Wo sich nicht nur Fuchs und Hase Gute Nacht sagen

Zusammenfassung
- Die Ausstellung 'Tiere der Nacht' im Haus für Natur in St. Pölten erforscht die Anpassungen und Sinne nachtaktiver Tiere.
- Das Große Mausohr, größte Fledermaus Österreichs, jagt Bodenkäfer und nutzt Dachböden als Lebensraum.
- Fledermausfreundliche Gärten sollten insektenfreundlich und ohne Insektizide sein, um die Tiere zu unterstützen.
Manch einer ist hundemüde, geht mit den Hühnern ins Bett oder schläft wie ein Murmeltier – ohne schlafende Hunde zu wecken. Wie auch immer, die Nacht ist zum Schlafen da. Jedenfalls für Menschen. Doch viele Tiere werden erst im Dunkeln so richtig wach. Und nicht nur das. 60 Prozent aller Lebewesen auf der Erde sind nachtaktiv. „Die Dunkelheit ist ein Ort voller Leben, wo man überraschende Entdeckungen machen kann“, sagt Ronald Lintner, wissenschaftlicher Leiter im Haus für Natur (Museum NÖ). Gemeinsam mit dem Zoologen Michael Stocker hat er die neue Ausstellung „Tiere der Nacht“ kuratiert.

Die Kuratoren Ronald Lintner (re.) und Michael Stocker
Warum nutzen Tiere den Schutz der Nacht? Was macht die Nacht für sie so attraktiv? Und wie haben sich diese Lebewesen an die Dunkelheit angepasst und welche Fähigkeiten besitzen sie? Das sind nur einige der Fragen, denen man im Rahmen der Sonderausstellung auf den Grund gehen will. Ein zentrales Thema sind dabei die (tierischen) Sinne, betont Lintner. Gerüche spielen bei der Orientierung in der Dunkelheit eine wichtige Rolle. 225 Millionen Riechzellen hat etwa ein Fuchs in der Nase, beim Menschen sind es nur rund zehn Millionen. Aber auch „auf Sicht“ sind viele Bewohner der Nacht unterwegs. Und dafür bestens ausgerüstet. Zum Vergleich: Während im menschlichen Auge rund 120 Millionen Stäbchenzellen (zuständig fürs Sehen in Grautönen) sitzen, sind es bei einer Katze sechs- bis achtmal so viele.
Doch Minderwertigkeitsgefühle braucht man deswegen keine bekommen. „Der Mensch hat eigentlich gute Sinne für die Nacht. Wir wollen mit der Ausstellung auch erreichen, dass man die Scheu vor der Dunkelheit verliert und Lust machen, die Nacht zu entdecken“, sagt Zoologe Stocker.

Von der Eule bis zum Fuchs: Viele Tiere werden erst in der Nacht richtig hellwach. Das Haus für Natur widmet ihnen die heurige Sonderausstellung
Mausohr ist der Star
Ein Tier darf in der Menagerie der Nachtfreunde natürlich nicht fehlen – die Fledermaus. Star der Ausstellung ist dabei nicht irgendeine, sondern die Fledermaus des Jahres. Das Große Mausohr.
Den Titel trägt sie nicht umsonst, denn das Mausohr hat nicht nur die namensgebenden großen Ohren, sondern ist auch mit einer Flügelspannweite von rund 40 Zentimeter die größte Fledermaus Österreichs. „Das Mausohr hat eine spezielle Anpassung und den Fokus auf Bodenkäfer“, sagt Katharina Bürger von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung. Die Mausohren jagen ihre Beute nicht in der Luft, sondern dicht über dem Boden fliegend. Wird ein Käfer entdeckt, stürzt sich die Fledermaus darauf. „Sie können im Gegensatz zu anderen Arten auch vom Boden auffliegen“, erklärt Bürger. „Und in einer einzigen Nacht 40 Käfer fressen“, fügt Lintner hinzu.

Dem Mausohr ist ein besonderer Platz gewidmet
Der Mensch bzw. seine Behausungen spielen für das Mausohr eine besondere Rolle. Denn die Art bevorzugt Dachböden. „Die größte heimische Kolonie hat zwei- bis dreitausend Weibchen und findet sich in einem Kirchendachboden“, sagt Bürger. Diese Lebensweise ist aber auch eine Gefahr. Wird etwa im Zuge von Umbauten ein von Fledermäusen genutzter Dachboden komplett „dicht“ gemacht, verlieren viele der streng geschützten Tiere auf einen Schlag ihr Zuhause und Ersatz findet sich nicht so leicht.
In St. Pölten sind übrigens 19 Fledermausarten bekannt, in ganz NÖ 26. „Und es tauchen auch immer wieder neue Arten auf“, sagt Bürger. So ist etwa die Bulldogfledermaus, die eigentlich im Süden Europas lebt, schon hierzulande gesichtet worden.
Egal welche Art, alle heimischen Fledermäuse ernähren sich von Insekten. „Sie sind wichtige Ökosystem-Erhalter“, so Bürger.
Museum NÖ
Das Museum NÖ in St. Pölten beherbergt das Haus der Geschichte und das Haus für Natur. Zweiteres ist nicht nur ein Museum, sondern auch ein Zoo. 40 verschiedene Tierarten leben hier. Im 125.000 Liter fassenden Donaubecken schwimmen Störe, Welse und Karpfen. Der 2.500 Quadratmeter große Museumsgarten ist eine grüne Oase inmitten des Regierungsviertels
Tiere der Nacht
Die Sonderausstellung erstreckt sich über sechs Räume. Bis 8. Februar 2026 wird mit zahlreichen Interaktiv-, Audio- und Taststationen die faszinierende
Tier- und Pflanzenwelt der lichtarmen Zeit beleuchtet
Wie aber kann man etwa einen Garten „fledermausfreundlich“ gestalten. „Naturbelassene Gärten ohne Insektizide sind insektenfreundlich und damit auch ideal für Fledermäuse. Wasserstellen sind gut und auch auf Pflanzen für nachtaktive Falter sollte man achten“, so Bürger. Auch Fledermauskästen kann man aufhängen. Sind die Tiere aber schon da, dann „ist es das Beste, gar nichts zu verändern.“ Denn aus menschlicher Sicht gut gemeinte Eingriffe, wie etwa Einflugöffnungen zum Dachboden zu vergrößern „können sich negativ auswirken“, so Bürger.
Angst muss man vor den Tieren nicht haben. Vampire sind sie keine und verirrt sich mal eine ins Haus, reicht es meist, das Licht auszuschalten und die Fenster zu öffnen. Tipps geben die Experten. www.fledermausschutz.at
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