NÖ: Wie die nächste Landesausstellung mit Tabus brechen soll
In drei Jahren findet die Landesausstellung im Landesklinikum Mauer statt, und schon jetzt kristallisiert sich heraus: Die Umsetzung wird eine große Herausforderung, und zwar in baulicher, infrastruktureller und thematischer Hinsicht. Das zeigte sich bei der Auftaktveranstaltung zur Vorbereitung der Schau im Festsaal des Klinikums. 43 Millionen Euro hat der Landtag für die Sanierung und den Umbau der vorgesehenen Jugendstil-Klinikgebäude bereits freigegeben. Dazu kommen geschätzte sieben Millionen für die Ausstellung zum Thema „Wunder Mensch. Seelische Gesundheit im Wandel der Zeit“.
Das räumliche und thematische Grundkonzept, hinter dem die wissenschaftliche Ausstellungsleitung und ein rund 30-köpfiger Beirat steht, konnte den Vertretern der Region schon präsentiert werden. Mit dem Generalthema der seelischen Gesundheit will man den Zeitnerv treffen und bei der Enttabuisierung psychischer Krankheiten helfen.
Riesenchance
Das 120 Jahre alte Klinikum, die Architektur von Carlo von Boog, die Aufarbeitung des mörderischen Nazi-Kapitels, aber auch die Rolle als moderner Ausbildungsstandort seien Themen, die bearbeitet werden, skizzierte der wissenschaftliche Leiter Armin Laussegger das Programm.
Lange habe man um diese Landesschau gerungen, „jetzt werden wir sie für unsere Region auch bestmöglich nutzen“, gab Michaela Hinterholzer, Obfrau der Leaderregion Moststraße, die Devise vor. „Die Stimmung gegenüber der Ausstellung ist sehr positiv“, versicherte sie. Im Rahmen des Events startete sie auch den Aufruf an die 31 Moststraßengemeinden und Institutionen, bis September regionale Projektideen für das Ausstellungsjahr einzureichen. Landtagspräsident Karl Wilfing stimme als Motivator ein. Er schilderte die enormen Chancen für die Region. Seine Heimatstadt Poysdorf profitiere heute noch von der Landesschau im Jahre 2013.
Einer großen Aufgabe sehen sich die Klinikleitung und die mehr als 900 Klinikmitarbeiter gegenüber. Das Haupt- und Verwaltungsgebäude wird zum 1000 m² großen Ausstellungsobjekt umgebaut. Für die Verwaltung muss ein Ersatzobjekt adaptiert werden, nach der Schau kehrt die Direktion dann an ihren ursprünglichen Standort zurück.
Weiters wird das Friedhofsgebäude samt Prosektur zum Ausstellungsobjekt, ein Pavillon wird zur Dauergedenkstätte für NS-Opfer umgebaut. Außerdem muss die denkmalgeschützte Einfriedung an der Ansichtsseite des Klinikums saniert werden.
Gedenkstätte und Patientenschutz
Da die Landesschau in Mauer bei laufendem Klinikbetrieb stattfinden wird, ist eine sorgsame Planung notwendig. Außerdem will man sich der historischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen widmen; 2.400 Menschen wurden in den 1940er-Jahren auf dem Klinikgelände von NS-Schergen ermordet, die Nationalsozialisten bewerteten Menschen mit Beeinträchtigungen als „unwertes Leben“.
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