Kinder mit Hustensaft vergiftet: Staatsanwaltschaft ermittelt

Zwei Kleinkinder wurden nach Einnahme von Noscapin-Hustensaft ins Krankenhaus Wiener Neustadt eingeliefert
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen warnt vor Noscapin-Hustensäften. Zwei Kinder wurden bereits vergiftet, Staatsanwalt ermittelt.

Nach zwei gemeldeten Vergiftungserscheinungen bei Kindern aus Niederösterreich hat das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) vor magistral zubereiteten (spezielle Zubereitungen in der Apotheke auf Einzelrezept des Arztes, Anm.) Noscapin-Hustensäften gewarnt. Diese sollen nicht angewendet werden.

Tollkirschen-Gift im Hustensaft

Der Fall der beiden vergifteten Kinder wurde vor wenigen Tagen bekannt. Nach der Einnahme des Hustensaftes, der von Apotheken abgemischt worden war, stellten die Eltern übergroße Pupillen und krampfartige Atmung bei ihren Kindern fest, wie heute.at berichtete. Erst nach umfangreichen Tests im Krankenhaus Wiener Neustadt war klar, dass es sich um Vergiftungserscheinungen handelt.

Noscapin ist ein Hauptbestandteil von Opium. Opioid-ähnliche Wirkstoffe stehen seit Jahrzehnten auch bei schwerem Husten in Gebrauch. Noscapin-Hustensäfte auf Magistralrezepte und mit Herstellung in der einzelnen Apotheke werden relativ selten verwendet. Häufiger in Verwendung für kleine Kinder sind Zäpfchen.

Der Hustensaft war mit Atropin, dem gefährlichen Gift der Tollkirsche, verunreinigt. Mittlerweile konnte der Zustand der Kinder wieder stabilisiert werden. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft, wie das Gift in das Medikament gelangen konnte - entweder durch den Hersteller oder beim Mischen in der Apotheke.

Warnung gilt auch für andere Medikamente

Die Warnung gilt ebenso für andere noscapinhaltige Zubereitungen wie etwa Noscapin-Zäpfchen. „Bei dieser Maßnahme handelt es sich um eine Vorsichtmaßnahme“, hieß es in einer Aussendung. Es bestehe aber der Verdacht auf Verunreinigung mit giftigem Atropin.

Beim BASG liefen am Freitag die Recherchen zu der Affäre. „Stand der Dinge ist, dass die Originalproben auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt beschlagnahmt worden und unter Verschluss sind“, sagte die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, am Freitag. Bei der Staatsanwaltschaft sei Anzeige erstattet worden. Den Kindern gehe es wieder besser.

Untersuchung wird einige Zeit dauern

„Wir wissen von der Angelegenheit aus einem Protokoll der Polizei. An uns ist keine Nebenwirkungsmeldung gegangen. Uns geht es um die Sicherheit“, sagte BASG-Leiterin Christa Wirthumer-Hoche am Freitag. Für eine ins Detail gehende Aufarbeitung der Angelegenheit sei natürlich die Untersuchung der Proben der Medikamente notwendig. Dies dürfte auch einige Zeit dauern. Die Tests können in jedem für solche Untersuchungen entsprechend akkreditierten Labor durchgeführt werden. Die Entscheidung, wo untersucht wird, obliegt der zuständigen Staatsanwaltschaft. „Wir sind aktiv und werden Inspektionen durchführen“, sagte Christa Wirthumer Hoche.

Theoretisch können Fehler sowohl beim Produzenten der Grundsubstanzen als auch beim Transport oder bei der Herstellung in der Apotheke aufgetreten sein. Hergestellt und abgegeben wurden die Noscapin-Säfte auf Magistral-Rezept laut aktuellem Wissensstand von zwei unterschiedlichen Apotheken. Laut Schnelltests könnten auch zwei unterschiedliche Zusammensetzungen der Hustensäfte in den beiden Fällen vorgelegen sein. Das war aber bis zu Freitag nicht geklärt. Wie das alles zusammenpassen könnte oder nicht, werden erst die genauen Untersuchungen ergeben. Das könnte noch Tage dauern, hieß es am Freitag bei den Behörden.

Kommentare