Festival Retz: Eine Femme fatale in der Stadtpfarrkirche

Kirchenoper Retz
Als "technischen Höllenritt" beschreibt Christian Baier, Intendant des Festival Retz, was dem Publikum der Kirchenoper "Salome" geboten wird.

"Das Festival Retz ist mehr als eine Veranstaltung. Es verbindet Menschen und Kulturen", eröffnete Stadtchef Stefan Lang jenes Event, das heuer sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Er freute sich, dass dieses Jubiläum auch vom Land NÖ, das der Hauptsponsor ist, Wertschätzung erfährt.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ließ sich die Premiere der Kirchenoper "Salome" nicht entgehen. "Was für ein Abend", war Mikl-Leitner bereit, in der Retzer Kirche etwas Besonderes zu erleben. Im Retzer Land sei die Kultur an allen Ecken und Enden spürbar. 

Festival Retz als regionales Aushängeschild

Die Weinstadt sei zudem der Beweis, dass "Kunst und Kultur auch im ländlichen Raum die Leute begeistern". In den vergangenen beiden Jahrzehnten sei das Festival zu einem regionalen Aushängeschild geworden, das national, wie auch international bekannt ist, freute sich die Landeshauptfrau. 

Die Kirchenoper "Salome" sei ein selten gespieltes Oratorium von Antonio Maria Bononcini, "das speziell für uns inszeniert und neu gedacht wurde", wusste Mikl-Leitner.

Intendant Christian Baier übernahm die Einführung der Premierengäste: Die Titelheldin Salome, die Stieftochter von Herodes, beschreibt er als "wunderschöne junge Frau mit kaltem Herzen", sie sei ein Männerverschlingendes Monster, eine Femme fatale. Die biblische Geschichte um Johannes den Täufer, König Herodes und Salome war in der Kunst vielfach Thema. "2000 Jahre haben Männer auf Salome geblickt", schildert Baier.

Beim Festival Retz hat sich das geändert: Inszeniert wurde die Kirchenoper nämlich von den beiden Regisseurinnen Nicole Aebersold und Jasmin Avissar. "Sie haben neue Formen der Präsentation gewählt", erklärte der Intendant dem Publikum die drei Ebenen. "Wir wollen innere Bilder erzeugen, die sind immer stärker, als die Äußeren. Aber dazu muss man out of the box denken." Die szenischen Darstellungen sind sparsam, so wie sie im Barock gewesen sind. "Es war damals mehr eine Stehparty, als eine Gestenparty", erklärte Baier, warum die Darsteller, die nicht in der Szene vorkommen, stehen bleiben und sich einfach vom Publikum wegdrehen. 

Ein Blick über die Schulter zahlt sich aus

Zudem gebe es ein multimediales Bühnenbild. "Wir steuern weltweit das erste Mal mit einem Rechner fünf Beamer an. Das hat uns Blut, Schweiß und Tränen gekostet", so Baier. Livemusik werde mit Filmmaterial kombiniert. "Ein technischer Höllenritt", verriet er dem Publikum, bevor er über die Tanzebene sprach. 

Diese ist ebenfalls besonders, weil Salome mit 48 Metern Stoff ihre Tänze in der Retzer Stadtpfarrkirche vollführt, ehe ihr der Schleier zu einer gnadenlosen Drossel wird und sie erstickt. 

"Es tut sich sehr viel zur gleichen Zeit", ermunterte der Intendant die Zuseher, ab und an auch einen Blick über die Schulter zu riskieren, um das gesamte Schauspiel erblicken zu können. 

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