Abenteuerliche Weihnachtsbahn

Die Weihnachtserlebnisbahn macht bei den singenden Engerln Station
Geradezu abenteuerlich ist die Fahrt mit der Weihnachts-Erlebnsbahn im historischen Bürgerspital von Steyr.

Gut angeschnallt in einem stabilen Sitz geht es auf Schienen über drei Etagen bis in das Dachgeschoß. „Die Bahn diente früher als Geisterbahn in Italien und wurde vor 20 Jahren hier in Steyr installiert und technisch verfeinert. Jeder einzelne der fünf Sessel ist mit einem eigenen Elektromotor angetrieben. Das ist einmalig in Österreich“, erzählt Museumsmitarbeiter Peter Breslmayr.

Helmut Muhr erklärt die geschichtlichen Hintergründe: „Das Bürgerspital war im Mittelalter das Alters- und Pflegeheim von Steyr und eine wichtige Versorgungsstation für Bedürftige.“ Wir lassen uns mit der Bahn vorbei an 28 Wohnungen der damaligen Patienten führen. Nach einer gemütlichen Runde durch das Erdgeschoß mit von Puppen dargestellten Weihnachtstraditionen saust sie im sportlichen Tempo in den ersten Stock, wo internationale Weihnachtsbräuche dargestellt sind. Hier sieht man, wie in China Weihnachten gefeiert wird. Schließlich geht es durch einen Sternenhimmel hinauf in die Engelswerkstatt im Dachgeschoß. Dort wird eifrig gesungen, getanzt, gebacken und Weihnachtspakete geschnürt. Reizend, wie die unzähligen putzigen Engerl beschäftigt sind. Es geht dann durch eine weitere Kuriosität des Hauses, eine Sammlung von unglaublichen 14.000 Stück Weihnachtsschmuck.

Elfriede Kreuzberger hat die Schätze zusammengetragen, bereits in der vierten Generation. So kann man sehen, dass der Christbaum zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht am Boden stand, sondern an einem kräftigen Haken vom Plafond baumelte. Neben allen nur denkbaren Varianten an Glas-, Gold- und Silberkugeln schockieren die zur Zeit des Deutschen Kaiser Wilhelm II. gebräuchlichen Nachbildungen von Bomben als Christbaumschmuck.

In Begleitung des Obmannes des Vereins Heimatpflege, Wolfgang Hack, verlassen wir den geschichtsträchtigen Ort, überqueren die Brücke über die Steyr und erreichen am Stadtplatz die Schaudruckerei Greis. Wenige wissen noch, dass der Buchhändler Joseph Greis im Jahr 1827 in Steyr erstmals das Lied „Stille Nacht“ gedruckt hat. Ein guter Zeitpunkt, sich zum 200-Jahr-Jubiläum des berühmten Liedes daran zu erinnern. Der Druckexperte Karl Baumgartner bedient gerade vor einer Gruppe von Volksschülern die historische Handhebelpresse. Vor staunenden Kinderaugen zaubert er eine professionell gedruckte Replik des Erstdrucks aus der Maschine. Beeindruckend, den in alten Lettern geschriebenen Text auf dem speziell gefertigten handgeschöpften Papier in Händen zu halten.

Abenteuerliche Weihnachtsbahn

Ein Nachdruck des Stille-Nacht-Liedes

Steyrer Kripperl

Mit Wolfgang Hack über den Stadtplatz zu schlendern, ist ein Vergnügen. Er stammt aus einer Familie, die seit 600 Jahren hier beheimatet ist und kennt jeden Winkel. So richtig spannend wird es daher hinter der Tür des „Innerberger Stadels“. In dem imposanten Haus am Grünmarkt wurden im Mittelalter die Lebensmittel für die Versorgung der Arbeiter am steirischen Erzberg gelagert. Heute ist hier das „Steyrer Kripperl“ beheimatet. Wir betreten den mit prächtigem Stuck verzierten Vorraum. Alles schaut noch etwas nach Baustelle aus. Das Gebäude wird für die Landesausstellung 2021 renoviert.

Abenteuerliche Weihnachtsbahn

Das Steyrer Kripperl mit seinen 450 Figuren

Hack öffnet den Vorhang des historischen Theaters, das hier seit 100 Jahren bespielt wird. 450 aus Holz geschnitzte Figuren werden von sechs bis acht Puppenspielern für religiöse und lustige, lose aneinandergereihte, Volksszenen eingesetzt. „Die Inhalte erinnern an das YouTube des Mittelalters. Die eigentliche Geburtsszene des Kripperls stammt von den Vorläufern der geistlichen Weihnachtsspiele des 14. Jahrhunderts. Es bildet allerdings nur einen kleinen Teil des heutigen Programms. Vom ägyptischen Joseph, König David bis zu Wildbretschützen, Bergknappen und dem Bäckernazl erstrecken sich die Themen. Als eines der letzten bespielten Stabpuppentheater im deutschen Sprachraum wurde es am 12. Dezember 2018 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe ernannt.

Josef Leitner besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Kultur und Natur

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