Mit Sessel und Kleiderständer: Schwerverletzter bei Prügelei in Asylquartier

Prozess in Wiener Neustadt
Acht Monate Haft für Algerier, der somalischen Mitbewohner niedergeschlagen hat. Er behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben.

Kurz nach Weihnachten - am 26. Dezember 2024 - war der algerische Staatsbürger nach Österreich gekommen. In einer Asylunterkunft in Traiskirchen (Bezirk Baden) teilte er sich ein Zimmer mit einem somalischen Asylwerber. Lange Zeit ohne Probleme, wie er am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt beteuert. Weil das Zusammenleben letztlich aber nicht so friedlich zu Ende ging, muss sich der 34-Jährige wegen absichtlich schwerer Körperverletzung verantworten.

Zuvor stellt er die vorsitzende Richterin allerdings noch bei der Klärung seiner persönlichen Daten gehörig auf die Probe. Schon an die Art seiner Schulbildung scheint der Algerier nur eine vage Erinnerung zu haben. "Sieben oder acht Jahre Grundschule", gibt er an. 

Unter falschem Namen

Bei der Frage nach seinen Vorstrafen sorgt er dann für die nächste Überraschung. "Ja, ich bin in der Schweiz schon einmal im Gefängnis gesessen", sagt der 34-Jährige. Weil die eingeholte Strafregisterauskunft aber keine Vorstrafe ausweist, fragt die Richterin zu den Details der Verurteilung nach. Da fällt dem Algerier ein: "Ich habe da einen anderen Namen benutzt, weil ich illegal in der Schweiz gelebt habe."

Dass zusätzlich auch noch Tag und Monat seines Geburtsdatums vertauscht wurden, macht die Klärung nicht einfacher. Letztlich kann der Mann dann aber doch seine Version der Vorkommnisse am 9. März dieses Jahres in Traiskirchen erzählen.

Sein Mitbewohner habe plötzlich gegen einen Sessel im gemeinsamen Quartier getreten, weshalb er ihn nach dem Grund für sein Verhalten gefragt habe, schildert der 34-Jährige. "Aber er hat mir nur gedeutet, ich soll schweigen. Das ist herabwürdigend, deshalb habe ich gesagt, dass er mich respektieren soll." Die Antwort des Somaliers sei ein Faustschlag ins Gesicht gewesen. 

Im anschließenden Handgemenge habe er allerdings die Oberhand behalten, sagt der Algerier: "Ich rauche nicht und war stärker als er." Doch im Gang vor dem gemeinsamen Zimmer habe ihn der Somalier schon kurz darauf erneut attackiert. "Er ist plötzlich mit mehreren Landsleuten und einem Baseballschläger zurückgekommen", behauptet der Angeklagte.

Schlag gegen den Hinterkopf

Wieder flogen die Fäuste - und diesmal auch diverses Mobiliar. Von seinem Gegner sei er mit einem Sessel attackiert worden, er habe sich mit einem Kleiderständer verteidigt, beide Möbelstücke seien dabei zerbrochen. Doch davon habe sich der 34-Jährige laut Staatsanwältin nicht stoppen lassen. Mit einem Holzstück soll er seinem Kontrahenten mehrere wuchtige Schläge gegen den Hinterkopf versetzt haben. "Er war mehrere Minuten lang bewusstlos", betont die Anklägerin.

Doch in diesem Punkt widerspricht der Algerier. "Ich bin mir absolut sicher, dass es nur ein Schlag war. Ich musste mich verteidigen, hatte große Angst", beteuert er. Den Somalier absichtlich schwer verletzt zu haben, bestreitet der Mann jedoch vehement.

Der Schöffensenat nimmt ihm diese Version nicht ab. Das Urteil - 24 Monate Haft, 16 davon bedingt, acht muss er absitzen - ist nicht rechtskräftig.

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