Rätseln, warum erfahrener Pilot bei Nebel startete

Ein abgestürztes Kleinflugzeug liegt zwischen Bäumen, umgeben von Rettungskräften.
Cessna mit Brüdern an Bord unmittelbar nach Start verunglückt. Untersuchungen dauern an.

Bestürzung herrscht unter Fliegern, aber auch Arbeitskollegen des am Sonntag in Krems, NÖ, tödlich verunglückten Ulrich W. Wie berichtet, war der 56-jährige Psychotherapeut am Sonntag mit einer einmotorigen Vereinsmaschine kurz nach dem Start nahe des Flugplatzes abgestürzt. Dabei wurde er tödlich, sein mitfliegender Bruder schwer verletzt.

„Er war sicher kein Heißsporn. Wir haben ihm wegen des dichten Nebels geraten, noch zu warten. Warum er unbedingt starten wollte, wissen wir nicht“, erzählt Gert Kuntner, Präsident des USFC-Fliegerclubs in Krems. Er hofft, dass der traurige Vorfall Anlass ist, einen gesetzlichen Graubereich klarer zu definieren. Denn bei Zivilflughäfen gibt es keine „offizielle“ Startfreigabe. Piloten entscheiden das nach eigenem Ermessen. Die Eingriffsmöglichkeiten sind nicht definiert.

Derzeit laufen die behördlichen Untersuchungen des Unfalls. Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion des Verunglückten angeordnet und einen Flug-Sachverständigen eingesetzt.

Die Propellermaschine hatte gegen 10.25 Uhr bei dichtem Nebel vom Flugplatz Krems-Langenlois abgehoben, unmittelbar danach mehrere Bäume touchiert und war in einen Wald gestürzt. Für den Piloten kam jede Hilfe zu spät. Der Bruder des Getöteten, obwohl schwer verletzt, wies noch die Einsatzkräfte ein, nachdem er sich selbst aus der in mehrere Teile gerissenen Cessna befreit hatte. Der 60-Jährige wurde in der Folge per Notarztwagen ins Landesklinikum Krems eingeliefert.

Wetterwarnung ignoriert?

Das Luftfahrtmagazin Austrian Wings schrieb auf seinem Online-Portal, Fliegerkollegen hätten dem Unglückspiloten vor dem Start noch geraten, auf eine Wetterbesserung zu warten. Dieser habe die Warnung jedoch ignoriert. Gert Kuntner, Obmann des Union Sportfliegerclubs Krems, in dessen Halterschaft sich die verunglückte Cessna befand, erklärte laut Austrian Wings, dass der getötete 56-Jährige ein sehr erfahrener Flugzeugführer gewesen sei und eine Instrumentenflugberechtigung besessen habe. Die Maschine sei "in einem einwandfreien Zustand" gewesen.

Mit Ergebnissen zur Klärung der Unfallursache wird erst in einigen Wochen zu rechnen sein. Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion der Leiche des Piloten angeordnet. Zur Untersuchung des Wracks wurde außerdem ein Sachverständiger bestellt, sagte Franz Hütter, Sprecher der Kremser Behörde. Die Flugunfallkommission ermittelt ebenfalls.

Bilder von der Unglücksstelle

Ein abgestürztes Flugzeug liegt in einem Wald, umgeben von Rettungskräften.

NIEDERÖSTERREICH: FLUGZEUGABSTURZ BEI KREMS FORDER
Das Wrack eines kleinen Flugzeugs liegt zwischen Bäumen.

NIEDERÖSTERREICH: FLUGZEUGABSTURZ BEI KREMS FORDER
Ein Feuerwehrmann untersucht das Wrack eines abgestürzten Kleinflugzeugs.

Flugzeugabsturz, Krems, Gneixendorf; honorarfrei…
Ein Feuerwehrmann der Feuerwehr Krems steht vor dem Wrack eines abgestürzten Kleinflugzeugs.

NIEDERÖSTERREICH: FLUGZEUGABSTURZ BEI KREMS FORDER
Ein Feuerwehrmann arbeitet mit einer Kettensäge an den Trümmern eines Flugzeugs.

NIEDERÖSTERREICH: FLUGZEUGABSTURZ BEI KREMS FORDER

Immer wieder kommt es zu Abstürzen von Kleinflugzeugen mit Todesopfern in Österreich. Im Folgenden eine Chronologie von Unfällen seit 2010:

28. Februar 2010 - Zwei Menschen sterben beim Absturz einer einmotorigen Maschine in Oberösterreich. Sie kracht am Flugplatz Freistadt im Gemeindegebiet von Hirschbach gegen eine Böschung und geht in Flammen auf.

12. Juni 2010 - Der Absturz eines Segelflugzeugs in der Nähe des Kärntner Truppenübungsplatzes Glainach (Bezirk Klagenfurt-Land) fordert zwei Todesopfer. Ein Tragflügel bricht und das Flugzeug kracht einige 100 Meter vom Rollfeld entfernt in einen Wald.

2. September 2010 - Ein 67-jähriger Fluglehrer und sein 20-jähriger Schüler sterben beim Absturz mit einer zweimotorigen Maschine am Flugfeld Hirschbach bei Freistadt. Sie stürzen beim Landeanflug in eine Böschung.

5. Mai 2011 - Beim Absturz eines Ultraleichtflugzeugs kommen im Salzburger Pinzgau die beiden Insassen ums Leben. Der Flieger verliert zwischen Hochfilzen (Bezirk Kitzbühel) und Leogang stark an Höhe, streift mehrere Baumwipfel, die Oberleitung der ÖBB, beginnt zu brennen und stürzt ab.

7. Juli 2011 - Ein 45 Jahre alter Pilot und eine 46 Jahre alte Frau kommen beim Absturz eines Segelflugzeuges in der Nähe des Flugplatzes Feldkirchen in Kärnten ums Leben. Das Flugzeug stürzt etwa einen Kilometer südöstlich des Flugfeldes beim Landeanflug in einen Maisacker.

21. August 2011 - Beim Absturz eines einmotorigen Flugzeuges in Mauterndorf im Salzburger Lungau verlieren zwei Menschen ihr Leben. Die Maschine gewinnt nach dem Start kaum an Höhe und stürzt aus rund 30 bis 40 Metern ab. Für die beiden Insassen, einen einheimischen Piloten und einen deutschen Fliegerkollegen, kommt jede Hilfe zu spät.

23. März 2012 - Ein Kleinflugzeug stürzt in den Bodensee direkt vor Bregenz. Etwa 400 Meter vom Ufer entfernt schlägt der Flieger am Wasser auf und wird in mehrere Teile zerrissen, der Pilot und ein Passagier sterben. Etwa ein Jahr später stellt sich heraus, dass der Absturz vom Passagier (21) absichtlich verursacht worden sein dürfte. Er soll unter psychischen Problemen gelitten haben.

9. Juni 2012 - Ein von Ungarn gestartetes Sportflugzeug stürzt auf dem Weg nach Straubing in Bayern im Gemeindegebiet von Maria Laach am Jauerling (Bezirk Krems) ab. Die beiden Insassen kommen ums Leben.

21. Juni 2012: In Straßwalchen im Salzburger Flachgau stürzt in der Ortschaft Voglhub ein Kleinflugzeug ab. Zwei Männer werden dabei getötet.

30. September 2012 - Beim Absturz einer zweimotorigen Cessna oberhalb von Ellbögen im Tiroler Bezirk Innsbruck-Land sterben sechs Menschen: Für den Piloten und fünf Passagiere kommt jede Hilfe zu spät. Es gibt zwei Überlebende.

1. Mai 2012 - Der Pilot eines Kleinflugzeuges stirbt bei einem Unglück in Baumkirchen im Tiroler Bezirk Innsbruck-Land. Zuvor war vergeblich versucht worden, der Maschine eine Landemöglichkeit auf der nahe gelegenen Inntalautobahn zu organisieren.

20. Oktober 2013 - Ein Unglück mit einer viersitzigen Cessna 172R Skyhawk kostet bei Krems in Niederösterreich den Piloten das Leben. Sein Bruder wird bei dem Absturz im Augebiet der Donau schwer verletzt. Zum Unfallzeitpunkt herrscht dichter Nebel.

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