„Die Sehnsucht nach klaren Worten ist groß“

Markus Achleitner
Arbeitskräftemangel, überschießende Regelungen, finan- zielles Maßhalten und klare Worte sind die Vorhaben des designierten Wirtschaftslandesrates Markus Achleitner.

Markus Achleitner, Geschäftsführer der Euro-Thermen Bad Schallerbach, Bad Hall und Bad Ischl, wird mit dem Budgetlandtag Anfang Dezember den Regierungssitz für das Standortressort übernehmen. Nachdem bekannt worden war, dass er Wirtschaftslandesrat wird, hat der 49-Jährige mehr als 1200 Gratulations-Emails und SMS erhalten.

KURIER: Sie sind zwar sehr gut vernetzt, aber Sie sind ein politischer Quereinsteiger. Wie wird es Ihnen mit den Gesetzmäßigkeiten der Politik gehen, die nicht denen der Wirtschaft entsprechen? Markus Achleitner: Ich bin absolut ein Mann der Wirtschaft, von der Pieke auf gelernt. Wir spüren das, worüber in der Politik diskutiert wird. 80 Prozent der Firmen leiden unter Arbeitskräftemangel. Wir bemerken das mit unseren 820 Mitarbeitern an drei Standorten jeden Tag.

Der zweite Punkt sind überschießende Regelungen und Verordnungen. Wir haben ein Korsett von Regelungen, in dem weder die Mitarbeiter noch die Unternehmen Luft zum Arbeiten haben. Ein Beispiel aus dem Tourismus. Die Bäderhygieneverordnung besagt, dass man den Whirlpool im Hotelzimmer nur alleine benutzen darf. Das Pärchen, das die Suite gebucht hat, darf ihn nicht gleichzeitig benutzen und ein Gläschen Sekt trinken, denn da kann nach der Bäderhygieneverordnung ganz viel passieren. Diese überschießenden Regelungen, die kein Mensch versteht und mit der Praxis nichts zu tun haben, gehören weg, weil sie auch nicht kontrollierbar sind. Sollen wir in jedes Hotelzimmer einen Bademeister stellen? Das ist ein völliger Nonsens.Wir haben diesen Punkt bei der Novelle im Herbst auch weggebracht.

Alle sind darin einig, dass wir Änderungen benötigen. Quer durch die Parteien und quer durch die Sozialpartner kommt man bei der Analyse in vielen Dingen zum selben Ergebnis. Bei der Umsetzung und der Therapie unterliegt man Zwängen und Ängsten, warum man es doch nicht oder viel langsamer angehen kann. Es gehört durchgelüftet, damit Unternehmer und Arbeitnehmer wieder Zeit zum Arbeiten haben.

Eine gute Idee hat keine Parteifarbe. Wir in der Wirtschaft kennen das nicht. In einem Unternehmen ist es völlig egal, ob eine gute Idee vom Top-Management oder vom Betriebsrat oder vom Mitarbeiter kommt. Sie wird nach Sinnhaftigkeit und Erfolgsaussicht bewertet. Ich nehme mir vor, das in die Politik einzubringen.

Wo merkt man den politischen Menschen Achleitner?

Ich bin seit zehn Jahren auf den verschiedensten Ebenen in der Interessensvertretung der Wirtschaftskammer tätig. Ich bin im regen Austausch mit dem gesamten Wirtschafts-, Industrie und politischen Netzwerk in Oberösterreich, das ich durch meinen bisherigen Job voll bedient habe. Ich habe geholfen, die Meinungsbildung dorthin zu bringen, damit nicht nur geredet wird, sondern man die PS auch auf die Straße bringt. Aus der Sicht von Landeshauptmann Stelzer ist das Standortressort das wichtigste. Ich halte es für das Zukunftsressort, denn es laufen hier alle Fäden zusammen. Wir müssen Veränderungen erklären und erläutern können, damit die Menschen wissen, warum man etwas ändert.

Bei der Flexibilierung der Arbeitszeit rufe ich zu einer Versachlichung der Diskussion auf. Ich halte von den reflexartigen Reaktionen in der Politik gar nichts. Man muss moderne Arbeitszeitmodelle ermöglichen und nicht ideologische Vergangenheitsdiskussionen führen. Es geht nicht um einen 12-Stunden-Arbeitstag, sondern um einen 12-Stunden-Flexi-Rahmen. Es bleibt die Normalarbeitszeit von acht Stunden täglich gleich, es bleibt die 40-Stunden-Woche gleich, es bleibt die Jahresarbeitszeit gleich. Man passt lediglich den Rahmen an, damit man je nach betrieblicher und persönlicher Notwendigkeit auf freiwilliger Art und Weise reagieren kann. Das tut man jetzt sowieso schon oft .

Warum haben Sie das Angebot Stelzers angenommen? Sie sind erfolgreicher Thermenchef, Sie hätten das noch Jahre machen können?

Das Angebot kam völlig überraschend. Der leichtere Weg war bis dato noch nie Teil meiner Lebensphilosophie, sondern der möglichst richtige Weg. Der Landeshauptmann hatte ein klares Profil für die Funktion und er hat mich ersucht, die Aufgabe zu übernehmen. Ich habe ihm gesagt, dass ich kein Politiker bin und dass die drei Euro-Thermen für mich wie meine drei Kinder sind. Er hat geantwortet, dass die Landesbeteiligungen in meinem Ressort bleiben und dass er mich nun für das gesamte Land benötigt. In der Sekunde habe ich eine Verantwortung gespürt, was ich vorher nicht geglaubt hätte. Ich bin dann zwei Stunden durch Linz spaziert und plötzlich vor dem Dom gestanden. Ich bin für 15 Minuten hineingegangen und habe nachgedacht. Dann habe ich mit Michael Strugl längere Zeit telefoniert. Auch er hat mich bestärkt, es zu machen.

Haben Sie politische Vorbilder?

Es gibt auf den verschiedenen Ebenen viele. Es sind immer die, die etwas zustande bringen. Die Menschen erwarten, dass die Dinge einfach gesagt werden und nicht herumlaviert wird. Sie sind viel weiter, als dass das die Politik oft glauben möchte. Die Sehnsucht nach klaren Worten ist groß. Das wird auch daran sichtbar, dass die Regierenden in Oberösterreich und Österreich viel Zuspruch haben, denn sie nennen Dinge beim Namen. Es geht zum Beispiel nicht, dass wir auf Dauer mehr Geld ausgeben als wir einnehmen. Mein zehnjähriger Sohn versteht das auch. Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar. Man muss die Maßnahmen begründen. Man spart ja nicht für sich selbst. Man kann natürlich von der öffentlichen Hand schnell fordern, dass sie das und das und das finanzieren muss. Die zweite Seite der Medaille, dass man das zahlen muss und dass das wir selber sind, wird meistens ausgeblendet. Ich halte das nicht für statthaft. Man kann durchaus Dinge fordern, man muss aber gleichzeitig dazu sagen, wie man es finanziert. Es passt nicht zusammen, in der einen Woche etwas zu fordern und in der nächsten Woche eine Senkung der Abgaben und Steuern zu fordern. Diese Ehrlichkeit in der Diskussion möchte ich in der Politik mit einbringen. Wir müssen bei Vorschlägen gleichzeitig sagen, wie wir sie finanzieren. Denn jeder Bürger muss das mitbezahlen.

Die Finanzierungsfrage in der Politik auszuklammern, ging in der Wirtschaft nicht einen Tag gut. Manmuss in der Politik immer beide Seiten der Medaille anschauen.

Ziel der Industriellenvereinigung und des Landes ist es, dass Oberösterreich in die Liga der stärksten Wirtschaftsregionen, in die Champions League aufrückt. Ist dieser Wunsch wirklich realistisch?

Er ist riesengroß. Das ist nicht nur eine Chance, sondern unser gemeinsames Ziel. Wir gehen von einer sehr guten Basis aus. Auch wenn manche Gremien beschließen, dass alles so bleiben muss wie es ist, die Welt dreht sich weiter und kümmert sich nicht darum. Wir müssen die Bedingungen am Standort so anpassen, dass die zukünftigen Veränderungen in Erfolge umgemünzt werden können.

Viele sehen die Digitalisierung als Gefahr. Historisch gesehen war das bei jeder technologischen Revolution der Fall. Die Digitalisierung wird stattfinden, sie ist schon voll in der Umsetzung. Ob sie nun jemandem gefällt oder nicht, alles, was Nutzen stiftet, wird kommen. Wir müssen sie aktiv managen und dürfen sie nicht erdulden. Die Zukunftsagenda des Landes, in der all’ diese Punkte enthalten sind, wird die Basis meiner Arbeit sein. Damit werden wir in das Spitzenfeld vorstoßen.

Das ist kein Selbstzweck der Regierenden, sondern die Basis, damit wir morgen und übermorgen Arbeit haben, damit wir ausreichend Mitarbeiter mit Qualifikation für die neuen Herausforderungen haben. Daher müssen wir auch in Wissenschaft und Forschung Vollgas geben, weil wir nicht genau wissen, was beim autonomen Fahren, bei der Künstlichen Intelligenz und bei der Blockchain-Technologie genau kommen wird. Dass es sich verändern wird, das wissen wir.

Sie werden auch für den Sport zuständig sein. Der LASK möchte ein neues Stadion.

Wir müssen dem Sport mehr Bedeutung als in der Vergangenheit geben. Ich möchte bei der Ernährung keine solche gesellschaftlichen Entwicklungen wie in Amerika.

Die Lebensqualität wird maßgeblich von Sport und Kultur bestimmt. Weil der Breitensport Vorbilder braucht, muss man den Spitzensport fördern. Dafür gibt es die Sportstrategie 2025, die gerade erarbeitet worden ist. Ich habe auch volles Verständnis dafür, dass der LASK ein eigenes Stadion als Geschäftsgrundlage braucht. Ich unterstütze das.

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