Alles, was bisher gegolten hat, gilt nicht mehr

Ein lächelnder Mann mit grauem, gewelltem Haar und Anzug mit Krawatte.
Warum haben die Selbstständigen so allergisch auf die geplante 4,2-prozentige Gehaltserhöhung der Wirtschaftkammer-Mitarbeiter reagiert?

Es lag nicht nur an der Person des inzwischen zurückgetretenen Präsidenten Harald Mahrer. Es kochte auch die Wut und die Enttäuschung über die in weiten Teilen gescheiterte Politik der ÖVP-Wirtschaftsgranden hoch.

Kein Wunder: das niedrigste Wachstum und die höchste Inflationsrate in der EU, der Staatssäckel leer, die Schulden und die Energiepreise auf Höchstständen. All das, was die Volkspartei jahrzehntelang gepredigt hat, galt nicht mehr. An den verantwortlichen Stellen sassen ÖVP-Politiker, die für ihr Tun in Positionen gehievt wurden, in denen sie noch mehr verdienen als zuvor. Die Wirtschaftskompetenz der Volkspartei hat schweren Schaden erlitten.

Wirtschaft in struktureller Veränderung

Diese Entwicklung schlägt auch auf die Landespolitik durch. Die Krise der europäischen Industrie ist in Oberösterreich besonders spürbar. Herkömmliche Maßnahmen wie Lohnzurückhaltung, Senkung der Energiepreise, Bürokratieabbau und Steigerung der Produktivität werden helfen, aber sie allein werden nicht reichen. Denn die Wirtschaft steckt in einem Prozess des strukturellen Umbaus, den der technische Fortschritt der Digitalisierung, die Wettbewerber aus Asien und die Globalisierung mit sich bringen. Nichts bleibt so, wie es ist, auch wenn sich das viele Mitbürger wünschen. Adolf Kerbl, Geschäftsführer der metalltechnischen Industrie, sagt es ganz klar (Seite 8): „Alles, was bisher gegolten hat, gilt nicht mehr.“ Es braucht mehr Innovation, das Land benötigt neue Unternehmen, eine Welle von Start-ups, massive Investitionen in die erneuerbaren Energien. Oberösterreich braucht einen Aufbruch.

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