Minus drei Prozent: SPÖ muss historischen Absturz verdauen

Es war nur ein kurzer Moment der Freude im Landtagsklub der SPÖ Niederösterreich am Nachmittag des Wahlsonntags. Als bei der ersten Hochrechnung der Absturz der ÖVP und der klare Verlust der absoluten Mehrheit verkündet wurde, schallte lauter Applaus durch die Klubräume. Weit weniger Beifall gab es für das eigene Ergebnis. Das Minus beträgt mehr als drei Prozentpunkte.
"Da ist der Vizelandeshauptmann auch weg“, raunte einer der Zuhörer, nachdem bei der Hochrechnungspräsentation der Zugewinn der FPÖ verkündet wurde. In der Schar der für die Fernsehkameras im Pressefoyer des Klubs aufmarschierten SPÖ-Anhänger waren weder Führungsfunktionäre der Landespartei noch Landtagsmandatare zu finden.
Franz Schnabl im Interview
Sie wollten und durften offenbar nicht Kulisse für dieses eher betrübliche Ergebnis spielen. Im Laufe des Nachmittags drangen auch bei der SPÖ erste Gemeindeergebnisse durch, die erahnen ließen, dass es am Abend nichts zu feiern geben wird.
So war es dann auch. Man wolle sich intern zusammensetzen, das sei eigentlich nicht mehr medienöffentlich, hieß es aus der SPÖ-Zentrale. Dort lichteten sich die Reihen rasch. Als Spitzenkandidat Franz Schnabl kurz vorbeischaute, gab es Beifall.
Gespräche angekündigt
Gesprächsstoff unter den Genossen lieferte auch die Mitbewerberin ÖVP und deren Verluste. "Jetzt werden Pernkopf und der Bauernbund das Ruder übernehmen“, war zu hören.
Kein einfacher Tag SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar gestand in seinen Stellungnahmen ein, dass es ein „nicht ganz einfacher Tag“ sei. Über das Knacken der ÖVP-Absoluten – ein dezidiertes SPÖ-Wahlziel – zeigte er sich zufrieden. Die Ursachen für die Niederlage wollte er vorerst nicht nennen. Franz Schnabl sei der richtige Spitzenkandidat gewesen, stellte Kocevar klar.
Niederösterreich hat gewählt: Der Wahltag in drei Minuten
Schnabl wollte später nach dem Abrutschen seiner Partei nichts von Personaldiskussionen wissen. "Jene, die spekulieren, machen die Arbeit der ÖVP“, so der Landesvize. Das Ergebnis sehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge, kommentierte der SPÖ-Mann.
Wenig zu hören war in St. Pölten zum Erfolg des Traiskirchner SPÖ-Stadtchefs Andreas Babler, der auf Twitter über 3.500 Vorzugsstimmen jubelte.
In den Reihen der Gefolgsleute im Klub zeigten sich manche Genossen auch offen geschockt. „Das Abrutschen hinter die FPÖ ist für mich ein nicht akzeptables Ergebnis“, sagte etwa SPÖ-Urgestein Hannes Bauer.
Der frühere Landesrat und Staatssekretär, der auch bei der für Montagnachmittag angesetzten Landesparteivorstandssitzung dabei sein wird, sieht keinen Grund für einen Rückzug Schnabls. „Er hat es aber leider nicht geschafft seine Begeisterung auf die breite Wählerschaft zu übertragen“, analysierte Bauer.

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