Die erste Ehe mit doppeltem Segen hält seit 60 Jahren

Die ökumenische Hochzeit von Hans und Traude Redl am 2. Oktober 1965
Am 2. Oktober 1965 fand in Berndorf die erste ökumenische Trauung Österreichs statt. Die „Mischehe“ löste damals einen Skandal aus.

Der 2. Oktober 1965 war (und ist) für Hans und Traude Redl ein besonderer Tag. Er war ihr Hochzeitstag. Doch die Trauung in der Kirche Berndorf (Bezirk Baden) sorgte nicht nur im Leben der beiden für Aufregung, sondern auch in höchsten Kirchenkreisen. Sogar in internationalen Medien fand das seinen Niederschlag. 

So berichtete damals die Zeitschrift Stern unter dem Titel „Getraut und abgekanzelt“: „Der evangelische Pfarrer (Robert Kauer) hatte gemeinsam mit dem katholischen Geistlichen Peter Lorenz die erste ökumenische Trauung in Österreich zelebriert. Unter dem Segen des gemischten Pfarrer-Paares war Hans Redl Irmtraud Mittermüller kirchlich verbunden worden. Priester Lorenz stellte die Traufragen, Pfarrer Kauer hielt die Predigt.“

46-219124104

Seit 60 Jahren ein Paar: Hans und Traude Redl feiern die „Diamantene Hochzeit“. 

„Wir heiraten! Aber wie?“

„Wir mochten uns, wir liebten uns, wir hatten viel Spaß“, erzählen Hans und Traude Redl über das Jahr 1965. Und weil das so war, kam schließlich der Entschluss: „Wir heiraten!“. Gefolgt von der Frage: „Aber wie denn?“.

Eine kirchliche Trauung sollte es auf jeden Fall sein, doch Hans war katholisch, Traude evangelisch. „Ein Übertritt um des Friedens und der Ehe willen kam für keinen von uns infrage“, sagt er. Die „Pflicht zur katholischen Kindererziehung“, die sie bei einer katholischen Trauung übernehmen hätte müssen, war für sie ein Problem. Doch eine offizielle Brücke zwischen den beiden christlichen Konfessionen gab es nicht.

Zu „Brückenbauern“ wurden in dieser Situation zwei Geistliche: Der evangelische Pfarrer Robert Kauer und der katholische Dechant Peter Lorenz. Auf die Anfrage des Brautpaares kam als Antwort: „Warum eigentlich nicht?“.

46-219158569

Unter anderen Medien berichtete die Zeitschrift „Express“ über die "Mischehe in Berndorf“.

„Tief beeindruckt“

Dechant Lorenz erhielt auf Anfrage von Kardinal Franz König die Erlaubnis, die Trauung gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer vorzunehmen und die Kinder mussten auch nicht (wie sonst verpflichtend) katholisch, sondern lediglich „christlich“ erzogen werden. Betont wurde aber, dass es sich um einen einmaligen Versuch handle. Pfarrer Kauer jedoch erhielt in letzter Sekunde, am 1. Oktober 1965, das schriftliche Verbot, die Trauung durchzuführen.

Er tat es aber dennoch und am 2. Oktober 1965 fand die Hochzeit statt. Eine Zeitung berichtete später darüber, dass „Alle Anwesenden tief beeindruck waren.“

Doch die „Revolution von Berndorf“, wie die Zeitschrift Express die Trauung dann bezeichnete, führte zu einem Skandal. Gegen Pfarrer Kauer wurden Disziplinarverfahren durchgeführt, was 1966 zum Verlust des geistlichen Amtes führte. Als das bekannt wurde, „gab es einen für uns einmaligen Presserummel mit Artikeln aus Österreich und vor allem aus Deutschland samt Foto- und Interviewanfragen bei uns“, erinnern sich die Redls. „Eine Zeitung wollte die Hochzeit sogar nachstellen, doch wir lehnten ab und waren froh, als sich der Rummel wieder legte.“

Noch die Geburt des ersten Kindes (von insgesamt drei) war der Zeitschrift Revue einen großen Bericht wert. „Sohn Jörg wurde katholisch getauft. Und Pfarrer Kauer gab seinen evangelischen Segen an der Wiege dazu“, hieß es da.

Der widerspenstige und abgesetzte Pfarrer Kauer wurde übrigens später Landtagsabgeordneter und war Kultursprecher der Wiener ÖVP. „Zu unserer Silberhochzeit besuchte er uns und präsentierte ein Schreiben, in dem er völlig rehabilitiert wurde“, erzählen Hans und Traude Redl.

Das Ehepaar wohnt seit Langem in Bad Vöslau und ist hier durch sein Engagement, etwa bei den Pfadfindern, überall bekannt. Hans Redl war auch Stadtrat und Vizebürgermeister. Die „Diamantene Hochzeit“ feiert man im Kreise der Familie und vieler Freunde. Wo die besondere Hochzeit vor 60 Jahren natürlich ein Thema ist. Eines hat sich nicht verändert: „Wir mögen uns, wir lieben uns, wir haben viel Spaß.“

Kommentare