Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram
Bei den Winnetou-Spielen im Weinviertel reißt die Begeisterung für die Kultfigur nicht ab.

Von Sarah Prankl

Staub wirbelt auf, es folgen laute Schüsse in die Luft. Vier Reiter galoppieren für einen kurzen Moment quer über die Arena. Ihre langen Haare, die sie mit Bändern und Federn schmücken, wehen im Wind.

Es riecht nach Schießpulver, begeisterte Kinder beobachten das Geschehen. Als die Szene kurz darauf zu eskalieren droht und sich befeindete Völker mit der Waffe gegenüberstehen, taucht er im Licht der Abendsonne am Hügel auf: Winnetou, der große Häuptling der Apachen. Tosender Applaus.

Im kleinen Ort Kirchberg an der Wagram in Tulln spürt man nichts von der hitzigen Debatte rund um Winnetou (siehe auch Seite 29). Schon länger wurden Stimmen laut, dass die historischen Verbrechen an der indigenen Bevölkerung Nordamerikas romantisiert dargestellt werden würden. Die Diskussion ist zwar auch bei den Fernsehsendern angekommen, aber wie in Wagram soll auch hier nichts gecancelt werden. Beim ZDF zeigt man „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ am 3. Oktober. Der ORF würde „wieder Winnetou-Filme ausstrahlen“, sollte es sich programmlich ergeben.

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Trotz hitziger Debatte: Viel Applaus für Winnetou in Wagram

Bei den Winnetou-Spielen in der Arena Wagram reißt die Begeisterung jedenfalls nicht ab. Und das, obwohl es sie seit über zwanzig Jahren in Niederösterreich gibt, zwölf Vorstellungen gab es in dieser Saison. Rund 600 Besucher aller Altersklassen kamen am Freitag zu „Winnetou und die Felsenburg“.

„Ich halte die Diskussion für maßlos übertrieben. Karl May hat sich für die indigenen Völker eingesetzt, jetzt wird das auf einmal umgekehrt“, so Zuschauer Johannes Kornherr. Er habe Winnetou bereits mehr als zehn Mal gesehen. Gemeinsam mit seiner Schwester kommt er jedes Jahr mit Cowboy-Hut und passenden Ketten.

Triumphale Musik kündigt Winnetou und seinen Blutsbruder Old Shatterhand an. Sie reiten zur Hazienda von Don Timoteo, wo der Bösewicht Thomas Melton sein Unwesen treibt. Frühmorgens sind die verschlafenen mexikanischen Bewohner noch nicht bereit zum Kampf. Wenig später schießen sie durch die Gegend, Rauchschwaden folgen Explosionen. Auch bei der schief singenden Wienerin Martha Vogel fehlt es nicht an Stereotypen: „Hot der einen verdorbenen Millirahmstrudel g’hobt?“, fragt sie über den Begleiter, der über ihren falschen Gesang verärgert ist.

Heimatgefühl

Winnetou spricht während des Stücks nur in dritter Person über sich selbst. Regisseur Rochus Millauer spielt bewusst mit Stereotypen, von der aktuellen Debatte hält er allerdings nichts. „Wenn man mit so einer falschen Ernsthaftigkeit hineingeht, macht das Leben keinen Spaß mehr.“ Seine Zuschauer würden alle mit strahlenden Gesichtern hinausgehen, das sei die Hauptsache. Der Brudermord in der zweiten Spielhälfte erinnere an aktuelle Kriegsgeschehnisse.

Als die letzten Pommes gegessen sind, verabschieden sich die Besucher von der fremden Kultur. Beim Hinausgehen der beiden Wiener Charaktere packt dann viele das Heimatgefühl: Geklatscht wird zu einer Polka von Johann Strauss.

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