenteil. Wer über die Politik schimpfe, schädige die Demokratie. Er sei derselben Meinung wie die alten Griechen, die meinten, wenn die G’scheiten glauben, sie wäre zu g’scheit für die Politik, müssen sie damit zufrieden sein, von den Dummen regiert zu werden.

Sich zurücknehmen

Nun ist Birgit Gerstorfer von Michael Lindner als neuem Landesvorsitzenden abgelöst worden. Was braucht die SPÖ, um aus dem 18-Prozent-Tief herauszukommen? „Zusammenhalt“, schießt es aus ihm unmittelbar heraus. „Zusammenhalt auf allen Ebenen. Das ist ganz einfach gesagt, aber ganz schwer umzusetzen.“ Warum so schwer umzusetzen? Weil es die verschiedenen Machtblöcke wie die Gewerkschaft oder die Linzer SPÖ gibt? „Es müsste sich jeder zurücknehmen und die Dinge intern diskutieren. Wie sollen die Menschen jemandem vertrauen, wenn sich die Leute in der Partei nicht grün sind? Jeder tut, was er will, der eine sagt so, der andere so. Das ist nicht g’scheit.“

Ungleiche Vermögensverteilung

Sind auch inhaltliche Neuerungen notwendig? „Die Punkte liegen auf der Hand. Die Vermögensverteilung zwischen den Reichen und den Armen werden wir auf Dauer gesellschaftspolitisch nicht aushalten.“ Am glücklichsten seien jene Länder, in den die Ungleichheit am geringsten sei. Vermögenssteuer, Millionärssteuer? „Ja, sicher, darüber muss man sich unterhalten. Steuern heißt im herkömmlichen Sinn, dass man die Dinge steuern kann. Man muss das Ruder in die Hand nehmen, das Land steuern und schauen, wohin die Reise geht.“ Jedem soll sein vernünftiger Anteil zukommen.

Wandel mit Vernunft

Welche sind die aus seiner Sicht notwendigsten Reformprojekte? „Umweltschutz, Klimawandel.“ Man müsse die Reformen vor dem Hintergrund sehen, dass Oberösterreich ein Industrieland sei. Es gehe hier um Innovation. „Es ist in Ordnung, dass die Jungen für das Klima auf die Barrikaden steigen, aber ohne Aufrechterhaltung des Verkehrs, des Transports und der Mobilität wird man aber den Lebensstandard nicht halten können.“ Anlagen wie das Wasserstoffprojekt der voestalpine seien der richtige Weg.#

Gesundheit ganz wichtig

Die Pandemie habe gezeigt, dass der Gesundheitsbereich ein ganz wichtiger sei. „In den Jahren vorher ist behauptet worden, es gibt zu viele Krankenhäuser, es ist zu viel ausgebaut worden. Man muss zusammenlegen. Heute sind wir alle froh, dass wir diese Voraussetzungen haben. Wir dürfen hier nicht in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft abdriften. Die medizinische Versorgung muss für alle gleich sein. Das ist in Österreich Gott sei Dank der Fall.“

Esoteriker mit Rechtsradikalen

Er finde es im Übrigen mehr als skurril, dass die Impfgegner und die Esoterischen mit den Rechtsradikalen demonstrieren gingen und nichts hinterfragten. „Das verstehe ich nicht.“

Kommentare