"Österreich wird frei": Wo vor 70 Jahren der Staatsvertrag landete

Am 15. April 1955 kurz vor 17 Uhr landete die Iljuschin aus Moskau am Flugplatz Bad Vöslau
„Österreich ist frei“. Der wohl berühmteste und wichtigste Satz der Zweiten Republik wurde am 15. Mai 1955 von Außenminister Leopold Figl bei der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Marmorsaal im Schloss Belvedere gesagt. Weniger bekannt ist, dass die Worte in leicht anderer Version bereits einen Monat vorher formuliert wurden. Und zwar in Bad Vöslau (Bezirk Baden).
„Bad Vöslau, die jüngste Stadt Österreichs, kann stolz darauf sein, dass ich von hier aus verkünde: Österreich wird frei!“, sagte am 15. April 1955 Bundeskanzler Julius Raab am Badplatz. Der in Erinnerung daran heute den Namen Freiheitsplatz trägt.
Aspern und Schwechat nur für Sowjets und Briten
Dass der Kurort, der erst am 16. Mai 1954 zur Stadt erhoben worden war, zu dieser Ehre kam, hat mit seinem Flugplatz zu tun. Die Wiener Airports Aspern und Schwechat wurden damals ausschließlich von der sowjetischen und britischen Luftwaffe genutzt, sodass am 11. April 1955 zwei Sondermaschinen vom Typ Iljuschin in Bad Vöslau nach Moskau abhoben.

Historischer Moment: Vöslaus Bürgermeister Frimmel (re.) begrüßt die Moskau-Delegation mit Bundeskanzler Raab auf dem Badplatz
An Bord: Außenminister Leopold Figl, Bundeskanzler Julius Raab (beide ÖVP), Bundespräsident Adolf Schärf und Staatssekretär Bruno Kreisky (beide SPÖ). Die Mission: die Gespräche über einen Staatsvertrag, jahrelang von den Sowjets mit „Njet“ blockiert, zu einem positiven Ende bringen.
Tausende jubelten
Was gelang. Die Rückkehr am 15. April wurde zum Triumph und Bad Vöslau schrieb Weltgeschichte. Schon am Flugplatz hatten sich Tausende versammelt und die Sowjets hatten sogar eine Ehrenkompanie der Österreichischen Gendarmerie gestattet.
Kaum war Raab aus dem Flieger geklettert, sprach er zu der Menge. „Die österreichische Delegation bringt gute Kunde nach Hause. Wir werden, was wir in diesen zehn Jahren erhofft und erstrebt haben: frei sein.“ Außenminister Figl formulierte es geradezu lyrisch: „Nun scheint die Morgenröte auch für Österreichs Freiheit und Wohlfahrt.“
Unter dem Jubel der Menge stiegen die Politiker in einen Wagen und fuhren – nicht etwa gleich nach Wien, sondern einmal auf den festlich geschmückten Badplatz. „Alles, was Rang und Namen hatte, war erschienen, aber auch eine unübersehbare Menschenmenge“, berichtete das Badener Volksblatt.
Anstoßen auf den Erfolg
Die Kapelle spielte die Bundeshymne und Bürgermeister Rudolf Frimmel begrüßte die Delegation, worauf Raab den denkwürdigen Satz sagte. Und dann wurde, wie es sich für eine Weinbaugemeinde in Österreich gehört, auf den Staatsvertrag mit einem Glas Vöslauer Rotwein angestoßen.
Von Bad Vöslau ging es in einem Triumphzug weiter nach Wien, wo einen Monat später am Balkon des Belvedere der Staatsvertrag einer jubelnden Menge präsentiert wurde.

Der Freiheitsbrunnen erinnert bis heute an den großen Tag
Die Erinnerung an den großen Tag wurde zehn Jahre später mit der Grundsteinlegung für ein Denkmal durch Landeshauptmann Leopold Figl gedacht. 1967 wurde der vom Bad Vöslauer Bildhauer Matthias Hietz entworfene „Freiheitsbrunnen“ schließlich von Bundespräsident Franz Jonas feierlich enthüllt.
Rund um den Brunnen wird nun des 70. Jahrestages gedacht. Heute Montag wird ab 18 Uhr zu einer Gedenkfeier geladen. Auf einem digitalen Infoscreen werden historische Fotos in Dauerschleife abgespielt, sie lassen so den Gedenktag aufleben.

Schon vor zehn Jahren wurde der Staatsvertrag in Bad Vöslau gefeiert
Nach der Begrüßungsrede von Bürgermeister Christian Flammer präsentieren Museumsleiterin Silke Ebster und Stadtmarketing-Leiterin Joelle Kußnow ein spannendes Zeitzeugeninterview.
Eine neue Gedenktafel erinnert an die Geschichte und den Anlass für den Freiheitsbrunnen. Und nach der Bundes- und Europahymne wird mit eigens für den Anlass zusammengestellten Jubiläumsweinen auf das Jubiläum, den Staatsvertrag und Bad Vöslaus Rolle angestoßen. Wie vor 70 Jahren.
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