Der Betrieb ist nicht der Einzige. Wer sich etwas auf Immo-Plattformen wie etwa Willhaben umsieht, findet zahlreiche Inserate für Gastrobetriebe. Vom klassischen Landgasthof, über den Heurigen in den Langenloiser Weinbergen bis zum Tanzlokal in Kaltenleutgeben. Viele der Betriebe haben noch geöffnet, laufen gut. Andere beliebte Wirtshäuser mussten bereits mangels Nachfolger schließen. Ein Schicksal, das auch das „Gasthaus zur Linde“ im Zentrum von Bruck/Leitha traf. Einst verbrachte dort die Jugend ihre Freizeit in der Kegelbahn, zuletzt wurde in dem denkmalgeschützten Bau mit idyllischem Gastgarten eine kleine Karte angeboten.
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Babyboomer-Pension
Derzeit seien unheimlich viele Betriebe am Markt, bestätigt auch der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der WKNÖ, Mario Pulker. Die Probleme sind bekannt: Personal ist schwer zu finden, viele Junge wollen sich den Job nicht mehr antun und verzichten zugunsten der Familie auf die Fortführung des (elterlichen) Betriebs. Gleichzeitig gehen die Babyboomer unter den Wirten in Pension. „Etwa 30 Prozent der Betriebe werden in den nächsten Jahren übergeben“, sagt Pulker. Für den Erfolg nimmt er auch die Gäste in die Pflicht: „Wenn die Gemeinschaft des Ortes die Gastro nicht nützt, dann hilft die beste Förderung nichts“, meint er in Hinblick auf das aktuelle Wirtshauspaket.
Viele Wirte würden ihre Immobilien verkaufen, weil sich verpachten nicht mehr rentiere, meint der Experte. „Der Ertrag ist zu gering.“ Leicht sei es nicht, Interessenten zu finden. „Ich weiß aus dem eigenen Umfeld, dass neun Jahre nach einem Käufer gesucht wurde.“
Solche Erfahrungen hat Tischler und Zimmer-Vermieter Hubert Horak aus Melk in Türnitz gemacht. Dort steht mit dem Gasthof Punz-Bertl „Zum goldenen Löwen“ mitten im Ortszentrum ein Traditionsbetrieb zum Verkauf oder zur Pacht. 2021 übernahm Horak, renovierte und sperrte voller Elan auf. Ein Pächter sollte das Gasthaus übernehmen. Nur der sprang ab. Nun macht Horak der Personalmangel zu schaffen. „Ich finde keinen Koch und andere sind auch nicht willig“, sagt er. Dabei wäre die Kundschaft da. „Es ist der letzte Gasthof in Türnitz, er hat Potenzial.“
Vorsorgen
Pulker rät, bei Übergaben rechtzeitig vorzusorgen. „Wenn ein Betrieb einmal zugesperrt ist, dann findet man ganz schwer jemanden, der ihn wieder übernimmt.“ Da helfe selbst die Wirtshausprämie nichts. „Tote wiederbeleben wird man damit nicht.“
Das weiß auch Christa Hollerer vom Haubenlokal „Zum Blumentritt“ in St. Aegyd am Neuwalde. In den nächsten vier bis fünf Jahren möchten Hollerer und ihre Schwester, die mehrfach ausgezeichnete Küchenchefin Ulli Hollerer-Reichl, in Pension gehen, immerhin sei man 26 Jahre lang bis zu 15 Stunden im Geschäft gestanden. Seit Sommer ist das Lokal inseriert, es wird aber weiterhin Haubenküche serviert. Die Kinder wollen die Nachfolge nicht übernehmen. „Da haben wir uns gedacht, wir fangen rechtzeitig an“, sagt sie. Man akzeptiere aber nur Angebote, die für sie beide und den Betrieb passen. Und generell, betonen sie, habe die Gastro-Branche ihre schönen Seiten. Man könne sich selbst verwirklichen. Und: „Mit den Kindern war die Ferienbetreuung nie ein Problem, weil wir eh da waren.“
Ortschefs hoffen In den Gemeinden ist ob der vielen Verkäufe der Katzenjammer groß. Auch, da aus den Wirtshäusern, die oft im Bauland-Kerngebiet liegen, theoretisch Wohnungen werden könnten – und ein kulinarisches Angebot und ein Ort der Kommunikation damit für immer verloren wären.
„Wir hoffen natürlich, dass sich ein Nachfolger etablieren kann“, sagt etwa Brucks Stadtchef Gerhard Weil in Hinblick auf die Schließung des „Gasthaus zur Linde“. Und kann sich auch Unterstützung für künftige Gastronomen vorstellen. Etwas, das auch Amtskollege Jürgen Maschl aus Schwadorf nicht ausschließen will. „Ich habe aber die Hoffnung schon aufgegeben. Niemand will bei uns Gastro machen“, sagt er. Optimistischer ist da schon Landgasthaus-Chefin Sigrid Huber-Glatzer. Es gebe Interessenten. Verscherbeln wolle sie ihr Lebenswerk nicht. „Es hängt doch das Herz daran.“
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