Unwetter: "Es war wie der Weltuntergang"

Ein überfluteter Bachkanal mit Ästen und Treibholz am Ufer.
Sintflutartige Regenfälle, Murenabgänge, abgedeckte Dächer. 1200 Mann waren in der Nacht auf Freitag im Unwettereinsatz.

Ich hab` Angst, ich hab` die ganze Nacht kein Auge zugetan, ich weiß nicht, ob ich da noch wohnen kann und mir geht es – auf Deutsch gesagt – beschissen." Maria Pribyl, 65, aus Prinzersdorf im Bezirk St. Pölten ist völlig verzweifelt. Nach Sintflut-Regen Donnerstagabend mit 48 Litern pro Quadratmeter in nur 30 Minuten hat eine Mure ihren ganzen Garten direkt neben dem Wohnhaus weggerissen. Ob das Gebäude noch sicher ist, sollte ein Landes-Geologe Freitagnachmittag entscheiden.

„Es war wie der Weltuntergang", berichtet die pensionierte Schneiderin. „Ich war im Keller, hab` einen Pumperer gehört, bin raus und da ist schon der Schlamm daher­gekommen." Die Mure riss Bäume und eine Stützmauer um, Schalsteine flogen bis auf die Straße. Die Rentnerin gibt einer neu aufgeschlossenen Siedlung an der Hangkante oberhalb ihres Hauses die Schuld an dem Desaster. Insgesamt 1200 Feuerwehrleute waren in der Nacht zum Freitag in Niederösterreich im Unwetter-Einsatz. Besonders betroffen waren die Bezirke Horn, Amstetten, Melk und Scheibbs.

Ein über die Ufer getretener Fluss überschwemmt das Umland.

In Marbach, Gemeinde Wieselburg-Land, wütete Donnerstagabend ein orkan­ähnlicher Sturm. Schlimm erwischte es dabei ein Einzelgehöft. Das Dach einer 40 mal 14 Meter großen Maschinenhalle wurde im Ganzen in die Höhe gerissen und auf der 100 Meter weit entfernten Straße zerschmettert. Teile des Daches wurden Hunderte Meter weit mitgetragen, aber auch in das Dach des nebenliegenden Vierkanthofes geschleudert. „Ich war nicht daheim. Meine Eltern waren zum Glück im Haus, sie haben zuerst gar nicht gemerkt, was da draußen los war", sagte der geschädigte Landwirt Franz Aichinger.

In Brunn an der Wild, Bezirk Horn, schoss zur selben Zeit eine Sturzflut durch die Ortschaft. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Innerhalb kürzester Zeit wurden 100 Liter pro Quadratmeter gemessen", schildert Feuerwehrkommandant Rudolf Schalko.

Schlamm und Wasser fluteten insgesamt fast 20 Keller. Auch die Sporthalle der örtlichen Volksschule wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Betroffen war auch die Ortschaft St. Bernhard-Frauenhofen bei Horn, wo etwa der Kindergarten unter Wasser stand.
Für Teile Niederösterreichs, Oberösterreichs und der Steiermark werden auch am Wochenende wieder teils heftige Gewitter erwartet.

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