NÖ: Falsche Richterin wollte Seniorin abzocken

Taxiunternehmerin Michaela Heiss chauffierte völlig verunsicherte Seniorin nach St. Pölten und schlug Alarm
Um ihre Tochter vor der Gefängnishaft zu bewahren, reiste am Montag eine 83-Jährige per Taxi zum Landesgericht St. Pölten. In einer Tasche hatte sie 25.000 Euro in bar, in einem Plastiksäckchen ihren Goldschmuck als vermeintliche Kaution mit dabei.Eine angebliche Richterin hatte ihr zuvor telefonisch die Notlage der Tochter erklärt; sie soll einen tödlichen Unfall verschuldet haben, nur gegen Bargeld würde sie freigelassen werden.

Beim Landesgericht St. Pölten sollte die Geldübergabe stattfinden
Die Betrügerin und ihre Komplizen hatten aber nicht mit einer resoluten Taxilenkerin gerechnet, die den Trick-Betrug noch rechtzeitig vereitelte.
Laufend Fälle
Der sogenannte Sohn- oder Tochtertrick, bei dem älteren Opfern durch eine vermeintliche Notsituationen ihrer Kinder viel Geld herausgelockt wird, erlebt derzeit ein Hoch. „Trotz Warnungen und Präventivaktionen werden uns mehrere Fälle pro Woche gemeldet“, sagt Polizeisprecher Stefan Loidl. Meist ausgesucht nach altmodischen Vornamen, werden die Opfer bei den Anrufen brutal in Panik um ihre Kinder versetzt.
Davon hatte auch die Amstettner Taxiunternehmerin Michaela Heiss gehört. Sie war von der betagten Amstettnerin zur Übergabefahrt in die Landeshauptstadt bestellt worden. „Die Dame war unglaublich eingeschüchtert und stand total unter Druck. Zwei Stunden lang hat die angebliche Richterin auf sie eingeredet, dann ist sie zur Bank und hat das Geld abgeholt“, so Heiss.
Das Taxi ließ das Opfer von der Nachbarin bestellen. „Die Richterin hatte der Frau verboten, mit jemanden zu telefonieren. Die Tochter habe unterschrieben, dass es keine Telefonate geben und mit niemanden gesprochen werden dürfe, sonst sei die Haft unvermeidbar“, schildert Heiss.
Drohanruf
Das weitere Vorgehen erlebte die Taxi-Lenkerin dann auf der Fahrt nach St. Pölten live im Auto mit. Das Handy des Opfers läutete und die „Richterin“ redete in korrektem Hochdeutsch mit Akzent auf ihr Opfer ein: Es sei ganz wichtig, jetzt alle Anweisungen zur Übergabe beim Landesgericht zu befolgen.
Heiss wurde stutzig und bat ihren Ehemann, die Polizei zu informieren. In Windeseile wurde von den Beamten die weitere Vorgangsweise koordiniert und der vereinbarte Übergabeort gesichert. „Leider dürfte die Handyverbindung meiner Passagierin aber noch aufrecht gewesen sein, als ich Alarm schlug. Zur Übergabe ist niemand erschienen“, erzählt die Taxlerin.
Ihr sei es aber ein Anliegen, dass derartige Fälle publik werden, „damit die Leute gewarnt werden, wie gerissen solche Betrüger sind“, so die Amstettner Unternehmerin. Sofort wurde auch die 66-jährige Tochter des Betrugsopfers angerufen. "Die war natürlich an keinem Unfall beteiligt und ist aus allen Wolken gefallen", so Heiss.
Neue Masche
Die Mitbürger zu warnen, das hat sich auch eine 87-jährige Schwechaterin zur Aufgabe gemacht. Sie meldete am gestrigen Dienstag eine neue Masche bei der Polizei. „Ein angeblicher Bediensteter meiner Bank rief an und warnte vor Falschgeld. Er wollte, dass ich ihm alle Nummern der Geldscheine, die ich daheim habe, durchsage.“ Dann sollte sie das Geld zum Umtauschen auf die Bank bringen. „Ich hab beides abgelehnt, dann hat er aufgelegt“, schildert die Seniorin.
Kommentare