Missbrauchs-Opfer von Familie verstoßen

(Symbolbild)
Prozess um jahrelangen sexuellen Missbrauch eines pakistanischen Kindes durch den Onkel.

Seyda ist in einer pakistanischen Großfamilie muslimischen Glaubens groß geworden. Erst nach einem missglückten Selbstmordversuch und jahrelanger Scham, traute sie sich im Alter von 25 Jahren ihr Schweigen zu brechen. Von der Familie wurde sie dafür sogar geächtet.

Am Landesgericht Wiener Neustadt erfuhr man am Dienstag die tragische Geschichte der jungen Frau. Sie soll im zarten Alter von sieben Jahren erstmals von ihrem „Lieblingsonkel“ Adil S. (53) sexuell missbraucht worden sein. In einer Wohnung im Bezirk Baden sowie in Wien soll sich der Bruder ihres Vaters immer und immer wieder an dem kleinen Mädchen vergangen haben.

Auf mehr als 40 Seiten sind Abscheulichkeiten protokolliert, die dem Kind widerfahren sein sollen. „Wegen der vorherrschenden Regeln und Sitten in der muslimischen Familie, traute sich das Mädchen jahrelang niemanden davon zu erzählen. Erst vergangenes Jahr fasste sie ihren ganzen Mut zusammen und brach ihr Schweigen“, schildert Opferanwalt Martin Preslmayr.

Missbrauchs-Opfer von Familie verstoßen

Anwalt Martin Preslmayr

Seyda hatte geahnt, welche Folgen die Vorwürfe gegen ihren Onkel haben würden. Als die junge Frau im vergangenen Jahr Anzeige erstattete, kam es sowohl bei den in Österreich als auch bei den in Pakistan lebenden Familienmitgliedern zum Eklat.

Ein Teil der Familie soll die junge Frau anfangs aus Schande geächtet haben, der andere Teil verlangte vom Onkel Konsequenzen. Im Zeugenstand erzählten die Eltern des Mädchens am Dienstag, dass Adil S. seiner Frau gegenüber die Übergriffe zugab. Der Angeklagte selbst streitet alles ab. Seine Nichte sei für ihn eine „Prinzessin“ gewesen, die sich ständig bei ihm aufhielt.

Auf die Frage des Richters, was er mit dem Kind bei der Beaufsichtigung alles anstellte, meinte Adil S.: „Wir haben gezeichnet, gespielt oder Zeichentrickfilme angesehen“.

Seyda sprach hingegen von Pornofilmen, die ihr der Onkel gezeigt haben soll. Die Frau nimmt psychologische Hilfe in Anspruch. Ein Urteil im Prozess wird es kommende Woche geben.

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