Ein Frage der Zeit: Die präzise Arbeit des Uhrmachermeisters

Der Uhrmachermeister mit seinem Werkzeug am Tisch
Als Uhrmachermeister bringt Christoph Rerecha historische Uhrwerke wieder zum Laufen. Eine Arbeit, die einer Spurensuche nach Stil, Mentalität und Charakter gleicht.

Mit ruhiger Hand setzt Christoph Rerecha die Pinzette an. Das messingfarbene Uhrwerk, an dem er hantiert, ist hochfiligran, Schrauben, Rädchen und Verbindungen greifen präzise ineinander.

„Ich mag Uhren mit Charakter“, sagt der Stockerauer. Und meint damit solche, in denen noch Mechanik, in denen noch echte Handwerkskunst steckt. Denn Rerecha ist Uhrmachermeister – eine mittlerweile seltene Zunft, die so gut wie jedes Uhrwerk wieder zum Laufen bringt. Und auch die Standuhr, die er gerade in Bearbeitung hat, wird bald wieder richtig ticken. Zur Freude der Besitzer, denn das Stück hat nicht nur monetären, sondern auch emotionalen Wert.

Zeitreise

„Viele kommen mit Erbstücken zu mir“, erzählt Rerecha. Im besten Fall schon, bevor ein Problem entsteht. Zumeist hat es der Fachmann jedoch mit Uhren zu tun, die aus gutem Grund stehen geblieben sind; entweder, weil sie nie gewartet wurden oder eben weil sich ein Bastler an Ölspray und Werkzeug vergriffen hat. Am liebsten werkelt Rerecha dabei an großen Exemplaren – eine Angabe, die bei ihm von der Tischuhr bis hin zur Stockerauer Kirchenuhr reicht.

„Ein Schlüsselmoment war sicher der Besuch auf dem Kirchturm mit meiner Mutter, als ich vier Jahre alt war“, schwärmt er. Bis heute kümmert sich der 36-Jährige darum, dass die Uhr am Glockenturm richtig läuft. Und er hat sich, nach mehreren Jahren bei namhaften Unternehmen, als Uhrmacher selbstständig gemacht. Besonders historische Uhren, bis zurück in die Renaissance, haben es ihm angetan – auch privat, denn das Sammeln ist für Rerecha längst zu einer Leidenschaft geworden. Ebenso wie das Studium der Stilepochen, die sich an der Gestaltung des Gehäuses ablesen lassen.

„Ich bin keiner, der die Uhren überrestauriert“, sagt er. Denn das Alter einer Uhr macht diese erst besonders – ganz abgesehen davon, dass jede Manipulation am Material Spuren hinterlässt. Und Ungenauigkeiten im Werk sind, je nach Herkunft der Uhr, durchaus üblich. „Oft sind historische Uhren ein Spiegel der Mentalität“, weiß Rerecha. So glänzen Modelle, die einst in England oder Frankreich gefertigt wurden, mit absoluter Präzision. Die Macher der Wiener Uhren hingegen, die früher weltweit als Luxusgegenstand gefragt waren, nahmen es nicht immer ganz so genau.

Als Uhrmachermeister kann Rerecha jedes Teil einer Uhr nachfertigen. Und er kann selbstverständlich auch ganze Uhren bauen, wie eine Pendeluhr, die er während seiner Ausbildung in Karlstein in NÖ gefertigt hat, beweist. Am liebsten geht er jedoch auf Spurensuche.

„Es ist immer etwas Besonderes, wenn man beim Zerlegen auf Hinweise stößt“, schildert Rerecha. Wie beispielsweise die Signatur eines Meisters. Noch schöner ist es, wenn er das Werk wieder zum Laufen bringt – und auf einem der Bestandteile seinen eigenen Namen für die Nachwelt hinterlassen darf.

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