Beginnend mit dem heutigen Sonntag will Absenger als Chef des schrulligen Rennzirkus heuer noch Wettfahrten in fünf Orten in Nieder- und Oberösterreich veranstalten. „Soapbox-King Willi“, wie ihn amerikanische Seifenkisten-Freaks nennen, hat im August auch ganz Großes vor. Da soll, „wenn es die Corona-Vorschriften erlauben“, an einem dreitägigen Rennwochenende in Neuhofen an der Ybbs um die Staats- und die Weltmeisterschaft gefahren werden.
Schon 2017 haben Absenger und sein Team eine WM am Red-Bull-Ring in Spielberg organisiert. „Dort hat eine unserer Kisten am glatten abschüssigen Asphalt den Geschwindigkeitsrekord von 100 km/h aufgestellt“, erzählt er.
Gemächlicher, aber mit Topgeschwindigkeiten von 40 bis 50 km/h dennoch flott, werden heute in Zeillern bei Amstetten rund 30 Kids ab sieben Jahren und manches erwachsene Kind in den Mini-Boliden über eine Siedlungsstraße flitzen. Die Szene ist nicht klein, so Absenger. An die 150 Rennen gibt es in Österreich in guten Jahren.
Rennklassen
Gestartet wird innerhalb eines von Absenger über die Jahre entwickelten Reglements. Es gibt drei alters- und gewichtsmäßig getrennte Klassen. Maximal 90 Kilo dürfen Fahrer und Kiste in der Rookie-Klasse (sieben bis zwölf Jahre) haben, 150 Kilo in der obersten Elite XL-Gruppe über 18 Jahren.
„Gewichte in den Autos sind bis zum Klassenlimit erlaubt, oft werden sie bis zum letzten Dekagramm ausgereizt“, amüsiert sich der 70-jährige Absenger. Spaß und Hobby stünden aber selbst bei den ehrgeizigsten Vätern junger Kisten-Piloten im Vordergrund.
Daniel Düsentriebe, Tempofreaks und Ehrgeizler treffen in der Seifenkistenliga aufeinander. Die Mini-Boliden ohne Motoren haben mit den historischen Holzkisten und Trögen auf Rädern, die zum Gaudium des Publikums spektakuläre Karambolagen lieferten, nichts mehr am Hut. Oder besser gesagt am Helm, denn ohne diesen gibt’s für niemanden eine Starterlaubnis. „Sicherheit ist das oberste Gebot. Weiters müssen alle gleiche Reifen, Radlager und Achsen verwenden“, erklärt Absenger das Reglement.
Keine Kisten mehr
So wie er und seine Vereinsfreunde haben auch viele andere Konstrukteure das Sperrholzzeitalter hinter sich gelassen. Beim Blick in Absengers Werkstatt sind Chassis-Formen, Polyester und Kunstharzdosen zu sehen. Über gefinkelt ins Wageninnere gezauberte Stahlseilzüge werden die flotten Kisten gesteuert und gebremst.
Baupläne, Tipps und handwerkliche Hilfen werden unter den Seifenkistenfreaks trotz aller Konkurrenz gerne getauscht. „Das Wichtigste ist und bleibt noch immer das Geschick und Talent des Fahrers“, so Absenger. Sein Siegestipp: „Spät lenken, spät bremsen“.
Wissenswertes
Seifenkisten-Regeln Für die Teilnahme an Seifenkistenrennen nach den Regeln von „Austria Seifenkiste e.V.“ gilt ein Mindestalter von sieben Jahren. Wer keine selbst gebaute Kiste besitzt, darf auch eine gebrauchte kaufen oder mieten. Vereinsarbeit und Rennabwicklung sind ehrenamtlich.
Renntermine Vorläufige Termine für Rennen innerhalb des Cups sind heute in Zeillern (NÖ), der 26. Juni in Mattighofen (OÖ), der 18. Juli in Habersdorf (NÖ), der 20. bis 22. August in Neuhofen/Y. (NÖ) mit geplanter WM und der 12. September in Vöcklamarkt (OÖ). Info: www.austria-seifenkiste.at
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