St. Pölten: Kriegsopfer erhalten nach 80 Jahren eine Gedenkstätte

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261 Menschen wurden in einem Massengrab beerdigt. Nun sind ihre Namen auf Grabsteinen zu lesen.

Zusammenfassung

  • 261 Kriegsopfer, darunter Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und Bombenopfer, wurden in St. Pölten in einem Massengrab beerdigt und erhalten nun eine Gedenkstätte mit ihren Namen.
  • Die Identifizierung der Opfer und die Aufarbeitung ihrer Schicksale erfolgten durch jahrelange Forschungsarbeit von Manfred Wieninger und seinem Sohn, unterstützt vom Institut für jüdische Geschichte.
  • Das Gedenkprojekt wurde durch Mittel von Bund, Land und Stadt ermöglicht und die Grabsteine von Künstlerin Renate Stockreiter gestaltet.

Fatima Adschi-Osmanova. Josef Dudek. Vincenzo Ersoni. Das sind nur drei von 261 Namen, die lange Zeit in Vergessenheit geraten waren.

In den Kriegsjahren 1940 bis 1945 wurden Kriegsgefangene, jüdische oder christliche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und Umgesiedelte in einem Massengrab in St. Pölten verscharrt. Dieses lag dort, wo sich heute der Friedhof befindet. Auch Bombenopfer oder Menschen, die im Krankenhaus oder in einem Armenhaus ihr Ende fanden, waren unter den Verstorbenen. 

Es ist dem Magistratsbeamten Manfred Wieninger (1963-2021) und seinem Sohn Alexander zu verdanken, dass diese Menschen nun eine würdige Gedenkstätte am Friedhof erhalten haben.

Jahrelange Forschungsarbeit

Wieninger hat jahrelang nach den Namen und Schicksalen der Opfer geforscht. Zum Teil konnten auch Nachkommen ausfindig gemacht werden. Am Institut für jüdische Geschichte wurden die Informationen aufgearbeitet. Nun wurden diese auf Grabsteinen sichtbar gemacht. 

„261 Menschen, davon rund 25 Kinder, sind durch Gewalt und die Kriegsfolgen ums Leben gekommen, von 238 sind die Namen bekannt. Hinter jedem Namen steht ein Verbrechen, eine Krankheit, Grausamkeit, Unmenschlichkeit, eine Gewaltgeschichte oder ein tragisches Schicksal“, machte Institutsleiterin Martha Keil bei einer Gedenkveranstaltung am Donnerstag bewusst. Nur selten habe man die Gelegenheit, „ein historisches Grundrecht so klar wieder gutzumachen“, betonte Stephan Mlczoch seitens des Innenministeriums.

Finanziell ermöglicht wurde das Gedenkprojekt mit Mitteln des Bundes, des Landes Niederösterreich und der Stadt St. Pölten. Künstlerin Renate Stockreiter gestaltete die Grabsteine.

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