Schlagkräftige Argumente unter „guten Freunden“

Gerichtsverhandlungen nur noch in allernotwendigsten Fällen
Prozess: Nachbarschaftsstreit im südlichen Niederösterreich endete mit schweren Verletzungen.

„Wir waren schon im Kosovo Nachbarn und dann auch hier in Österreich“, sagt der Angeklagte. Und: „Es war normal, dass wir uns jeden Tag getroffen haben, wir waren gute Freunde.“ Im Sommer 2021 war dann aber offenbar Schluss mit den freundschaftlichen Beziehungen im südlichen Niederösterreich. Nach einer handfesten Auseinandersetzung musste das Opfer mit Gehirnerschütterung, Brüchen, Prellungen, Abschürfungen, Hämatomen sowie einer Fleischwunde am Oberschenkel im Krankenhaus behandelt werden.

Wegen schwerer Körperverletzung stand der Kosovare deshalb nun mit drei Brüdern vor Gericht. Seine Schilderung, wie es zur Eskalation gekommen war, klingt allerdings vollkommen anders als jene des Verletzten. Während dieser nämlich – unterstützt durch Videoaufnahmen – von Drohungen wegen angeblicher Schulden spricht und behauptet, der Angeklagte und seine Brüder seien mit einer Gartenkralle und einem Schraubenzieher über ihn hergefallen, sieht sich der angebliche Angreifer selbst in der Opferrolle. „Er hat mich angerufen, dass ich ihn treffen soll. Als ich zu seinem Haus gekommen bin, hat er mich mit nacktem Oberkörper erwartet und gefragt: Was erzählst du für einen Blödsinn über mich?“, behauptete der Kosovare.

Schulden oder Erfolg?

Hintergrund des Disputs soll ein Streit darüber gewesen sein, wessen Firma erfolgreicher sei, geht aus Vernehmungen der Beteiligten hervor. Das wollte der Angeklagte jedoch nicht bestätigen. Er sei ohne Vorwarnung mit der Faust geschlagen worden, schilderte er den Tathergang aus seiner Sicht. Seine Brüder hätten daraufhin die Streithähne getrennt und ihn ins Krankenhaus gebracht. Woher die Blessuren seines Kontrahenten stammen, könne er sich nicht erklären.

„Statt eines Gerichtsverfahrens sollten die Probleme außergerichtlich unter Aufsicht von Spezialisten behandelt werden“, versuchte einer der Verteidiger der vier Brüder die Richterin zu überzeugen. „Schließlich wohnt man weiterhin nebeneinander.“ Das sah der Angeklagte jedoch nicht als Problem. „Wir haben uns inzwischen ausgesprochen, dass es ein Blödsinn war, was passiert ist“, meinte er. Zur Ladung weiterer Zeugen wurde der Prozess vertagt.

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