„Warten auf den Ruf der Ministerin“
Von Martin Gebhart
Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat angekündigt, dass im Jahr 2021 das österreichweite Klimaticket für den Öffentlichen Verkehr eingeführt werden soll. Drei Euro pro Tag, insgesamt 1.095 Euro im Jahr, soll eine Jahreskarte kosten, die dann für alle Öffis gilt. Wann das Vorhaben umgesetzt wird, ist nicht klar. „Es liegen noch einige große Brocken auf dem Weg“, sagt Niederösterreichs Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) im KURIER-Talk im Pods & Bowls.
„Wir haben hier sehr, sehr intensive Verhandlungen zu diesem Thema, die teilweise sehr hart sind“, sagt der Landesrat. Die Hauptthemen sind die Finanzierung und die raschere Einführung des gesamten 1-2-3-Tickets. Denn der eigentliche Plan der Ministerin sieht vor, dass man in Zukunft als Stufe eins mit einem 365-Euro-Jahresticket (ein Euro pro Tag) innerhalb eines Bundeslandes alle Öffis nutzen kann. Zwei Euro pro Tag wäre für das Pendeln zwischen zwei Bundesländern geplant. Schleritzko: „Grundsätzlich haben wir kein Problem mit dem 1-2-3-Ticket. Wir sind für günstigere, preiswerte Tarife. Aber es muss sich schon auch auf eine gewisse Art und Weise rechnen.“ Derzeit geht man davon aus, dass Niederösterreich für das 1-2-3-Ticket zusätzlich 35 Millionen Euro pro Jahr stemmen wird müssen.
KURIER Talk mit Landesrat Ludwig Schleritzko
Dass sich die westlichen Bundesländer bereits mit Leonore Gewessler geeinigt haben, sieht Schleritzko gelassen. Er fühlt dadurch auch nicht unter Druck gesetzt. „Man darf nicht vergessen, dass wir da natürlich von ganz anderen Größen der Bundesländer ausgehen. Vorarlberg hat 2.000 Quadratkilometer, Niederösterreich fast 20.000. In unserem Bundesland befindet sich fast ein Drittel des gesamten Schienennetzes der ÖBB. Bei uns pendeln täglich 200.000 Menschen nach Wien und rund 70.000 Wiener nach Niederösterreich“, unterstreicht Schleritzko.
Streit um Ticketvertrieb
Außerdem sei Niederösterreich mit seiner abwartenden Position nicht allein. Speziell im Verkehrsverbund Ostregion, zu dem noch Wien und das Burgenland zählen, spreche man mit einer Stimme. Und da wartet man auf einen Termin mit der Ministerin. Ludwig Schleritzko: „Wir haben die letzte Gesprächsrunde im November gehabt. Das ist lange her. Die Frau Ministerin hat damals angekündigt, dass es in den nächsten drei bis vier Wochen eine nächste Runde geben wird. Das ist aber bis heute nicht passiert. Wir warten auf den Ruf der Ministerin.“
Wobei es noch einen Punkt gibt, der den Verkehrslandesrat stört: Der Plan, den Vertrieb des 1-2-3-Tickets über die ÖBB zu organisieren. Schleritzko: „Ich bin ein Mensch, der Monopole grundsätzlich ablehnt. Ich habe ein bisschen ein Problem damit. Und die ÖBB hier jetzt als Monopolisten für den Bereich Mobilität zu etablieren, halte ich für den falschen Zugang.“ Was nichts daran ändere, dass die ÖBB weiterhin für das Land der „Partner auf der Schiene“ ist.
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