Der Unparteiische ist auf dem Spielfeld auch oft der Unbeliebte. Karl Höferl scheint das nicht weiter zu stören. Vor allen Dingen, weil diese Bezeichnung wirklich nicht zutrifft. Nach fast 50 Jahren als Schiedsrichter und mehr als 1.000 gepfiffenen Spielen ist er erboste Spieler, enttäuschte Eltern und schreiendes Publikum gewöhnt. Dennoch übt der Kremser die Tätigkeit auch mit 80 Jahren noch mit Fairness und Freude aus.
„Die Kritik muss man aushalten, man darf nicht angerührt oder kleinlich sein“, findet Höferl. Außerdem soll man nicht alles hören: „Es hilft, wenn man schwerhörig ist“, sagt er lachend. Darauf angesprochen, dass er sich die doch anstrengende Tätigkeit immer noch „antut“, erklärt er: „Der Umgang mit jungen Menschen hält jung.“ Außerdem sei es, jetzt wo er ausschließlich im Jugendbereich pfeift, einfacher. „Die kritisieren einen nicht und man muss nicht so viel laufen.“
Der 80-Jährige hat lange in Stein und Krems Fußball gespielt. Nach zwanzig Jahren als aktiver Spieler, wollte Höferl es dann als Schiedsrichter probieren. Der Grund: Er hat selbst eine Rote Karte bekommen. „Ich dachte, was der Trottel kann, kann ich auch.“ 48 Jahre später ist Höferl aber offensichtlich ruhiger geworden.
Vom NÖ Fußballverband heißt es, dass Spieler, Trainer und Fans seine Leistungen loben und seine lockere Art auf dem Platz schätzen: „Mit seiner Erfahrung und seinem Engagement trägt Höferl dazu bei, dass junge Talente ihrer Leidenschaft für Fußball nachgehen können.“ Einfach war die Arbeit als Schiedsrichter nicht immer, sagt Höferl. Vor allem die Fahrten zu den Spielen seien oft beschwerlich gewesen. „Die Polizei war nicht immer auf unserer Seite“, erzählt Höferl. Es gab aber auch Ausnahmen. Als er einmal auf dem Weg nach Wiener Neustadt vergessen hat zu blinken, wollte ein Polizist zuerst 100 Schilling von ihm. „Auf meine Mitteilung, dass heute meine ganze Gage als Fußballschiri weg wäre, hielt er Rücksprache mit seinem höheren Kollegen und beide senkten die Strafe auf nur noch 20 Schilling.“
Nicht nur Kritik
Wer sich vorstellt, dass Höferl als Schiedsrichter ständig kritisiert wird, liegt übrigens falsch, sagt er: „Die meisten benehmen sich, loben einen sogar nach dem Spiel und zahlen ein Achterl oder zwei.“ Die Eltern oder Großeltern würden aber schon öfter man rufen „Pfeif amoi!“
Höferl arbeitete in seinem Berufsleben als ÖBB-Prokurist. Mit seiner Frau Grete war er bis zu ihrem Tod vor zehn Jahren 50 Jahre lang verheiratet, hat zwei Kinder mit ihr und ist bereits dreifacher Opa. In seiner Laufbahn als Schiri hat er auch für die 1. Landesliga gepfiffen, für den Verband war er auch Referent. Sportlich war der Kremser immer. In seinem Leben ist er insgesamt 24 Marathons gelaufen, darunter viele in Wien und der Wachau, aber auch im Ausland. Stolz zeigt er seine Medaillen und Auszeichnungen für seine Sportkarriere. Und davon gibt es viele: Er ist unter anderem Träger des Goldenen Ehrenzeichen des NÖ Fußballverbands.
Und wie lange will Höferl noch auf dem Feld für Fairness sorgen? Derzeit herrsche Schiedsrichtermangel, „sonst nehmen sie so einen Oiden“ gar nicht. Er macht also weiter: „Ich pfeife, solange es geht.“
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