Grohmann verzichtet auf jede Form von Pestiziden. Stattdessen werden seine Weinstöcke mit Tees behandelt, die er aus Acker-Schachtelhalm, Purpurweide und Schafgarbe selbst herstellt. „Es ist ähnlich wie in der Alternativmedizin. Ich achte lieber darauf, dass der Boden gesund bleibt, statt Krankheiten zu behandeln.“
Zum Pflügen kommt keine Maschine zum Einsatz, sondern nur Pferd und Pflugschar. „Ich bin überzeugt, dass die Energie zwischen mir und dem Pferd auch von der Erde aufgenommen wird“, meint der Gumpoldskirchner schmunzelnd. Zusätzlicher Nutzen: Der Pferdemist wird als Dünger eingearbeitet – und die Bodenverdichtung ist wesentlich geringer als beim Einsatz eines Traktors.
Ausfälle kommen vor
Dass diese Art des Weinbaus auch Risiken mit sich bringt, nimmt Grohmann in Kauf. „Letztes Jahr hatten wir bei einem Teil unseres Weins einen Totalausfall“, erzählt er. „Das kann passieren, dann muss man eben auf andere Sorten setzen, als die derzeit bevorzugten. Solche, die mit Boden und Wetter besser zurechtkommen.“
Im Weinkeller kommt keine zusätzliche Hefe zum Einsatz. Hier setzt Grohmann ausschließlich auf Spontanvergärung und jene Hefe, die schon im Weingarten am Blatt war. Die Trauben stampft er selbst mit seinen Füßen, ehe die Maische im dreistöckigen Keller gelagert wird. Sein Naturwein ist ungeschwefelt und ungefiltert.
Hühner leben länger
Um die Weinreben bei Gumpoldskirchen im Bezirk Mödling herum tummeln sich Grohmanns Hühner. Eine spezielle Rasse, die weniger Eier legt, daher für Großbetriebe nicht rentabel ist. „150 Eier jährlich pro Huhn sind es bei mir, mehr als 300 in der Industrie“, weiß der 53-Jährige. „Die Hühner sind in Großbetrieben nach vier Wochen so groß wie bei mir nach sieben Monaten. Wir lassen sie auch wesentlich länger leben. Mindestens drei Jahre“, betont er. „Es geht darum, wie man mit Leben umgeht.“
Auch die Hähne werden nicht frühzeitig geschlachtet. Bis zu 90 Euro kostet einer daher. „Das kann sich natürlich nicht jeder leisten, das ist mir klar. Aber vielleicht denkt man auch darüber nach, ob man so oft Fleisch essen muss.“
Dass die Bereitschaft, für natürliche Nahrung tiefer in die Tasche zu greifen, durchaus vorhanden ist, beweist die Nachfrage nach Heiko Grohmanns Hühnereiern, die für 1,25 Euro pro Stück Absatz finden. So großen Absatz sogar, dass er die Schar zumindest verdoppeln wird. Denn eine Nachfrage aus Deutschland liegt bereits auf dem Tisch, kann mit den derzeit rund 250 Tieren aber nicht erfüllt werden. „Die Tiere leben, wie sie leben sollten. Ihr Fleisch schmeckt daher auch anders, auch die Eier“, ist er überzeugt.
Ureinwohner als Vorbild
Eine Schaf- und Ziegenherde befindet sich gerade im Aufbau. Dann sollen auch Milchprodukte ins Angebot der „Hopibauern“ aufgenommen werden, wie sich die Grohmanns nennen. „Angelehnt an die amerikanischen Hopi-Ureinwohner“, erklärt der Gumpoldskirchner. „Sie haben nie Krieg geführt und schon in den 1980er-Jahren vor dem Klimawandel gewarnt. Ich habe mich sehr intensiv mit ihrer Geschichte beschäftigt.“
Was ihn antreibt? „Ich will Gemeinschaft fördern“, sagt er. „Kleinbäuerliche Strukturen und Kreislaufwirtschaft.“ Interessenten bietet er daher auch an, sein Know-how zu teilen.
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