Autofreies St. Pölten – für die Grünen bis 2030 vorstellbar
Es ist eine Diskussion, die schon seit mehr als einem Jahrzehnt andauert: soll der Domplatz in St. Pölten im Zuge der Neugestaltung autofrei werden? Die Meinungen sind gespalten. Während viele Geschäftsleute das Ausbleiben von Kunden befürchten, verweisen andere auf europäische Beispiele. Als etwa in Oslo die ersten Parkplätze verschwanden, erhöhte sich der Anteil der Fußgänger um zehn Prozent.
Zusätzliche Nahrung hat die Diskussion bekommen, als die Stadt kürzlich verkündete, dass der Ring um die Altstadt neu geplant werden solle, Bürgerbeteiligung inklusive. In den sozialen Medien meldeten sich gleich mehrere Befürworter einer autofreien City zu Wort.
Der KURIER fragte nun bei den Parteien nach, ob sie sich eine City ohne Pkw-Verkehr vorstellen können.
Lastenradsystem
„Unsere Vision für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen lautet, dass im Jahr 2030 in St. Pölten vom Einkauf bis zum Behördenweg alle Strecken ohne Auto zurückgelegt werden können“, heißt es vonseiten der Grünen.
Man könne sich eine autofreie Innenstadt „gut vorstellen“. „Eine Innenstadt mit mehr Grünraum, einem Lastenradsystem, lückenloser Barrierefreiheit und mehr Radabstellplätzen.“
Die Grünen sind mit dieser Meinung allerdings allein auf weiter Flur. Die Freiheitlichen etwa fordern sogar einen Ausbau von Pkw-Stellflächen.
"Fataler Fehler"
„Eine autofreie Innenstadt wäre ein fataler Fehler, der sehr viele Arbeitsplätze kosten würde“, ist FPÖ-Stadtrat Martin Antauer überzeugt. „Einkaufscenter haben uns in den vergangenen Jahren erfolgreich bewiesen, wie wichtig Gratis-Parkplätze vor der Haustüre sind“, sagt Antauer.
Menschen brauchen eine Zufahrt
Sorgen um den Wirtschaftsstandort Innenstadt macht sich auch die Volkspartei. „Es muss klar sein, dass gerade Bewohner der City und die hier tätigen Wirtschaftstreibenden eine Zufahrt brauchen. Das gilt nicht nur für die Mitarbeiter dieser Betriebe, sondern auch für die Kunden der Innenstadt-Betriebe und Lokale“, betont ÖVP-Vizebürgermeister Matthias Adl.
Auch die mit absoluter Mehrheit regierende SPÖ will den Verkehr nicht aus dem Zentrum der Landeshauptstadt verbannen. Sei es im Zuge der Neugestaltung des Promenadenrings, oder auch am Domplatz neu.
79.000 Euro werden investiert
„Der Domplatz soll multifunktional werden“, sagt Vizebürgermeister Harald Ludwig. Am Montag wurde vom Gemeinderat das Architekturbüro „Jabornegg & Palffy“ mit den Planungsarbeiten beauftragt, 79.000 Euro werden dafür investiert. Allerdings soll es künftig weniger Parkplätze vor dem Dom geben, eine Tiefgarage unter dem nahe gelegenen Bischofsgarten soll als „Ausgleich“ dafür gebaut werden.
Am Altstadtring werden ebenfalls weiter Autos unterwegs sein, betont Ludwig. Man wolle aber zusätzliche Grünräume und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer schaffen.
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