Viele Millionen fließen, damit das Wasser reicht

Es ist empfehlenswert, Wasser in seiner natürlichen Form zu trinken.
Eine angeblich „unerschöpfliche Quelle“ in der Ybbstalgemeinde Allhartsberg war 2018 fast ausgetrocknet. Hochbehälter sichern nun die Versorgung

Sinkende Grundwasserpegel, lange Hitze- und Trockenperioden, wenig Winterniederschlag: Die Klimakrise setzt der Trinkwasserversorgung immer mehr zu. Für Leitungen über lange Strecken und teure Wasserspeicher bedarf es mittlerweile Investitionen in Millionenhöhe. Und das selbst in Gegenden, wo Wassernot bis vor Kurzem kein Thema war, wie im äußeren Ybbstal: In Allhartsberg (Bezirk Amstetten) kann demnächst eine mächtige, vierfache Hochbehälteranlage im Notfall Trinkwasser aus dem 14 Kilometer entfernten Amstetten speichern.

Viele Millionen fließen, damit das Wasser reicht

Allhartsberger Bürgermeister Anton Kasser im Wasserhaus mit vier Hochbehältern

„Als wir vor 20 Jahren den Gemeindebrunnen errichteten, bezeichneten Experten unsere Quelle als unerschöpflich“, erzählt der Allhartsberger Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Anton Kasser. Doch sie sollten irren; 2018 ging der Gemeinde knapp vor Weihnachten beinahe das Wasser aus. „Nur ein Regen rettete uns haarscharf vor einem trockenen Brunnen im Zauchtal“, erinnert sich Kasser.

Schockerlebnis

Eine verheerende Situation, auch für den in der Gemeinde angesiedelten Fruchtsaftbetrieb Austria Juice. Daher beschlossen die Firma und die Gemeinde, 6,5 Millionen Euro in vier Hochbehälter zu investieren. Diese können im Bedarfsfall jeweils mit 700 Kubikmeter Wasser aus dem gewaltigen Reservoire des Amstettner Ybbsfeldes gefüllt werden. Bund und Land Niederösterreich haben finanziell kräftig mitgeholfen.

Viele Millionen fließen, damit das Wasser reicht

Vier Nirosta-Hochbehälter fassen jeweils 700 Kubikmeter Trinkwasser

Drei der Behälter seien für den Industriebetrieb reserviert, wie Kasser bei einem Lokalaugenschein zeigt. Das vierte, sechs Meter hohe Riesenfass stellt die Trinkwasserversicherung der Gemeinde Allhartsberg sicher. Auch die Nachbargemeinde Neuhofen/Ybbs, die im Zauchtal ihren Brunnen hat, könnte sich dem Projekt anschließen. In Kematen/Ybbs  hat man bereits einen eigenen Hochbehälter für den Notfall installiert.

Studie

Insgesamt 13 Gemeinden des Bezirks Amstetten haben sich an einer regionalen Studie beteiligt, um ihre Wasserreserven analysieren und den künftigen Verbrauch prognostizieren zu lassen. Bis 2050 sei ein Verbrauchszuwachs von 25 Prozent vorausgesagt worden, macht Kasser bewusst.

„Gleichzeitig sinken die Grundwasserreserven um drei bis fünf Prozent. Das bedeutet für manche Brunnen das Aus“, weiß der Bürgermeister. Noch könne man aber auf die Reserven der Natur zurückgreifen: Das Wasseraufkommen im Ybbsschotter bei Amstetten und bei Waidhofen/Ybbs sind für die Region das Ass im Ärmel.

Sondertranche des Bundes

Für den Erhalt der Trinkwasserversorgung ist vor allem eines nötig: Geld. Das Land  NÖ muss gewaltige Wasserversorgungsprojekte stemmen. Allein im heurigen Jahr werden  rund 200 Wasserversorgungsprojekte mit einem Investitionsaufwand von 90 Millionen Euro umgesetzt. „Die Wasserversorgung ist nach dem Hochwasserschutz das Thema der Zukunft“, sagt LH-Stellvertreter  Stephan Pernkopf (ÖVP). Mittlerweile sei es sogar notwendig, Versorgungsleitung im Waldviertel zu errichten. Der Klimawandel mache die Trinkwasserversorgung zur lebenswichtigen Aufgabe.

In Niederösterreich werden jährlich insgesamt rund 130 Millionen Euro in Wasserprojekte investiert. Ein Anteil von 22 Millionen  kommt vom Bund, den Rest steuern Land und Gemeinden aus ihren Budgets bei. Um den dringlichen Aufgaben nachkommen zu können, gab der Bund zusätzlich eine Sondertranche der Förderung Siedlungswasserwirtschaft im Ausmaß von 100 Millionen Euro  frei. 27 Millionen davon gehen nach Niederösterreich, womit die heurigen Projektvorhaben gesichert sind.

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