Telefon statt Doktor: Anruf bei 1450 soll Spitäler weiter entlasten
Der Bauch zwickt, der Wespenstich brennt, das Kind fiebert hoch: Wer außerhalb der regulären Ordinationszeiten ein gesundheitliches Problem hat, muss nicht direkt in die Spitalsambulanz fahren, sondern kann zuerst und rund um die Uhr bei der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 anrufen. Außer es handelt sich um einen Notfall.
Am anderen Ende der Leitung wartet medizinisch speziell geschultes Krankenpflegepersonal, 40 Fachkräfte sind es alleine in Oberösterreich, die anhand detaillierter Fragebögen ermitteln, wie weiter vorgegangen werden soll.
Sehr viele Beratungen
"Oft wollen Menschen nur eine kurze Information, meist sind es Gesundheitsberatungen und manchmal wird auch direkt der Besuch einer Spitalsambulanz empfohlen", sagt Walter Aichinger, Präsident des Roten Kreuzes in OÖ, das die Hotline betreibt.
Alle Beteiligten sind sich einig: Das System funktioniert, entlastet die Spitalsambulanzen und soll deswegen weiter ausgebaut werden. Und zwar in diese Richtung: 2022 wurde das Pilotprojekt "Check-In" in Linz und Ried gestartet, bis Ende des Jahres sollen alle oö. Spitäler mit an Bord sein.
Kürzere Wartezeiten im Spital
Wer über 1450 ins Spital geschickt wird, wird dort vorgemerkt, alle Daten werden - mit entsprechender Einverständnis - bereits an die richtigen Stellen geschickt, somit kommt es zu kürzeren Wartezeiten und einer rascheren Versorgung.
"Dieser rasche Check-In ins Spital ist in Österreich einzigartig bis dato. Ich gehe aber davon aus, dass er aufgrund des großen Erfolges auch in den anderen Bundesländern implementiert werden könnte", so RK-Präsident Aichinger.
Knapp 50.000 Anrufe gab es alleine in OÖ im ersten Halbjahr 2024, knapp 13.000 tatsächliche Gesundheitsberatungen fanden statt, 200 pro Monat wurden ins Spital weitervermittelt.
Es sei wichtig, dass Bagatellfälle nicht im Krankenhaus landen, "hohe Patientenströme in den Ambulanzen bringen ein Spital, das ja für schwer Kranke gedacht ist, rasch aus dem Gleichgewicht", sagt Harald Schöffl, Geschäftsführer der oö. Gesundheitsholding. Bei 1450 gehe es also auch vorab darum, herauszufiltern, wer nicht ins Spital muss.
Alle Krankenhäuser beteiligen sich übrigens freiwillig am Projekt, unter anderem auch, weil es eine Entlastung der Mitarbeitenden in den Spitälern bedeutet.
Ziel sei es nun, 1450, vielen noch als die "Corona-Hotline" bekannt, als umfassende Beratungsinstitution zu etablieren. "Das ist weit besser als Dr. Google & Co. und kann auch bei kleineren Wehwehchen in Anspruch genommen werden", erklärt Walter Aichinger vom Roten Kreuz.
Neben Tipps und Infos zu möglichen Anlaufstellen gehe es auch oft um die Hilfe zur Selbsthilfe, "sprich, was habe ich in meiner Hausapotheke und was davon könnte in meiner Situation helfen."
Künftig soll es auch möglich sein, direkt Arzt- und Spitalstermine über 1450 zu vereinbaren.
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