Davon hatte auch die Amstettner Taxiunternehmerin Michaela Heiss gehört. Sie war von der betagten Amstettnerin zur Übergabefahrt in die Landeshauptstadt bestellt worden. „Die Dame war unglaublich eingeschüchtert und stand total unter Druck. Zwei Stunden lang hat die angebliche Richterin auf sie eingeredet, dann ist sie zur Bank und hat das Geld abgeholt“, so Heiss.
Das Taxi ließ das Opfer von der Nachbarin bestellen. „Die Richterin hatte der Frau verboten, mit jemanden zu telefonieren. Die Tochter habe unterschrieben, dass es keine Telefonate geben und mit niemanden gesprochen werden dürfe, sonst sei die Haft unvermeidbar“, schildert Heiss.
Drohanruf
Das weitere Vorgehen erlebte die Taxi-Lenkerin dann auf der Fahrt nach St. Pölten live im Auto mit. Das Handy des Opfers läutete und die „Richterin“ redete in korrektem Hochdeutsch mit Akzent auf ihr Opfer ein: Es sei ganz wichtig, jetzt alle Anweisungen zur Übergabe beim Landesgericht zu befolgen.
Heiss wurde stutzig und bat ihren Ehemann, die Polizei zu informieren. In Windeseile wurde von den Beamten die weitere Vorgangsweise koordiniert und der vereinbarte Übergabeort gesichert. „Leider dürfte die Handyverbindung meiner Passagierin aber noch aufrecht gewesen sein, als ich Alarm schlug. Zur Übergabe ist niemand erschienen“, erzählt die Taxlerin.
Ihr sei es aber ein Anliegen, dass derartige Fälle publik werden, „damit die Leute gewarnt werden, wie gerissen solche Betrüger sind“, so die Amstettner Unternehmerin. Sofort wurde auch die 66-jährige Tochter des Betrugsopfers angerufen. "Die war natürlich an keinem Unfall beteiligt und ist aus allen Wolken gefallen", so Heiss.
Neue Masche
Die Mitbürger zu warnen, das hat sich auch eine 87-jährige Schwechaterin zur Aufgabe gemacht. Sie meldete am gestrigen Dienstag eine neue Masche bei der Polizei. „Ein angeblicher Bediensteter meiner Bank rief an und warnte vor Falschgeld. Er wollte, dass ich ihm alle Nummern der Geldscheine, die ich daheim habe, durchsage.“ Dann sollte sie das Geld zum Umtauschen auf die Bank bringen. „Ich hab beides abgelehnt, dann hat er aufgelegt“, schildert die Seniorin.
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