Aufregung um "WC-Abo" in NÖ: Jetzt spricht der Bürgermeister Klartext

Die öffentliche Toilette beim Wiener Neudorfer Rathauspark
Dass man in Wiener Neudorf eine personalisierte WC-Karte braucht, sorgt für Unmut. Der Ortschef erklärt die Hintergründe.

Rund um das stille Örtchen gibt es zahlreiche Redewendungen. So ist es etwa jener Ort, zu dem sogar der Kaiser zu Fuß hingeht. Wenn er das in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) täte, müsste er aber eine personalisierte WC-Zutrittskarte mitführen.

Ab September, so wird unter anderem in einem Aushang in der öffentlichen WC-Anlage im Rathauspark angekündigt, habe man nur mehr mit dieser Karte Zutritt zu der dortigen öffentlichen Toilette sowie zu jener beim Anningerpark. "Eine personalisierte WC-Zutrittskarte erhalten Sie ab sofort zum einmaligen Selbstkostenbeitrag von €10,- im Bürgerservice", steht geschrieben. Ein Abo zum Austreten quasi - inklusive Flatrate.

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WC-Nutzer (und Vandalen) werden aufgeklärt.

Die Information sorgte prompt für einen Aufschrei in diversen (sozialen) Medien. Es "stinke zum Himmel", echauffierte sich etwa ein Leser der Tageszeitung Heute, die zuerst darüber berichtete. Ihn stört auch, dass man sich für die Karte namentlich registrieren lassen muss.

Auch bei einem KURIER-Lokalaugenschein sind nicht alle erfreut. "Ich zahle sicher kein Abo, um aufs Klo zu gehen", ärgert sich etwa eine Pensionistin, die mit ihrem Hund durch den Rathauspark spaziert. Gerade ältere Menschen müssten öfter die Toilette aufsuchen und diese sollte vorzugsweise kostenlos sein. Andere, wie eine junge Mutter, sehen das entspannter.

Ortschef kontert Aufregung

Bürgermeister Herbert Janschka (ÖVP) kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Er "wundere" sich, sagt er im Gespräch mit dem KURIER. "Ich hätte gerne, dass man die öffentlichen WCs wieder öffnen kann." Denn die ungewöhnliche Maßnahme hat einen ernsten Hintergrund: Zuletzt seien die Anlagen regelmäßig beschädigt worden.  Deshalb seien sie ohnehin ständig gesperrt gewesen. Auch zum Konsum von Drogen sollen die Anlagen schon mal benutzt worden sein.

"Wir glauben, dass mit dieser Aktion die Devastierung beendet wird", sagt Janschka. Dass sich Auswärtige bei einem Besuch außerhalb der Öffnungszeiten des Bürgerservice nicht registrieren lassen und keine WC-Karte holen können, sei leider nicht anders möglich. Andererseits wären ob der Zerstörung wohl auch so die WCs ständig geschlossen  - so der Bürgermeister.

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Der Aushang im Wortlaut

"Ich glaube, dass das ein gangbarer Weg ist", meint der Ortschef. Beim Gemeindevorstand hätten den Vorschlag alle Fraktionen mitgetragen. "Klar ist das in erster Linie für Leute, die ständig  hier vorbeikommen." Alternativ gäbe es in der Gemeinde aber sechs Öklos, um die Notdurft zu verrichten. Etwa auch beim Spielplatz Anningerpark.

Ende September soll die Maßnahme im Gemeinderat beschlossen werden. Bis dahin wurden bereits Fakten geschaffen, die Türen umgerüstet und wohl auch die ersten Karten ausgegeben. Registrieren muss man sich übrigens, damit im Falle von Vandalismus die letzten Benutzer eingegrenzt werden können, heißt es.

FPÖ fordert Datenschutz

Für die FPÖ gibt es im Gespräch mit dem KURIER dennoch Redebedarf. "Was den Datenschutz betrifft, finde ich, dass das über das Ziel hinausschießt", sagt der geschäftsführende Gemeinderat Robert Stania. So könnte man genau nachvollziehen, wann wer auf die Toilette geht. Fraglich sei zudem, wie lange die Daten gespeichert werden.

"Dass man etwas tun muss, ist klar", betont aber auch der FPÖ-Gemeinderat. Er würde aber erst auf Maßnahmen wie Bewegungsmelder oder Kontrollen setzen. "Man könnte die Anlagen nachts auch schließen", meint er.

Neos-Gemeinderat Timon Schiesser spricht ebenfalls von einer " nicht perfekten Lösung", trägt sie aber mit. "Wenn es anders nicht möglich ist, eine Toilette zu betreiben, dann lieber so", sagt er.

Kaum mehr Klos bei der Badner Bahn

Die Gemeinde ist in der Region übrigens nicht als einzige vom Vandalismus betroffen. Bei den Wiener Lokalbahnen sind aus diesem Grund die Toiletten an den Bahnhöfen schon seit 2020 großteils nicht mehr öffentlich zugänglich. Wer sie nutzen möchte, braucht - im Sinne der Barrierefreiheit - den EuroKey. Manche Anlagen sind noch während der Öffnungszeiten des Wartebereichs nutzbar, heißt es bei den WLB.

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