170 km und 10.000 Höhenmeter in 33 Stunden

Als Mechatroniker der Attnang Puchheimer Firma Inocon ist Jürgen Nini weltweit im Einsatz
Jürgen Nini. Der 31-Jährige aus St. Georgen/A. gehört zu den besten Ultra- Bergmarathon-Läufern. Nun will er den Monte Rosa umrunden.

von josef ertl Ein normaler Straßenmarathon wie er heute in Linz stattfindet, ist nicht die Sache von Jürgen Nini. Der 31-Jährige aus St. Georgen im Attergau sucht größere Herausforderungen. Die längste Strecke, die er jemals bewältigt hat, war 2016 der Ultra Trail du Mont Blanc. Für die 170 Kilometer rund um den höchsten Berg Europas benötigte er 33 Stunden und 27 Minuten. Dabei waren 10.000 Höhenmeter zu bewältigen. Er wurde 222. unter den 2600 Startern.

Zieleinlauf bei der Transcanaria, seinem ersten Ultrabergmarathon

Zieleinlauf bei der Transcanaria, seinem ersten Ultrabergmarathon

Sieger am Traunstein

Im Juli 2015 gewann er den Traunsteinmarathon. Die 70 Kilometer und die 4500 Höhenmeter legte er in acht Stunden und 49 Minuten zurück. Ein Monat zuvor war er beim Hochkönigman Ultra Trail gestartet. Die 85 km lange Strecke mit ihren 5800 Höhenmetern bewältigte er in 16 Stunden und 42 Minuten. Er wurde 14. Im August 2016 hat er den Pitz Alpine Glacier Trail absolviert. 85 Kilometer mit 5400 Höhenmetern in 10 Stunden, 57 Minuten und 17 Sekunden. Er wurde Zweiter. „Für mich ist ein Straßenmarathon viel schlimmer als ein Bergmarathon, weil die Belastung für die Knie und das Sprunggelenk permanent gleich sind“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER. „Im Gelände ist jeder Tritt unterschiedlich.“ Und wie bewältigt er die Strapazen? „Nach einer gewissen Zeit werden die Muskeln müde und es fangen die Krämpfe an. Die großen Läufe sind immer wieder von Gehpausen durchzogen. Bei steilen Stücken ist es kräftesparender, wenn man geht. Ich gehe bergauf viel mit Stöcken. So bin ich schneller als wenn ich bergauf laufe. Bergab und auf den flachen Stücken kann ich es dann mit der ersparten Kraft krachen lassen.“

Er sei bin eigentlich mehr Bergsteiger als Läufer, sagt er. „Ich bevorzuge Läufe mit steilen Passagen, weniger mit flachen. Bei Rennen mit vielen Höhenmetern bin ich stark.“ Er ist 178 cm groß, und momentan 70 kg leicht. In Wettkampfphasen wiegt er 67 kg.

Im vergangenen Jahr hat er keine Rennen absolviert. „Ich habe das Haus meiner Eltern übernommen und es aus- und umgebaut.“ Aber Anfang Mai geht es wieder los. „Ich möchte den Chiemgaumarathon laufen. Er hat mit 42 Kilometern genau die Marathondistanz. Und er geht über 2300 Höhenmeter.“ Außerdem will er er wieder die Ultra Tour Monte Rose machen. Mit dem Ziel, einen Stockerlplatz zu erreichen. „2016 bin ich Zwölfter geworden, es wäre wesentlich mehr drinnen gewesen. Es war nicht ideal. Ich habe das Rennen mit einem Urlaub kombiniert. Ich bin in der Woche vor dem Lauf auf den Montblanc gegangen. Von Chamonix aus in einem durch, rauf und wieder runter.“ Vor zwei Jahren benötigte er für die 116 Kilometer und die 7500 Höhenmeter 25 Stunden und 17 Minuten.

Brauchst es nicht eine gewisse Lust, sich selbst zu quälen, um solche Herausforderungen zu bewältigen? „Das gehört auf jeden Fall dazu. Anfangs will man nur durchkommen. Mit der Zeit werden die Ziele höher, man will unter den besten zehn sein, irgendwann kommt das Stockerl. Auch wenn es wehtut muss man sich überwinden.“

Das ist für ihn kein Problem? „Ich glaube, dass ich im Kopf stark bin. Die langen Läufe oder langes Radfahren sind immer eine Kopfsache. Man kann sich bis zu zwei, drei Stunden körperlich quälen, aber dann fängt der Kopf zu fragen an, warum mache ich das? Bei mir kommt dieser Moment relativ spät. Bei 80 km wird es wirklich tragisch. Es kommen die Gedanken, es geht nicht mehr, ich höre auf. Zwischen 80 und 100 km beginne ich zu scheitern. Es tut mir alles weh. Ich muss gehen, weil der Kopf nicht mehr will. Das sind die schwierigen Phasen, dass man sich immer wieder motiviert und trotzdem weiterläuft. Das ist während des Rennens irrsinnig hart, aber man lernt immer wieder, wie man das überwinden kann, woran man denken muss.“

Jürgen Nini ist kein Profi, sondern ein Hobbyläufer. Er macht es, weil es ihm Freude macht. Sein Trainingsaufwand hält sich in Grenzen, auch wegen seines Jobs. Denn er ist auch beruflich ist er erfolgreich. Er ist Mechatroniker bei der Firma Inocon in Attnang Puchheim. Er hat dort 2001 als Lehrling begonnen. Inocon liefert Industriemaschinen in die ganze Welt, weshalb er des Öfteren ins Ausland fahren muss. Erst kürzlich war er zwei Wochen in China, wo er Schweißanlagen zur Produktion von Autotüren für Shanghai Motors in Betrieb genommen hat. „Ich mache da die gesamte Roboterkommunikation und die Programmierarbeiten.“ Außerdem schult er die dortigen Mitarbeiter ein.

Der Sieger beim Zieleinlauf des Traunsteinmarathons

Der Sieger beim Zieleinlauf des Traunsteinmarathons

Auslandsreisen

Die Auslandsreisen stören ihn nicht. „Ich bin sehr gern unterwegs, auch im Privaten. Mir gefällt das.“ So war er beispielsweise schon drei Mal in Vietnam. „Unsere Chefs sind sehr kulant. Es ist nicht so, dass ich einfach hinfliege und sofort wieder nach Hause muss. Ich habe die Möglichkeit ein paar Tage anzuhängen, um mir etwas anzuschauen. Immer, wenn ich in eine neue Stadt oder ein neues Land gekommen bin, habe ich mich schnell zurechtgefunden. Man findet immer jemanden, der Englisch kann.“

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