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Um die Küchenarbeit leichter von der Hand gehen zu lassen, wollte sich Herr Sch. aus St. Pölten mit einem Thermomix TM6 ausstatten. Da das Gerät im Handel etwa 1.300 Euro kostet, machte sich Sch. auf die Suche nach einem Schnäppchen – und wurde scheinbar fündig. Auf einer Online-Verkaufsplattform, wurde ein Thermomix für 700 Euro angeboten.
Schnell wurden sich der Niederösterreicher und eine Userin einig, per Whatsapp schickte sie ihm sogar ein Foto ihres Personalausweises. Sch. überwies 700 Euro und wartete. Zunächst noch mit Ausreden vertröstet, brach der Kontakt mit der Frau schließlich ab, das Küchengerät wurde nie geliefert.
Schadenssumme
Der St. Pöltner erstattete Anzeige, der Fall wurde schließlich an eine Polizeiinspektion in Salzburg weitergeleitet. Dort war man wenig überrascht. Den Beamten liegen mittlerweile bereits 27 Betrugsfälle vor, die nur den Thermomix TM6 betreffen. Schadenssumme insgesamt: mehr als 17.000 Euro.
Ob die Täter jemals ausgeforscht werden können, ist fraglich. Denn die Spur endet bei einer in Deutschland gemeldeten Internetbank, der angebliche Kontoinhaber mit dem Nachnamen „Duffy“ ist den Behörden nicht bekannt. Auch der Personalausweis war gefälscht, das Foto zeigt eine Berliner CDU-Politikerin.
Jahr für Jahr melden sich bei der Polizei Zigtausende Menschen, die im World Wide Web abgezockt wurden. Einem Bericht des Bundeskriminalamtes (BK) zufolge erreichte der Internetbetrug im Jahr 2020 mit 18.780 Anzeigen einen neuen Höchststand, Tendenz weiter steigend.
„Nachdem der klassische analoge Betrug aufgrund der verhängten Lockdowns abgenommen hatte, verzeichnete der Internetbetrug übers Jahr gesehen weiter Zuwächse“ schreiben die Experten in ihrer Analyse.
Laut Gerald Rak vom Bundeskriminalamt sei man derzeit dabei, ein großes Lagebild in Sachen Internetbetrug zu erstellen. „Wir wollen erkennen, wo es Zusammenhänge zwischen den Fällen gibt, Cluster finden, Trends analysieren und damit auch die Landeskriminalämter bei ihrer Arbeit unterstützen“, sagt Rak im Gespräch mit dem KURIER.
Dies soll auch die Jagd auf die Täter effektiver machen. Im Vorjahr lag die Aufklärungsquote in dem Deliktbereich bei 35,3 Prozent und damit deutlich niedriger als bei anderen Kriminalitätsformen.
„Die Täter können im Internet anonym bleiben, das erbeutete Geld wird in vielen Fällen in Kryptowährungen umgetauscht und kann dadurch schnell gewaschen werden“, berichtet Rak.
Die Exekutive setze deshalb verstärkt auch auf die Präventionsarbeit, die Polizei nutze die sozialen Medien, um auf die Gefahren beim Onlinekauf hinzuweisen.
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