NÖ: Landidylle und Staunen über Ecstasy-Rekord im Abwasser

In der Verbandskläranlage in Purgstall wurde an einem Juni-Wochenende des Vorjahres ein Ecstasy-Spitzenwert im Abwasser festgestellt
Was Experten mit Gelassenheit und sogar einem verhaltenen Lächeln kommentierten, sorgt im sonst idyllischen niederösterreichischen Marktort Purgstall an der Erlauf am Mittwoch für Erstaunen – und auch Empörung. Im diesjährigen Bericht der Drogenagentur der Europäischen Union taucht der Ort, wie berichtet, aufgrund von Abwasseranalysen des Innsbrucker Instituts für Gerichtsmedizin unter Österreichs Drogen-Hotspots als Spitzenreiter beim Konsum von Ecstasy (MDMA) auf.
"Eines muss klargestellt sein. Es handelt sich um eine Verbandskläranlage, die sich eben in der Gemeinde Purgstall befindet. Eingeleitet wird auch noch von anderen Gemeinden“, sagt Purgstalls Bürgermeister Harald Riemer (ÖVP) und ist nicht erfreut über die zweifelhafte Aufmerksamkeit für seine Gemeinde mit rund 5.500 Hauptwohnsitzern.
Bei der mittwochigen routinemäßigen Angelobung der Bürgermeister nach den Gemeinderatswahlen auf der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs – zu der Riemer während des KURIER-Gesprächs gestresst eilte – muss er dann so manchen nicht ganz ernst gemeinten Witz der Kollegen hinnehmen und auch Aufklärung leisten.
Kläranlage
Auch der langjährige Betriebsleiter der Kläranlage ist um Erklärung bemüht, sieht die Angelegenheit aber sehr gelassen. "Bei uns werden die Abwässer der Gemeinden St. Anton an der Jessnitz, Scheibbs und Purgstall mit rund 10.000 Einwohnern verarbeitet. Jetzt hat es uns halt in der Probenwoche im Vorjahr mit den MDMA-Werten für Ecstasy erwischt“, sagt Peter Hofmarcher. Laut den Innsbrucker Experten sei die nachgewiesene Drogenmenge aber absolut kein Grund für Panik.

Wer die Drogen im Juni des Vorjahres in der weitläufigen Region konsumiert haben könnte und wo die Personen dann die Drogenspuren über ihren WC-Besuch ins Abwasser rinnen ließen, sei nicht feststellbar, ist Hofmarcher überzeugt.
Forscher beruhigt
Dabei wird er vom Innsbrucker Studienleiter Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtsmedizin unterstützt. „Es ist eine Sache der Relationen“, sagt er. Die in den Analysen festgestellte Ecstasy-Restmenge sei trotz des festgestellten momentanen Höchstwertes hochgerechnet auf die 10.000 Einwohner und im EU-Vergleich wenig aufregend.

Peter Hofmarcher, Betriebsleiter der Kläranlage in Purgstall
Hochgerechnet käme man auf 0,3 bis 0,4 Tabletten pro 1.000 Einwohner oder insgesamt auf eine schwache Handvoll Pillen, die man nachweisen konnte. „Kein Grund, jetzt die Kavallerie zu schicken“, sagt Oberacher.
Doch zugleich gibt er auch ein kleines Rätsel auf: Denn auch bei der Abwasseranalyse 2023 wurden in Purgstall an einem Juni-Wochenende hohe Ecstasy-Werte gemessen. Im Einzugsbereich gibt es weder größere Diskotheken oder bekannte Umschlagplätze. Es sei gut möglich, dass da eine private Runde an Wochenenden mitgebrachtes Suchtgift konsumiere, rätselt auch Oberacher.
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