Soziales Engagement
Er übernahm Verantwortung für das Kindergesundheitswesen. Strauss war bekannt dafür, Kinder aus ärmlichen Verhältnissen mit Ernährungsdefiziten auf eigene Kosten mit Zitrusfrüchten zu versorgen. Ganze Nächte soll er an Betten schwerkranker Kinder verbracht und dadurch Leben gerettet haben.
Familie wird getrennt
Doch die Machtergreifung der Nationalsozialisten machte Strauss‘ Wirken in Wiener Neustadt ein Ende. Immer häufiger war die Familie mit Antisemitismus konfrontiert, sodass man schließlich den Entschluss zur Emigration fasste. „Wenn Deutsche behaupten, ich gehöre nicht zu ihnen, so kann ich nur erwidern, wohl, ich bin kein Deutscher wie sie, aber meinem Verstand, meinem Herzen nach werde ich immer Deutscher sein“, lautet ein Tagebucheintrag, den John Strauss im Zuge seiner Recherchen fand. Und weiter: „Sie können mir meinen Heimatschein wegnehmen, sie können mich des Landes verweisen, meine Heimat können sie mir nicht nehmen.“
Flucht über Budapest und Syrien
Am 11. Dezember 1938 verließ Wilhelm Strauss Österreich in Richtung Budapest, wo er fast einen Monat lang Transitvisa von italienischen, französischen und britischen Behörden zusammentrug, um über Syrien nach Bagdad im Irak weiterreisen zu können. Einer seiner Söhne wurde in Tirol unter dem Mädchennamen seiner Mutter versteckt, ein weiterer starb – nur zehn Jahre alt – in Budapest an Scharlach, der dritte reiste nach New York zum Bruder seiner Großmutter, der ihn bei sich aufnahm.
Wiedersehen mit Sohn
„In der Hoffnung, sich in den USA wieder vereinen zu können, lernte die gesamte Familie Englisch“, erzählt John Strauss. Doch zunächst stieg sein Großvater am Meir Elias Hospital in Bagdad zum Leiter der Kinderabteilung auf. Gattin Therese wurde als Krankenschwester angenommen. Bis 1948 sollte ihr Exil dauern, ehe sich die Chance ergab, über Lausanne in der Schweiz nach New York zu reisen, wo Sohn Felix als Geschichtsprofessor tätig war.
Strauss übernahm die Verwaltung einer Klinik für körperlich oder geistig beeinträchtigte Kinder. 1954 nahmen er und Gattin Therese die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Ihr Enkel hat die Verbindung zur österreichischen Heimat nicht verloren, er ist Doppelstaatsbürger. Sein Buch "Dr. Wilhelm Strauss, Kinderarzt" ist im Verlag Berger erschienen.
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