Wie Künstliche Intelligenz die Zollabwicklung vereinfacht

Produktpiraterie, BMF, Zoll, Entsorgung, Verbrennung
Start-up Digicust aus Schwechat ermöglicht die automatische Verarbeitung von Zollanmeldungen.

Während das neue Zollabkommen zwischen der EU und den USA als politischer Erfolg verkauft wird, bleiben für Unternehmen viele praktische Probleme bestehen. Neue Tarife, komplizierte Regularien und strenge Compliance-Vorgaben sorgen weiter für Unsicherheit. Genau an dieser Stelle setzt das niederösterreichische Start-up Digicust an – mit einer innovativen Lösung zur automatisierten Zollabwicklung mittels Künstlicher Intelligenz (KI).

Gegründet im Jahr 2020, mitten in der Corona-Pandemie, machte Digicust seine ersten Schritte im Founder Lab der IMC Fachhochschule Krems. Heute sitzt das Unternehmen am Flughafen Wien in Schwechat – und hat sich auf die Digitalisierung von Zollabwicklungen für Spediteure spezialisiert. Unterstützt wird das erfolgreiche Zoll-Start-up dabei unter anderem vom nö. Gründer-Inkubator accent sowie vom Austria Wirtschaftsservice (aws).

Die Grundidee ist klar: Zollabwicklung per KI. Die selbst entwickelte Technologie liest Handelsrechnungen automatisch aus, erkennt zollrelevante Daten, klassifiziert Waren und erstellt in Echtzeit rechtskonforme Zollanmeldungen – rund um die Uhr.

Zeitersparung

Eingesetzt wird die Plattform sowohl von globalen Speditionen als auch von mittelständischen Industriebetrieben. Pro Jahr verarbeitet Digicust Zehntausende Zollanmeldungen automatisiert – mit bis zu 95 Prozent Genauigkeit bei der Zolltarifierung und einer Bearbeitungszeitersparnis von mehr als 80 Prozent.

Das jüngste Zollabkommen zwischen den USA und der EU wird von vielen Wirtschaftsvertretern jedenfalls kritisch gesehen. Ein Zollsatz von 15 Prozent gilt als hoch und bremst die Nachfrage. Auch Digicust-Gründer und CEO Borisav Parmakovic warnt vor falscher Hoffnung: „Auch wenn der politische Wille zur Zusammenarbeit spürbar ist, bleibt die Realität für viele Unternehmen kompliziert. Unterschiedliche Tarife, Klassifizierungspflichten und technische Vorschriften machen die Zollabwicklung zu einem Risikofaktor.“

Millioneninvestment

In den vergangenen zwei Jahren hat Digicust mehrere Finanzierungsrunden erfolgreich abgeschlossen. Ende 2023 sicherte sich das Start-up ein Investment in Höhe von 1,6 Millionen Euro von einem Schweizer Privatinvestor. Insgesamt wurden bereits mehr als 4,3 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Plattform investiert. Die nächste Kapitalrunde ist bereits in Planung.

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