"9 Plätze - 9 Schätze": Warum die Mariazellerbahn den Sieg einfuhr

Mariazellerbahn fährt durch NÖ.
Die niederösterreichische Zugstrecke ist 2025 der schönste Ort Österreichs. Dabei geht es nicht nur um die Ausblicke.

Schnell ist sie nicht, die Mariazellerbahn. Und dennoch ist sie an allen vorbeigezogen. Die älteste elektrische Schmalspur-Gebirgsbahn der Welt, die maximal 80 km/h auf die Schienen bringt, wurde am Samstagabend im Rahmen des ORF-Formats „9 Plätze – 9 Schätze“ zum schönsten Ort Österreichs gewählt. Damit konnte Niederösterreich zum ersten Mal diesen Titel einheimsen, der seit 2014 jedes Jahr vergeben wird.

Die Mariazellerbahn verläuft zwischen der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten und dem steirischen Wallfahrtsort Mariazell. Insgesamt 84 Kilometer ist die Strecke lang. Dabei erleben die Besucherinnen und Besucher Höhen und Tiefen, denn ein Teil der Route erstreckt durch das Dirndltal, neun der insgesamt 26 Stationen liegen hingegen im Ötschergebiet und damit im Naturpark. 

„Der Sieg ist eine großartige Werbung für unser Bundesland.“

von Johanna Mikl-Leitner

ÖVP-Landeshauptfrau

In diesem Abschnitt zeigt sich der historische und architektonische Wert der Mariazellerbahn: Die Waggons schlängeln sich durch enge Bögen, durchqueren 21 Tunnel und überwinden 19 Viadukte. 600 Höhenmeter werden dabei zurückgelegt. Ein Meisterwerk der österreichischen Ingenieurskunst.

Pionierarbeit

Dabei reicht die Geschichte der Bahnstrecke bis ins 19. Jahrhundert zurück: Die ersten Überlegungen für einen Bau gab es bereits 1858. Zunächst wurde die Pielachtalbahn erbaut, 1903 fasste der niederösterreichische Landtag den Beschluss, die Strecke bis zum Pilgerort Mariazell zu erweitern. 

Dafür musste jedoch erst ein Tunnel geschaffen werden, der Gösingtunnel mit 2.369 Metern Länge. Am 2. Mai 1907 fuhr die Bahn erstmals bis Mariazell. Am 24. September 1910 reiste Kaiser Franz Josef mit der neuen Verbindung.

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Die Himmelstreppe

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Der Ötscherbär

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Der Ötscherbär

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Die Himmelstreppe

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Die Himmelstreppe

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Die Himmelstreppe

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Der Nostalgiezug

Viel bedeutender war aber wohl die frühe Elektrifizierung der Mariazellerbahn nur ein Jahr später: Ab 7. Oktober 1911 wurde der vollständig elektrische Betrieb aufgenommen. Bis heute benötigen die Züge 25 Hertz Bahnstrom, um von A nach B zu kommen. Dieser wird über das Umformerwerk Klangen und das Kraftwerk Erlaufboden bezogen. Revolutionär und umweltfreundlich – damals ebenso wie heute.

Mit so viel Geschichte konnte die Mariazellerbahn nicht nur die Finalisten aller anderen Bundesländer hinter sich lassen, sondern sich auch in der Vorauswahl gegen die beiden anderen nominierten Attraktionen aus NÖ, die Retzer Windmühle und das Rosarium Baden, durchsetzen. 

Und sie zeichnet auch aus, dass sie mehr als nur eine Touristenattraktion ist; die Garnituren der sogenannten „Himmelstreppe“ sind täglich im Einsatz und in das öffentliche Verkehrsnetz eingebunden. 

„Unsere Mariazellerbahn ist ein Kulturgut auf Schiene.“

von Udo Landbauer

FPÖ-Verkehrslandesrat

Der Erlebniszug „Ötscherbär“ verkehrt im Sommer und im Advent, Panoramawagen bieten den besten Blick auf die vorbeiziehenden Landschaften. Und wer es noch nostalgischer mag, der steigt am besten in den Dampfzug ein; die Lok wurde 1908 erbaut und ist nur noch an ausgewählten Terminen auf der Strecke unterwegs.

Mariazellerbahn: Immer mehr fahren mit

Die Fahrgastzahlen der Mariazellerbahn steigen laut den Niederösterreich Bahnen stetig. 2014 waren es 500.000 Fahrgäste, 2024 bereits 677.000. 2018 wurde das Angebot von den Kundinnen und Kunden zur besten Regionalbahn Österreichs gewählt, 2019 reihte sie die britische Tageszeitung The Guardian unter die zehn schönsten Eisenbahnstrecken Europas.

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Der 2. Platz ging an die Kellerjochkapelle in Tirol.

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Den 3. Platz belegte Vorarlberg mit den Scheidseen. 

Bei „9 Plätze – 9 Schätze“ konnte die Mariazellerbahn nun abermals überzeugen. Rund 897.000 Zuseherinnen und Zuseher verfolgten die Liveshow, gezählt wurden die Stimmen des Publikums und einer Jury. Der zweite Platz ging an die Kellerjochkapelle in Tirol, der dritte an die Scheidseen in Vorarlberg.

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