Bauernkrieg: Die ungeheure Wucht der Geschichte

Josef Ertl
Vor 400 Jahren wurden 17 Protestanten am Haushamer Feld gehängt. Zuvor mussten sie um ihr Leben würfeln. Das Frankenburger Würfelspiel erinnert daran. Am Freitag ist die heurige Premiere.

Im Stammgasthaus, das mein Vater nach der Sonntagsmesse zu besuchen pflegte, hing ein großes, holzgeschnitztes Porträt von Stefan Fadinger, der den Bauernaufstand 1626 angeführt hat.

Darauf stand sein Aufruf „Es muaß seyn“. Zudem gab es ein Bild vom Frankenburger Würfelspiel, das auf Seite 1 abgebildet ist und 1925 zum 300-Jahr-Gedenken vom Salzburger Maler Friedrich Dürnberger gezeichnet worden ist. Das Blutgericht von Frankenburg und der Aufstand 1626 sind Teil der Landesgeschichte, sie sind eingeprägt, sie sind Teil der Landesidentität.

Geschichte ist nicht tot, sie lebt weiter

Die ungeheuere Wucht der damaligen Unterdrückung und Hinrichtungen wirkt bis heute nach. Es ist kein Wunder, dass alle wesentlichen Strömungen sich damit auseinandersetzten. Die katholische Welt wollten sie lange Zeit verschweigen, weil es um die Vernichtung der Protestanten ging. Die Deutsch-Nationalen und später die Nationalsozialisten versuchten, die Erinnerung für ihre völkischen Zielsetzungen zu instrumentalisieren, der religiöse Konflikt spielte kaum mehr eine Rolle. 20.000 Sozialisten erinnerten bei der 1.-Mai-Feier 1925 mit Redner General Theodor Körner, dem späteren Bundespräsidenten, an die Unterdrückung.

Obwohl Geschichte vergangen ist, ist sie lebendig. Sie dauert an. Die Auseinandersetzung mit ihr ist wichtig. Die Frage ist, wie wir mit ihr umgehen? Wie können wir sie richtig interpretieren, damit wir die heutigen Ereignisse in die richtigen Bahnen leiten und jene Schlüsse ziehen, die für alle positiv sind? Mit den heutigen Worten darf man wohl sagen, es geht um religiöse Freiheit und Toleranz, um das Nein zu Fremdherrschaft und Ausbeutung, um soziale Gerechtigkeit und um Mitbestimmung.

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