Bischof Scheuer hofft auf viri probati und Diakoninnenweihe
Der neue Papst Leo XIV.
„Ich habe es von den Kardinälen als sehr schlau empfunden, dass sie einen Amerikaner zum Papst gewählt haben“, meint Martin Winkler, designierter SPÖ-Landesvorsitzender und ehemaliger Ministrant zur Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Papst. Noch besser wäre es gewesen, wenn es Kardinälinnen und Kardinäle gegeben hätte.
Wird Papst Leo XIV. den Kurs von Papst Franziskus fortführen? „Er ist nicht einfach die Verlängerung oder Verdoppelung von Papst Franziskus. Papst Leo teilt mit Franziskus die großen Grundanliegen wie die Freude, die missionarische Kraft des Glaubens, Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, aber auch die Synodalität als Weg der Kirche. In diesen Anliegen ist der Weg von Papst Franziskus nicht umkehrbar“, sagt Bischof Manfred Scheuer. „Ich hoffe sehr, dass Papst Leo zusammen mit der Weltkirche die Anliegen der Priesterweihe von viri probati und der Diakoninnenweihe von Frauen umsetzt.“
Offener Kurs
Stefan Kaineder, studierter Theologe, Landesrat und Landessprecher der Grünen, findet, dass die Wahl „erstaunlich schnell“ über die Bühne gegangen ist. Er erwartet, dass Leo XIV. den Weg von Franziskus in Hinblick auf soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Völkerrecht und Menschenrechte fortsetzen werde. Es sei eine gute Nachricht, dass Leo den offenen Kurs der Kirche und die neue Kultur des innerkirchlichen Umgangs weiter pflege. Auch den Umgang mit der Vielfalt der Welt. Das sollte die Kirche institutionalisieren und die Reformen umsetzen.
Josef Pühringer, Landeshauptmann a. D. und Vorsitzender der Stiftung Pro Oriente, hält die Wahl von Leo für eine gute. „Er wird ein glaubwürdiger Vertreter des Evangeliums sein.“ Er sei sowohl Seelsorger, Missionar als auch Mitglied der vatikanischen Kurie gewesen. Der neue Papst werde als einer geschildert, der mit den Menschen gut könne. Er werde seiner Aufgabe als Pontifex, als Bückenbauer gerecht werden und er werde den synodalen Weg fortsetzen.
Franz Gruber, Fundamentaltheologe an der Katholischen Universität Linz, ist vom neuen Papst „sehr positiv angetan. Er wird die Impulse von Franziskus absichern und in eine Struktur gießen.“ Papst Leo werde versuchen, die verschiedenen innerkirchlichen Lager zusammenzubringen. „Das bedeutet, dass er die heißen Eisen wie viri probati und die Diakoninnenweihe nicht sofort in die Diskussion werfen darf.“ So wie es beim Konzil von Nicäa vor 1.700 Jahren (325 n. Chr.) gelungen sein, ein gemeinsames Glaubensbekenntnis zustandezubringen, so werde Franziskus versuchen, die verschiedenen Lager zu konsolidieren.
„Aber die Themen bleiben auf der Tagesordnung“, so Gruber. „Es sind reale Probleme, wie die Kirche zum Beispiel ausreichend qualifizierten Führungsnachwuchs findet. Die Zölibatsfrage ist eine kirchenrechtliche, keine dogmatische. Die Frauenfrage bleibt am Tisch, weil es eine menschenrechtliche Frage ist. Die Frauen werden diese Frage nicht fallen lassen.“
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