„Die Küche ist ein guter Platz zum Reden“

Bettina Stelzer-Woegerer (Gesellschafterin und Geschaeftsfuehrerin Woegerer GmbH)
Bettina Stelzer-Wögerer. Nein, geändert hat sich ihr Mann nicht, seit er Landeshauptmann ist. Aber die Intensität seiner Arbeit habe sich gesteigert.

Bettina Stelzer-Wögerer (46) ist Unternehmerin in Steyr und die Frau von Landeshauptmann Thomas Stelzer. Die Firma Wögerer ist auf die Planung und Einrichtung von Gastronomie und Hotellerie spezialisiert. Sie beschäftigt 32 Mitarbeiter und macht rund sechs Millionen Euro Umsatz.

KURIER: Ihr Mann ist nun ein Jahr Landeshauptmann. Was hat sich dadurch verändert?

Bettina Stelzer-Wögerer: Sein Bekanntheitsgrad hat sich erhöht und damit das ständige Präsentsein. Er wird überall erkannt und angesprochen.

Hat sich der Tagesablauf verändert?

Nein. Er war immer schon Politiker, seit ich ihn kenne. Es geht nach wie vor in der Früh um sechs Uhr los, die Kinder verlassen kurz vor sieben das Haus. Er fährt so wie früher um 7.15 Uhr weg, es kommt genauso spät heim wie früher. Gesteigert hat sich aber die Intensität seiner Tätigkeit.

Seine Anzüge bügelt er mit der Dampfbügelstation nach wie vor selbst?

Ja (lacht). Er ist hier heikel und legt Wert darauf, deshalb macht er es auch selbst.

Die Anzüge, Hemden und Krawatten sucht er morgens alles selbst aus?

Ja, freilich. Manchmal fragt er mich, wenn er sich zwischen zwei Krawatten nicht entscheiden kann.

Hat er sich verändert?

Nein. Manchmal bin ich überrascht, wie gelassen er dieser neuen Verantwortung gegenüber steht. Das hätte ich nicht ganz so eingeschätzt.

Der Druck ist natürlich als Landeshauptmann ein höherer.

Ja, den hat er auf alle Fälle. Ich finde, er macht das sehr gut, weil er sehr zielorientiert ist, was er schon immer war, und weil er das Herz am rechten Fleck hat. Das ist eine gute Mischung.

Ist der Stress größer geworden?

Die Intensität hat insgesamt zugenommen. Er ist rund um die Uhr verfügbar. Die Telefone läuten manchmal bis spät in den Abend hinein. Im letzten Sommerurlaub hat er viele Stunden damit verbracht, Dinge zu erledigen. Die Rolle des Landeshauptmannes kann man nicht ablegen, man ist es einfach. Es wird nun nicht mehr unterschieden zwischen der Person und dem Amtsinhaber. Das hat sich gegenüber früher geändert. Das ist mir bewusst aufgefallen. Früher ist man eher noch als Privatperson irgendwo hingekommen. Das ist vorbei.

Aber es ist gut, dass die Menschen ihm so entgegenkommen, auch wenn sie vielleicht nicht seiner Meinung sind. Aber sie suchen das Gespräch.

Nehmen Sie sich mit Ihrem Mann bewusst Auszeiten als Paar?

Doch. Sie sind nicht sehr lang, weil wir versuchen, die gemeinsame Zeit mit den Kindern (Lena ist 13, Lukas 17) zu verbringen. Wir waren kürzlich an einem Sonntagabend in der Staatsoper. Es war das mein Geschenk zu seinem Geburtstag. Ich versuche schon gemeinsame Erlebnisse zu schaffen. Davon zehrt man wieder eine gewisse Zeit. Eine Regelmäßigkeit funktioniert wegen der vielen Termine nicht, das hätten wir schon probiert. Wir machen es dann, wenn wir merken, jetzt ist es wieder einmal Zeit.

Kochen Sie für ihn?

Ja, freilich. Natürlich Sonntagmittag, wenn er da ist. Aber auch abends, auch dann, wenn er spätabends heim kommt.

Er ist sehr diszipliniert.

Er ist diszipliniert. Ich weiß, wann er heim kommt. Er hält das auch ein. Bis 22 Uhr koche ich, dann nicht mehr.

Gibt es eine Leibspeise?

Nudeln in allen Varianten. Da kann ich nichts falsch machen (lacht) .

Kocht er selbst?

Ab und zu.

Kann er es?

Er ist lernfähig. Das Repertoire erweitert sich.Wenn wir zum Beispiel am Samstagabend Zeit haben, ist das eine Abendgestaltung. Auch wenn wir in der Küche nur beieinander sitzen. Die Küche ist ein guter Platz zum Reden. Da lässt sich alles miteinander verbinden. Die Vorfreude auf das Essen, ein gutes Gespräch. Das sind die kleinen Auszeiten. Man muss nicht immer etwas Großartiges unternehmen.

Sie haben kürzlich gemeint, dass Sie darauf gekommen sind, dass Sie weniger streng zu sich selbst sein sollen.

Das ist sicher so.

Wie äußert sich diese Strenge?

Ich bin diszipliniert, auch was meinen Beruf anlangt. Wenn hier sehr viel anfällt, lasse ich alle meine eigenen Bedürfnisse hinten. Als Allererstes kommen die Kinder, dann der Beruf, und dann bleibt manchmal für mich selbst gar nichts übrig. Das Tempo ist ein hohes. Das ist manchmal ein Raubbau. Da muss man dann massiv dagegensteuern. Das ist schwieriger als man glaubt, denn der Tag hat nur 24 Stunden. Hier muss ich gegenüber mir selbst disziplinierter sein. Für mich.

Was würden Sie in dieser Zeit am liebsten machen?

Ich wäre am liebsten draußen in der Natur. Sie ist eine Kraftquelle. Da bekomme ich auch den Kopf am besten frei.

Wie geht es Ihnen mit den Verpflichtungen, die sich aus Ihrer Rolle als Frau des Landeshauptmannes ergeben?

Das sind für mich keine Verpflichtungen, weil ich ja das Amt nicht habe. Wenn ich ihn begleite, mache ich es, weil ich ihn begleiten will, weil ich mit ihm gemeinsam wo sein will, weil es die Zeit zulässt.

Wie baut Ihr Mann Stress ab?

Wenn genug Zeit ist, machen wir am Wochenende ausgedehnte Spaziergänge. Er kann Stress gut mit klassischer Musik abbauen, da kommt er gut runter. Und er liest gerne und viel.

Ihre Firma wurde 1953 gegründet. Kommt Ihr Vater noch täglich ins Büro?

Er hat schon seine eigenen Interessen. Wir haben eine sehr gute und intensive Beziehung.Er ist nach wie vor einer meiner wichtigsten Sparring-Partner. Wenn ich ihm etwas erzähle, was mich beschäftigt, kann er sich sehr gut in mich hineinversetzen. Auch wenn er nur gut zuhört, genügt das.

Wie sieht Ihre Arbeit im Unternehmen genau aus?

Die Geschäftsführung ist meine Haupttätigkeit.Darüber hinaus betreue ich auch selbst Kunden. Das mache ich sehr gerne, denn da entsteht immer etwas Neues. Wir betreuen unsere Kunden mit Dreier-Teams, einem Kundenbetreuer, einem Kreativen und einem technischen Abwickler. Ein Projekt abzuwickeln ist wie ein Kind aus der Taufe zu heben. Wir haben viele Stammkunden, die immer wieder kommen. Sehr häufig sind es Familienbetriebe. Wir entwickeln oft Konzepte für ein ganzes Haus, auch wenn diese manchmal in mehreren Schritten realisiert werden.

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