Nach dem Borkenkäfer wird der Wald anders aussehen

Befallene Rinde
Schadholzverwertung scheitert an Kapazitäten, zukünftige Waldwirtschaft brennt unter Nägeln.

„Wir haben es nicht mehr in der Hand. Der Kampf gegen den Käfer ist verloren“, sagte Werner Löffler, Forstdirektor der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, bei einer Fach-Informationsveranstaltung zum Thema „Was kommt nach dem Borkenkäfer“ vergangenes Wochenende im südlichen Waldviertel. Denn die Waldwirtschaft wird – nicht nur im nördlichen Niederösterreich – zunehmend zum Spielball von Wetterextremen. Deren Häufigkeit inzwischen alle bisherigen Regeln außer Kraft setzt. So resümierten viele der rund 300 Interessierten nach dem Vortrag von Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, der gleich eingangs manche Illusion platzen ließ.

„Wenn wir 2019 ähnliche Temperaturen bekommen wie heuer, bekommen wir das Doppelte an Schadholz von heuer“, schätzte Gerhard Blabensteiner, Obmann es Vereines zur Förderung des Waldes, der gemeinsam mit dem Verein Waldviertler Kernland eingeladen hatte.

Nach dem Borkenkäfer wird der Wald anders aussehen

Belastungsprobe

Schon die Aufarbeitung der aktuellen „Käferkalamität“ war und wird für Waldbesitzer weiter zur Belastungsprobe. Weil sich die anfallende Menge des Schadholzes aus Kapazitätsgründen insgesamt weder transportieren noch vermarkten lässt, wird wohl ein beträchtlicher Teil der bis zu vier Millionen Festmeter im Jahr 2018 auf den Lagern verrotten. Es fehlt an Transportmitteln wie Forstarbeitern. Weil diese Rekordmenge die Preise drückt und die Holzqualität durch den Käferbefall gelitten hat, rechnet Löffler mit einem Erlös-Verlust von 120 bis 130 Millionen Euro für die Waldbesitzer.

„Die Waldbesitzer sind bereits ausgezehrt und frustriert. Wann immer sie dachten, die Käferbäume seien aufgearbeitet, waren nach zwei Wochen wieder neue da. Darunter leiden die Menschen“, fasste Löffler zusammen. Doch die schlechten Nachrichten hören damit nicht auf: Als ob das alles nicht genug wäre, bleibt der Entsorgungsdruck aufrecht, den immer noch stehen unzählige befallene Bäume im Wald: „Bis März oder April muss das Holz aus dem Wald heraußen sein. Dann müssen Kontrollgänge folgen“, kündigt der Forstmann an.

Trotzdem bleiben viele Waldparzellen Käferbrutstätten. Das ist meist der Fall, wenn es vererbte Grundstücke sind, an denen die Eigentümer kein Interesse haben und die nötigen Arbeiten nicht durchführen. Auch Behördenstrafen nützen oft nichts, weil die Betreffenden keine Waldarbeiter finden, die ihnen helfen könnten.

Entscheidung

Dazu quält die Waldbesitzer eine für ihre Zukunft existenzielle Frage: Was kommt nach dem Borkenkäfer? Welche Baumarten können sie überhaupt noch pflanzen, wenn sie einen wirtschaftlichen Ertrag anstreben?

Für die Zukunft sind Fachleute einig, dass Naturverjüngung den gesündesten und widerstandsfähigsten Wald hervor bringt. „Aber nur dort, wo ich schon die richtige Baumart habe“, betonte Peter Fischer, Leiter des Forstbetriebes Esterhazy im Burgenland. Ehemalige Fichten-„Monokulturen“ lassen das nicht zu.

Baumarten: Forst der Zukunft

Die Auswahl der passenden Baumarten wird für die Stabilität des künftigen Waldes besonders wichtig. Das betonte auch Manfred Lexer, Leiter des Waldbauinstituts der Uni für Bodenkultur in Wien. Dazu kommt, dass sich die Auswahl nach dem Standort richten muss. Und: Die verschiedenen Arten sollten in Gruppen gepflanzt werden. Es wird auch zukünftig kleine Fichten-Lebensräume geben. Aber Föhre und Tanne werden wieder einen größeren Anteil bekommen. Buche und Eiche, Hainbuche und Ahorn  werden ebenfalls wieder größere Flächen bedecken. „Leider ist viel Erfahrung im Umgang mit Laubholz verloren gegangen“, meint Lexer. Die Nutzung  ortsfremder Arten  wird skeptisch gesehen, weil man eingeschleppte Schädlinge fürchtet. Trotzdem wird mit Arten wie Schwarznuss oder Edelkastanie experimentiert.

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