„Die FPÖ sollte die Koalition mit Kurz fortsetzen“

Sicherheitslandesrat Wolfgang Klinger
Der neue Sicherheits-Landesrat plädiert für die Fortsetzung der Koalition mit der ÖVP. Seine eigene Position definiert als er als Mitte Rechts.

Wolfgang Klinger hat die Nachfolge des zurückgetretenen Sicherheitslandesrates Elmar Podgorschek angetreten. Der 60-Jährige ist seit 2003 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Gaspoltshofen, seit 2004 Landesobmann des Rings Freiheitlicher Wirtschaftstreibender, seit 2016 Abgeordneter zum Nationalrat und Wirtschaftssprecher der FPÖ. Von 2009 bis 2016 gehörte er dem Landtag an. Von Beruf ist er Gastronom und Transportunternehmer.

KURIER: Bei unserem letzten Interview Anfang September 2017 waren Sie bereit, das Wirtschaftsministerium zu übernehmen. Nun sind Sie plötzlich Sicherheitslandesrat. Wolfgang Klinger: Wenn ich damals das Wissen in der Interviewtechnik gehabt hätte wie heute, hätten Sie diese Aussage nicht bekommen. Ich habe mich politisch gesehen noch nie so wohl gefühlt wie als Wirtschaftssprecher im Nationalrat. Das war mir lieber als der Wirtschaftsminister. Das, was wir mit dem Wirtschaftsministerium umgesetzt haben, passiert einem einmal im Leben.

Warum haben Sie Ja gesagt zur Anfrage Haimbuchners den Landesrat zu übernehmen?

Ich kenne die Politik von der Gemeinde bis zum Nationalrat. Es ist nicht leicht vorauszusagen, wie sich die Dinge entwickeln. Es gibt eine gewisse Verpflichtung, Phalanxen aufrecht zu halten. Haimbuchner setzt sich mit aller Kraft ein, damit es in Oberösterreich positiv weiter geht. Ich bin ihm politisch freundschaftlich verbunden. Er hat mich ersucht, das zu machen. Am Montagvormittag haben wir noch vereinbart, dass ich wieder einen Fixplatz im Nationalrat übernehmen werde. Am Nachmittag hat er mich gebeten Landesrat zu werden.

Als Bürgermeister waren Sie auch für die Feuerwehren zuständig. Nun sind sie für alle Feuerwehren des Landes verantwortlich. Was steht hier an?

Ich bin seit 43 Jahren selbst Feuerwehrmann und ein Feuerwehrler durch und durch. Am Freitag vor einer Woche haben wir die Einweihung des fünften Feuerwehrhauses gefeiert. Wir haben in der Gemeinde fünf Feuerwehren. Der Landesfeuerwehrverband hat die Neuausarbeitung des GEP, des Gefahrenabwehr- und Entwicklungsplanes, sehr gut gemacht. Auf dieser Basis werden wir schauen, dass die Feuerwehren auf dem bestehenden Niveau bleiben.

Die demografische Entwicklung wird eine große Rolle spielen. Das gilt nicht nur für die Feuerwehren, sondern für alle Vereine. Kommt genügend Jugend nach? Die Feuerwehren bemühen sich sehr. Es ist wesentlich, dass man die Jugend forciert.

Was bringen Sie mit Ihrer Person in das Amt ein?

Ich glaube, ich bringe jene Verbindlichkeit ein, die ich in der Politik immer wieder bewiesen habe. Politik muss ehrlich, gerecht und demokratisch sein. Ich kann meinen Mann stellen. Ich hoffe, dass durch meine Fähigkeit, Freundschaften herzustellen und Verbindungen aufzubauen, die Sache sich beruhigt und wir bis zur Wahl 2021 in Ruhe für das Land arbeiten können.

Was ist in Ihnen vorgegangen, als Sie die Bilder von Strache und Gudenus gesehen haben?

Wir haben am 10. Mai in einem Kreis von 75 Personen meinen 60. Geburtstag gefeiert. Ich habe mir gedacht, ich habe es noch nie so schön gehabt in meinem Leben. Mir war klar, dass ich 2022 nochmals für den Nationalrat und 2021 als Bürgermeister kandidieren werde. Die Betriebe funktionieren, ich habe eine wunderbare Familie.

Als die Bombe bei der Einweihung des Feuerwehrhauses geplatzt ist, habe ich geglaubt, das sind Fake News. Ich habe gemeint, die Sache müsste mit den Rücktritten von Strache und Gudenus erledigt sein und die Koalition weiterlaufen. Kanzler Kurz ist die Sache entglitten, sie hat eine Eigendynamik entwickelt, mit der er selbst nicht gerechnet hat. Wo die Reise hingeht, lässt sich erst nach der Nationalratswahl sagen. Die Bevölkerung goutiert den Zustand nicht, der jetzt eingetreten ist. Mit der Forderung, Kickl muss wegen, die freiheitliche Ministerriege tritt unisono zurück. Manmuss ich die menschliche Dimensionen vorstellen. Die Leute in den Ministerkabinetten haben keine Arbeit mehr. Kurz hat hier einen schweren Fehler gemacht.

Wie geht es Ihrer Partei?

Der Slogan „Jetzt erst Recht“ ist überall der Fall.

Was heißt das?

Wir bleiben Freiheitliche und die Umfragen zeigen, dass wir nicht ins Bodenlose abgestützt sind. Auf Bundesebene liegen wir etwas unter 20 Prozent.

Können Sie sich nach der Wahl wieder eine Koalition mit Kurz vorstellen?

Ja, natürlich. Ich unterstütze das jederzeit. Auch wenn Fehler passiert sind, ist es für Österreich die beste Lösung.

Ist Kickl das Hirn der FPÖ?

Kurz hat erkannt, dass er die Themen der FPÖ übernehmen muss. Wenn er das nicht macht, nimmt das für die ÖVP einen schlechten Ausgang. Im Klartext heißt das, dass die FPÖ der Vordenker war und Kurz hat das nachgesagt.

Wie ordnen Sie sich selbst im Spektrum der FPÖ ein?

Ich bin Mitte Rechts. Ich hab e eine starke soziale Ader. Ich habe in meiner Heimatgemeinde vor Jahren schon einen Sozialfonds gegründet. Mein Vater hat das auch so praktiziert.

Definieren Sie sich als Deutsch-Nationaler?

Nein. Ich glaube, es war bei der Besetzung meiner Position ein ausschlaggebender Aspekt, dass ich kein Burschenschafter bin.

Wie sehen die Fälle wie den Braunauer Vizebürgermeister oder den Maler aus Andorf?

Beim Wiesinger weiß ich ehrlich gesagt gar nicht genau, worum es geht. Es hat nicht jeder überall seinen Kommentar abzugeben, weil er glaubt, er muss die Welt oder das Land retten. Das obliegt anderen. Wenn man glaubt, mit einem Gedicht etwas bewegen zu können, dann ist das noch stärker daneben. Das Gedicht ist fürchterlich. Die Auswirkungen hat er nicht bedacht und so nicht gewollt. Das geht einfach nicht.

Wenn aber von der linken Seiten unser Obmann als Rattenfänger bezeichnet wird, wo bleibt dann der Aufschrei?

Die Linken kritisieren, die Freiheitlichen haben ein notorisches Problem in der Abgrenzung zum Rechtsextremismus.

Ich arbeite in Gaspoltshofen mit den Sozialisten bestens zusammen. Ich habe eine grunddemokratische Einstellung. Ich bin weit davon entfernt, ein Rechtsradikaler zu sein. Eine Generalpauschalierung lehne ich ab. Wir haben in der Bundesregierung bewiesen, dass wir zusammenarbeiten können. Wir haben in der Regierung sehr gute Arbeit geleistet.

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