Signa-Beben und die Folgen: Riesiger Wohnbau in St. Pölten vor dem Aus?

Signa-Beben und die Folgen: Riesiger Wohnbau in St. Pölten vor dem Aus?
Eigentlich sollten an der Traisen 500 neue Wohnungen entstehen. Gerodet wurde schon, gebaut noch nicht. Wie geht es nun weiter?

Die Bäume und die Sträucher sind längst verschwunden, wo sich einst ein großer Auenwald befand, liegt heute eine mit Schnee bedeckte leere Fläche. Die Rodungsmaschinen haben ganze Arbeit geleistet.

Die sogenannten WWE-Gründe (Wohn- und Wirtschaftspark Entwicklungsgesellschaft m.b.H.) in St. Pölten befinden sich in bester Lage, zum Seenparadies ist es nur ein kurzer Fußweg, die Anbindung zu Schnellstraße und Autobahn nicht weit. 

Aber eigentlich sollten auf dem mehrere Hektar großen Areal bereits bis zu 25 Meter hohe Wohntürme stehen und geschäftiges Treiben herrschen. Doch davon ist weit und breit nichts zu sehen.

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Der Reihe nach: Nach dem Abschluss der archäologischen Arbeiten im Jahr 2018 - auf dem Areal befand sich im Zweiten Weltkrieg ein großes Zwangsarbeiterlager - verkündete die Stadt in einer Aussendung, dass Ende 2019 der Baustart für eines der größten Bauprojekte in der Landeshauptstadt erfolgen könne.

Doch die geplanten 720 Wohnungen wurden noch nicht errichtet. Oder besser gesagt die etwa 500 Wohnungen, weil die Stadt die Dimension des Vorhaben möglicherweise doch etwas unterschätzt hatte und es auch massive Kritik an dem Projekt gab. Die Opposition tobte und sprach von einem "Flächenfraß".

 2021 setzte SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler deshalb ein "umweltpolitisches Zeichen", wie er betonte. 

Signa-Beben und die Folgen: Riesiger Wohnbau in St. Pölten vor dem Aus?

Auf dem riesigen Areal herrscht Stillstand

Die Stadt kaufte Anteile der Grundstücksfläche in einer Größenordnung von etwa 40.000 Quadratmetern - und zahlte dafür einen Millionenbetrag. "Gemeinsam können wir hier durch eine Einigung die Interessen der Bevölkerung vor Ort noch besser vertreten und uns über zwei Hektar Grundfläche sichern, die im Zuge der aktuellen Vorhaben nicht verbaut werden“, berichtete der Stadtchef.

Die Bagger sind Jahre später aber noch immer nicht aufgefahren. Immer mehr Bürger und Interessenten fragen sich, woran das liegen mag.

Milliardenpleite

Umgesetzt werden soll das Großprojekt von der Are Austrian Real Estate, kurz Are, die zu den größten Immobilieneigentümerinnen in Österreich zählt. Die Are ist eine hundertprozentige Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Mit an Bord war bislang aber auch der Signa-Konzern um Gründer René Benko, der durch eine Milliardenpleite bedrohlich ins Wanken geraten ist. Der KURIER berichtete bereits ausführlich darüber.

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Steht der geplante Wohnbau deshalb nun vor dem Aus? Nein, heißt es seitens der Are. "Aktuell hat das Insolvenzverfahren der Signa Holding keine Auswirkungen auf das Projekt WWE-Gründe. Das Projekt befindet sich in der Vorbereitungsphase", sagt eine Sprecherin auf KURIER-Anfrage.

Neue Investoren gesucht?

Insider, die das Projekt gut kennen, sind da weniger optimistisch. "Wenn es um die WWE-Gründe geht, bestehen zwischen den Akteuren gegenseitige Abhängigkeiten, da wird erst eine Entflechtung notwendig sein, um mit den Bauarbeiten beginnen zu können", heißt es. 

Wenn die Are das Vorhaben nicht im Alleingang stemmen will, wird es also neue Investoren brauchen. Zudem läuft im Hintergrund auch noch ein UVP-Verfahren, das ebenfalls noch nicht abgeschlossen ist.

Aufteilung der Flächen

Seitens der BIG wird allerdings betont, dass "eine Aufteilung der Baufelder zwischen Are und BAI (eine Tochter der Signa-Gruppe, Anm.) im Laufen ist". Dieser Vorgang sei schon vor der Insolvenz der Signa-Holding in Planung in Planung gewesen.

Wie lange wird das 5,5 Hektar große Areal entlang der Traisen also noch brachliegen? Laut BIG könne ein Baustart "frühestens 2024" erfolgen.

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